Donnersbergkreis „Dirty Dancing“ mal ganz anders

Haben das Waldgrehweilerer Bürgerhaus zum Toben gebracht: die Turnerfrauen, die verschiedene Berufe anhand typischer Bewegungen
Haben das Waldgrehweilerer Bürgerhaus zum Toben gebracht: die Turnerfrauen, die verschiedene Berufe anhand typischer Bewegungen so geschickt darstellten, dass keine Akteurin die andere berührt hat.

Einmal mehr haben zahlreiche einheimische und auswärtige Akteure bei der „Spanjer Fasnacht“ das Bürgerhaus auf der sogenannten Waldgrehweilerer „Insel“ zum Beben gebracht. Mit dem örtlichen Schlachtruf „Spanje olé!“ eröffnete Melanie Wolf die bunte Narretei – sie führte mit ihrer charmant-frechen Schnauze und kessen Schlagfertigkeit durch das bunte dreistündige Abendprogramm mit Büttenreden, Sketchen, Tanz und Gesang.

Über zwei Täler aus dem „fernen“ Würzweiler angereist war Büttenredner Jan Fellner, der so einige Urlaubserlebnisse mit den Klischee-Deutschen in Sandalen, weißen Tennissocken und bis zur Brust hochgezogenen Hosen zu berichten wusste. Auch an die spanischen Spezialitäten war sein Magen nicht wirklich gewohnt, was ungeahnte Folgen nach sich zog. Im folgten zwei alte „Kreschdcher“ (Heidi Gläser und Heide Specht), die wegen ihres hohen Alters gleich zu Beginn des Programms eingeplant worden waren – schließlich benötigen sie ja noch ausreichend Zeit für ihren Schönheitsschlaf. „Settche“ erzählte, dass sie die Aushilfsstelle bei der Gemeinde nicht bekommen habe, weil diese für „beiderlei Geschlecht“ ausgeschrieben war. „Sannche“ hielt mit der Story dagegen, dass sie nun den Busführerschein mache. Grund: Die Polizei habe ihr geraten, besser Bus statt Auto zu fahren. Während Bajazzo Jaqueline Wolf noch mit dem Verteilen der Orden beschäftigt war, machte sich der städtische Jäger aus Obermoschel (Klaus Niebergall) auf den Weg in die Bütt. Mit eindeutig-zweideutigen Wortspielen aus dem Jägerlatein erklärte der Weidmann von Klasse, wie er seiner Passion fröne, stets einen Schuss im Rohr habe und sein Hund beim „Halali“ so richtig scharf werde. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass er bei der Jagd die jungen Hasen den alten Hirschkühen vorziehe. Das Bürgerhaus zum Toben brachten wie gewohnt die Gymnastikdamen des Turn- und Sportvereins Finkenbach-Waldgrehweiler (Leitung Hannelore Weber) mit ihrem wieder einmal gekonnten Auftritt. Sie vollführten als Polizist, Sportler, Maler, Tischler, Bäcker, Ballerina, Boxer und Nonne ihre berufstypischen Bewegungen in Reih und Glied so synchron, dass keine die andere dabei berührte. Bereits im dritten Jahr mit von der Partie waren die Katzenbacher „Butterflys“ (Trainerin Nicole Beilmann), die als „goldische Määd“ mit Perücken und venezianischen Masken Wolfgang Amadeus Mozart so richtig rocken ließen und bei ihrer gelungenen Tanzperformance auch so manche Hebefigur präsentierten. Rhythmisch startete auch die zweite Hälfte mit dem Playback-Auftritt von Andrea Bergs „Schwester“ Christiane alias Christian Czasch im Frauengewand. Als Hausmeister klagte Jens Borckholder aus Gerbach sein Leid: Er erzählte vom Urlaub in der Wüste mit seiner Freundin, der von ihr geplant, vom Chef festgelegt und von der Bank zeitlich begrenzt worden war. Als Stadtdamen und Landfrauen lieferten sich die Turnerfrauen ein verbalen Schlagabtausch. Während die Feinen Ochs und Kuh nicht voneinander unterscheiden konnten, „radierten“ die Bauerntrampel sechs Semester lang auf der „Unität“. Von seinem Leben als „arme Sau“ in einer kinderreichen, sozial schwachen Familie hatte Klaus Niebergall so einiges zu berichten, während im Sprechzimmer der Schwarzwaldklinik die polnisch-türkische „Völkerverständigung“ mit Heike Dindorf und Tine Schlemmer ihren Höhepunkt erreichte, indem für jede Krankheit gleich der richtige Facharzt ausgetauscht wurde: Für den Ohrenschmerz der „Orologe“, fürs steife Genick der „Genickologe“, gegen Ziehen im Darm der „Gedärmakologe“ und bei plagenden Hämorrhoiden hilft der ägyptische „Arschäologe“. Eine völlig andere Version von „Dirty Dancing“ zelebrierte das Männerballett „Spanjer Kaltblüter“ (Leitung Melanie Wolf): Baby Houseman (Frank Köhler) schaffte auf Anhieb den gewagten Sprung hoch in die Arme von Tanzlehrer Johnny Castle (Benny Urbanczyk). Eine Zugabe als afrikanische Tänzer mit Baströcken war quasi unumgänglich und brachte die Narrhalla zu später Stunde nochmals so richtig auf Touren, bevor der Klamauk mit einer großen Polonaise aller Mitwirkenden seinen krönenden Abschluss fand.

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