Börrstadt Erfolg auf dem Theresienhof: Wie ein Schafbock eine Schäferfamilie ehrt

Merino-Bock Emil mit den Schäfermeistern Ralph (links), Johannes Brendel und Selina Brendel.
Merino-Bock Emil mit den Schäfermeistern Ralph (links), Johannes Brendel und Selina Brendel.

Ralph Brendel und sein Sohn Johannes freuen sich über eine Ehrung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Ausgezeichnet wurden streng genommen aber nicht sie, sondern einer ihrer Schafböcke.

BÖRRSTADT. Emil, ein Schafbock der Merino-Linie ist mit der Kammerpreismünze in Silber für besondere züchterische Leistungen in der tierischen Produktion ausgezeichnet worden. Der Familienbetrieb der Brendels befindet sich auf dem Theresienhof bei Börrstadt. Gewinner sind zwei Schäfermeister verschiedener Generationen, nämlich Vater und Sohn. Vieles verbindet die beiden Preisträger, neben der Liebe zur Schafzucht auch die zur freien Natur und zu Tieren im Allgemeinen. Nur die Anfänge bei der Schafhaltung unterscheiden sich. „Ich durfte den Beruf des Schäfers nicht erlernen, weil meine Eltern darin keine Zukunft sahen“, erzählt Vater Ralph. Seit seinem zehnten Lebensjahr besaß er zwei Schafe, die er hegte und pflegte. Deshalb gab es eine Ausbildung zum technischen Angestellten mit dem Hobby Schafhaltung als Nebenerwerb. Im Jahr 1987 erwarb er zusammen mit seiner Gattin Christa das heute bewohnte landwirtschaftliche Anwesen in der Kaiserstraße auf dem Theresienhof. „Drei Jahre später wurde aus dem Nebenerwerb unsere Haupterwerbsquelle und seither haben wir den Betrieb stets weiterentwickelt. Die Schafhaltung füllt mein Leben und somit brauche ich keine Hobbys. Hier habe ich alles: Tiere Natur, Familie und das Geschäft“, zeigt sich der Senior zufrieden.

Das kann auch Sohn Johannes von sich behaupten, der von Kindesbeinen an mit der Schafhaltung groß geworden ist. Ihm seien keine Steine in den Weg gelegt worden und so konnte er den geliebten Beruf ergreifen: „Nach der Ausbildung war ich 18 Monate lang bei einem Wanderschäfer in der Oberpfalz. Der hatte eine Herde von rund 2000 Schafen und da konnte ich noch viel lernen und Erfahrungen sammeln“, erzählt der Junior. „Ich habe hier alles zusammengefasst zu meinen Beruf, die Freiheit, die Natur und die Tierwelt“.

Umzug der Herde mit etlichen Hürden

Rund 600 Schafe gehören zur Herde, die derzeit in Obermoschel grast. „Demnächst geht es zum Grünstadter Berg. Da sind etliche Hürden zu nehmen“, erläutert der 29-jährige Schäfermeister Johannes Brendel. Da es über viel befahrene Landstraßen geht, werde die Herde auf Teilstrecken von der Polizei begleitet. „Ein höherer Aufwand und viel Bürokratismus ist das Überqueren von Bahnübergängen. Dafür ist mein Vater Spezialist.“ Ralph Brendel studiert die Fahrpläne der Bahn und nimmt Kontakt zu den Verantwortlichen auf, damit es nicht zu Zusammenstößen kommt. „Es ist nicht immer einfach, aber in Absprache machbar“, erzählt der 63-jährige Schäfermeister weiter.

Emil, der ausgezeichnete Bock, ist bei der Aktion nicht dabei. Der weilt zu Hause und ist dort für die Nachzucht verantwortlich. „Stolz sind wir auf Emil“, sagt die Schäferfamilie. Vorgeführt wurden die Tiere für ihre Bewertung beim Lukasmarkt in Mayen, wo es den Pferde- und Schafmarkt noch nach altem Recht gibt. Rund 200 Schafe wurden den Preisrichtern vorgestellt. Das äußere Erscheinungsbild, das Wollkleid als wichtiger Faktor, die Fleischfülle und die -qualität sind Kriterien bei der Bewertung. Die Chancen stehen gut, dass es nicht der letzte Preis für Schafe aus Brendel’scher war: „Die Nachkommen werden granatenmäßig sein, denn alle Vorzüge von Emil gehen auf die Nachkommen über“, erzählt Ralph Brendel.

Kritik an Verbänden und Politik

„Acht Stunden ist kein Schäfertag“, erzählt der Senior von der Arbeit, die hinter allem steckt. Dies gelte nicht nur für ihn und seinen Sohn, sondern auch für den Rest der Familie. Ehefrau Christa ist für den Hofladen verantwortlich. All ihr Können und Wissen habe sie sich selbst angeeignet und so steht sie im Schlachtraum und zerlegt die geschlachteten Tiere. „Damit vermeiden wir lange Transporte und somit den Tieren Qualen“, erklärt Christa Brendel, die auch den Verkauf organisiert. Die 28-jährige Schwiegertochter Selina ist gelernte Näherin und da hat sie eine Nische geöffnet: Aus der Merino-Wolle fertigt sie Schäferbedarf. Auf jeden Fall wird es eine dritte Generation auf dem Theresienhof geben. Die Söhne Silas (sieben Jahre) und Malte (zwei Jahre) stehen bereits in den Startlöchern und helfen fleißig mit. Aber eines ist schon heute klar: Obwohl es sich der Nachwuchs so sehr wünsche, soll es auf dem Hof keine Ziegen geben.

Kritik üben die Preisträger an den Verbänden und der Politik. „War früher ein kleiner Block für die Verwaltungstätigkeit ausreichend, so müssen heute Computerprogramme und große Aktenordner her“, bemängelt Ralph Brendel. Er wünscht sich einen schnellen und deutlichen Abbau der Bürokratie, die mittlerweile einen beträchtlichen Teil seiner Zeit in Anspruch nehme.

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