Donnersbergkreis Ein Hallenwirt „naggisch on Heavens Door“

Als Meeresbewohner präsentierten sich Kinder und Personal des Wichtelkindergartens beim originellen Oberwiesener Kerweumzug.
Als Meeresbewohner präsentierten sich Kinder und Personal des Wichtelkindergartens beim originellen Oberwiesener Kerweumzug.

Es ist schon erstaunlich, was die kleine Waldgemeinde Oberwiesen an der Kerwe auf die Beine stellt. Auch dieses Jahr wurde wieder vier Tage ausgelassen gefeiert. Höhepunkt war einmal mehr der Umzug mit folgender Kerwerede. Der Lindwurm präsentierte sich farbenfroh, einfallsreich und mit tollen Kostümen. Traditionell tat die Feuerwehr aus Kriegsfeld Dienst, damit die heimischen Floriansjünger ihren Stand betreuen und selbst mitfeiern konnten – im umgekehrten Fall ist es dann genauso.

Auch weitere Bräuche werden in Oberwiesen gepflegt: An etlichen Anwesen waren die Fahnen mit dem Ortswappen gehisst. Und der Kerwebaum wurde durch den Ort getragen, was angesichts seiner Größe eine beachtliche Leistung von „Kerwevater“ Marcel Dexheimer war. Dieser war zum Auftakt am Freitag bei der „Kerweversteigerung“ sozusagen gewählt worden und durfte sich seine „Kerwebraut“ aussuchen. Die Wahl fiel auf Kathrin Gard – zusammen eröffnete das Paar am Samstag den Kerwetanz. Begleitet wurde der Kerwebaum vom -strauß: Dieser besteht aus einer Heugabel – an der eine Riesenbrezel, ein Ring Fleischwurst und eine Flasche Wein hängen – und ist natürlich zum direkten Verzehr nach dem Umzug bestimmt. Der Karneval-Club aus Kriegsfeld (KSK) war sowohl mit einem Motivwagen als auch mit Funkenmariechen und Minifunken dabei. Die Alten-Herren-Kicker des Sportvereins hatte ihren Wagen mit dem Motto versehen: „Ohne Jogi besser draa, unser Männer vun de AH.“ Harry Potter war nebst Gefolge – allesamt in tollem Outfit – ebenfalls mit seinem stilechten Wagen angereist. Mit dabei war auch ein „Techno-Opa on Tour“ mit seinem Elektrorollstuhl und einer „Bierinfusion“ – Motto: „Schaffe, schlofe, Ballermann“. Auch die „mobile Badewanne“, mit Rollen und Antrieb versehen, war eine zündende Idee. Der „Kerwehannes“, eine in ländlichem Stil gekleidete Strohpuppe, durfte im Auto von Fred Feuerstein von den Flintstones mitfahren. Angetrieben wurde dieses per Muskelkraft – sprich: geschoben. Gezählt waren Hannes’ Tage am Montag, da wurde er zur Kerwebeerdigung verbrannt. Die Mörsfelder Kerwejugend präsentierte sich als die „Meerschfeller Bichseranze“. Der Name geht auf eine alte Gewohnheit im Ort zurück, nach der den Schulkindern das Pausenbrot in einer Büchse mitgegeben wurde. Die heimischen Kerweborsch präsentieren sich als Schotten, die ein fahrbares „Wiesbachmonster“ aus Wingertholder, grünen Tonnen mit roten Augen und Rückenflosse gebastelt hatten – Nessie wäre harmlos dagegen. Die Kleinen vom Wichtelkindergarten stellten allerlei Meeresbewohner von Nixen bis zum Hai dar. Ihre Devise: „Von der Kieme bis zur Flosse wolle mer die Sau rauslosse.“ Für die musikalische Begleitung sorgte der Spielmannszug aus Alzey-Weinheim. Einen Besuch lohnte der Kerweplatz an der Gemeindehalle, wo ein Pfeilwurf- und Losstand, ein Schießstand, ein Wagen mit Süßigkeiten und zwei Karussells warteten. In der Halle berichtete Benjamin Daub derweil in der Kerwerede unter anderem von dem Bürger, der sein Haus sichern wollte, mit der modernen Technik jedoch überfordert war. „Doch bei dem, was jetzt kimmt, greift mer sich an de Kopp, des Hasehirn triggt mit seine Worschdfinger de falsche Knopp.“ Von einem nahen Weinfest aus hat er die Alarmanlage nicht nur eingeschaltet, sondern auch ausgelöst, was letztlich einen Polizeieinsatz zur Folge hatte. „Naggisch on Heavens Door“ hat sich angeblich der Hallenwirt präsentiert, als des Nachts ein Schaf geschrien hat. „Im schlofdolle Kopp un nur in de Unnerbux flitzt er schnell enaus, hoffentlich is dem Schoof nix bassiert, des wär jo e Graus.“ Zu allem Unglück fällt dann die Haustür zu – nach drei Stunden im Stall holte der Unglücksrabe Hilfe, um die Haustür aufhebeln zu lassen. Dann war da noch die Heimfahrt nach einem Besuch in einem Kirchheimbolander Biergarten: Der Fahrer hielt unterwegs an, weil es einem Fahrgast übel wurde. Dieser sprang jedoch zu schnell aus dem Auto und rutschte einen Hang hinunter. „Mim Gesicht zu bremse is net so schee, un ganz unner uns, es dud ach ganz schee weh. Im riese Feld von Brennessele bin ich geland, un hummer zu allem Elend noch die ganz Fratz verbrannt.“ Nicht zuletzt gab’s die Geschichte vom Nachbar mit der Kettensäge, der unerlaubt einen Baum auf dem Grundstück nebenan gefällt hatte. Aber an der Kerwe waren die Kontrahenten wieder versöhnt: Zu schön ist das Feiern in Oberwiesen.

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