Adventsimpuls Einen geeigneten Rahmen finden: Sind wir noch im Bilde?

Die Adventszeit ist jedes Jahr ein von uns zu gestaltener Rahmen für das Bild Weihnachten.
Die Adventszeit ist jedes Jahr ein von uns zu gestaltener Rahmen für das Bild Weihnachten.

Bevor ich das Studium der Theologie begann, arbeitete ich in einer Buchbinderei und Bildereinrahmung. Es war immer spannend, mit den Kunden den richtigen Rahmen für ihre Bilder zu finden. Denn es gibt eine Unmenge an Auswahl und den passenden zu finden, war nicht immer leicht. Er durfte nicht vom Bild ablenken, er sollte die Aussage und die Schönheit eines Bildes unterstreichen und es nicht dominieren. Die Farbgebung sollte Elemente des Gemäldes aufgreifen. Aber es bleibt dabei: Der Rahmen ist wegen des Bildes da und nicht umgekehrt. Es würde keinen Sinn machen, einen Rahmen an die Wand zu hängen ohne Bild.

Einen Rahmen gestaltet auch der Evangelist Markus, um das Kommen Gottes in unsere Welt zu beschreiben. Da ist Johannes der Täufer in seiner kargen und nüchternen Gestalt. Er ist nicht in feinen Häusern zu Hause und lebt von einer kargen Kost. Seine Arbeitsstätte ist die Wüste und der Jordan. Seine Botschaft ist nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Sie ist sehr ernst. Bekehrung und Abwendung von falschen Wegen, Meidung der Sünde (es gibt nicht nur Verkehrssünden oder Umweltsünden!) und Hinwendung zu dem kommenden Gott. Die Zeit ist reif für sein Kommen. Jetzt wird die Hoffnung der Menschen in Erfüllung gehen.

Jesus steckt in unserer Haut

Es müssen Menschen mit einer großen Hoffnung sein, die sich seiner Predigt aussetzen. Das Bild in diesem Rahmen ist der menschgewordene Gott, der in unserer Haut steckt. Wir sagen ja oft zueinander: Ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Das hat Jesus nicht getan. Er steckt in unserer Haut. Er solidarisiert sich sogar mit denen, die sich in ihrer Haut nicht wohlfühlen. Nur so kann er uns ganz nahe sein – mitten unter uns auf Augenhöhe. Durch seine Geburt wird unsere Welt nicht von selbst heil. Aber Menschen, die ihn in sich aufnehmen, die ihn in ihr Herz einlassen, können auch zum Heil der Welt beitragen.

Da fragt jemand seinen Nachbarn: „Wenn Du dem himmlischen Vater eine Frage stellen könntest, was würdest Du ihn fragen?“ Die Antwort: „Warum lässt Du all das Unheil in der Welt zu?“ – Darauf der andere: „Warum fragst Du ihn nicht?“ – „Weil ich Angst habe, dass er mich das Gleiche fragt!“

Befinden uns in einer „Gotteskrise“

Die Adventszeit ist jedes Jahr ein von uns zu gestaltender Rahmen für das Bild Weihnachten. Die Frage ist: Bleibt bei uns der Rahmen leer, in der Mitte ein gähnendes Loch? Der Rahmen ist wunderbar. Aber die Sache selbst, das Bild? Sind wir noch im Bilde?

Man kann ehrlicherweise nicht von Weihnachten reden, ohne von Gott zu sprechen. Da aber geraten wir schnell ins Stocken. Können wir das noch, von Gott sprechen und zu ihm? In der Gegenwart ist viel von der Kirchenkrise die Rede. Wenn es nur darum ginge. Eigentlich befinden wir uns in einer „Gotteskrise“. Kann Gott in die Krise geraten? Er nicht, aber wir mit ihm. Unsere Gegenwart leugnet Gott nicht, aber rechnet auch nicht ernsthaft mit ihm. Unser Gott ist weder zu fürchten noch zum Verlieben. Fängt jemand damit an, gilt er als altmodisch und verschroben. So reden und erklären wir alles Mögliche, aber es kommt kaum noch durch, was wir der Welt schuldig sind: dass wir für Gott einstehen. Sind wir noch im Bilde?

Zum Thema der Impulse zum Advent:

„Hoffnung heißt durch den Horizont sehen“, hat jemand gesagt. Unter diesem Thema werden Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises in Kirchheimbolanden zu den Adventssonntagen und zum Heiligabend Impulse schreiben.

Die Adventszeit ist von jeher die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Gottes in Gestalt seines Sohnes Jesus Christus. Durch ihn bekommen wir den Blick durch den Horizont, einen hoffnungsvollen Durchblick.

Die Impulse orientieren sich in diesem Jahr an den neutestamentlichen Lesungen zu den Sonntagen, wie sie in der katholischen Kirche üblich sind. Sie sollen helfen, die unterschiedlichen Aspekte der Adventszeit wahrzunehmen und neu zu bedenken. Dazu wünschen wir allen Leserinnen und Lesern Gottes Segen.

Für den AK Ökumene: Otto-Erich Juhler, Evangelische Stadtmission Kirchheimbolanden

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