Donnersbergkreis Für den Ernstfall gut gewappnet

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„Bestätigter Brand mit Gefahrstoffaustritt bei der Firma Diversy Germany Production in Kirchheimbolanden“. Mit diesen Worten alarmierte die Leitstelle Kaiserslautern Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten im Donnersbergkreis. 230 Rettungskräfte rückten am Samstagmorgen aus – glücklicherweise nur zur Großübung.

„DONAR I“ hieß die Großübung, zu der am Samstagmorgen rund 230 Rettungskräfte ausrückten. Punkt 10 Uhr versendete die Kreisverwaltung Donnersbergkreis über das neue Warn- und Informationssystem KATWARN (wir berichteten) die Information dazu. Die Funkmeldeempfänger der Helfer der Stützpunktfeuerwehr Kirchheimbolanden und des Gefahrstoffzuges piepsten laut. Auf dem Werksgelände in der Morschheimer Straße stieg eine Rauchwolke aus dem Fertigwarenlager empor, ein schriller Alarmton war weithin zu hören und Warnleuchten signalisierten den Personen auf dem Gelände die Gefahr. Binnen weniger Minuten waren Werksleiter Jörg Müller sowie Mitarbeiter aus den Fachbereichen Chemie, Firmentechnik und Sicherheit zum Firmentor geeilt, um die Rettungskräfte einzuweisen. Vier Minuten nach der Alarmierung traf der Rettungswagen der DRK-Rettungswache Kirchheimbolanden – gefolgt vom Notarzt – an der Einsatzstelle ein; kurze Zeit später waren die Martinshörner der anrückenden Feuerwehr Kirchheimbolanden deutlich hörbar. Dicke schwarze Rauchschwaden drangen zwischenzeitlich aus dem Dach der Werkshalle. Nachdem die Einsatzkräfte eine erste Erkundung vorgenommen hatten, wurden die Ortsfeuerwehren Bischheim, Marnheim, Bolanden und Oberwiesen alarmiert. Die Rettungskräfte führten die Betroffenen und Verletzten außerhalb des Gefahrenbereichs zusammen. Schnell war klar, dass Unterstützung notwendig sein würde. Zumal sich neben den Firmenmitarbeitern eine Schulklasse auf dem Gelände befand. Die Kinder waren zu einer Werksbesichtigung eingeladen. Umgehend wurden die DRK-Schnelleinsatzgruppen (SEG) und weitere Kräfte nachalarmiert. Während die Drehleiter der Feuerwehr Kirchheimbolanden in Stellung gebracht und mit dem Löschangriff von außen begonnen wurde, erkundeten Trupps unter schwerem Atemschutz das Innere der Halle und brachten erste Schwerstbrandverletzte ins Freie. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung wurden der Löschzug Wasser sowie große Tanklöschfahrzeuge aus den Verbandsgemeinden Eisenberg, Göllheim, Winnweiler und Rockenhausen nachgefordert, ebenso eine zweite Drehleiter aus Göllheim. Das Heulen der Werkssirenen wurde begleitet von zahlreichen Martinshörnern, immer mehr Rettungskräfte trafen ein und verteilten sich auf dem Platz, abermals stieg dichter Rauch empor. Die Einsatzstelle wurde in die Abschnitte Brandbekämpfung, Gefahrstoffe, Logistik und Gesundheit sowie etliche Unterabschnitte gegliedert. Nun mussten die Führungskräfte aus Gruppenführern, Zugführen, Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI), SEG-Leitung, Organisatorischem Leiter und Leitendem Notarzt ihr Zusammenspiel unter Beweis stellen. Unterstützt wurden sie durch die Kräfte der Kreisführungsgruppe und die Technik des neuen Katastrophenschutz-Einsatzleitwagens. Auch die Dezernenten des Kreises, die untere Wasserbehörde, die Polizei und kommunale Vertreter kamen mit ins Boot. Wie Kreisfeuerwehrinspekteur Christian Rossel sagte, lief alles weitestgehend routiniert und ohne große Hektik ab. Der Brand hatte sich gemäß Übungsplanung mittlerweile auf die gesamte Halle ausgebreitet und drohte auf angrenzende Gebäude überzugreifen. Zudem wurde ein großer Behälter mit Ameisensäure beschädigt, die ungehindert austrat. Fachkräfte des Gefahrstoffzuges legten ihre grünen Chemieschutzanzüge an und begannen mit der Sicherung, Schutzbereiche wurden gebildet. Insgesamt waren rund 200 Gefahrstoffe auf dem Werksgelände bekannt; besonders gefährlich: etliche reagieren mit Wasser, äußerste Vorsicht war geboten. Auf dem angrenzenden Parkplatz hatte das DRK mittlerweile eine Verletztensammelstelle eingerichtet, teilte die Verletzten in Gefährdungskategorien ein und bereitete sie nach der Erstversorgung für den Abtransport vor. Rettungshubschrauber für die Brandverletzten wurden angefordert. Im Eifer des Gefechts mit Säure in Kontakt geratene Verletzte wurden auf den Sammelplatz gebracht, was zu Kontaminierung einiger Einsatzkräfte führte. Im Ernstfall wäre das ein Problem. Auf dem Messeplatz entstand ein Bereitstellungsraum für nachrückende Einsatzkräfte und das Industriegebiet wurde abgeschirmt. Trotzdem gelang es Schaulustigen und Angehörigen von Firmenmitarbeitern auf das Gelände zu kommen – Letztere wurde vom Kriseninterventionsdienst psychisch betreut. Noch immer rückten Kräfte aus der ganzen Umgebung nach, selbst SEG-Einheiten des DRK Kaiserslautern und ABC-Erkunder der Berufsfeuerwehr Kaiserslautern kamen mit Blaulicht und Einsatzhorn angebraust. Mittels Haspeln und Schlauchwagen wurde die Wasserversorgung über längere Zuwege sichergestellt. Andere Einheiten mussten den regulären Brandschutz sicherstellen, so dass am Ende rund 20 Feuerwehr- und diverse Katastrophenschutzeinheiten eingebunden waren. Nach drei Stunden war das Übungsziel erreicht, alle Beteiligten zeigten sich mit dem Verlauf zufrieden. Landrat Winfried Werner dankte für die gelungene Übung und für das ehrenamtliche Engagement der Einsatzkräfte zum Wohle der Bürger. Er betonte, wie wichtig solche Übungen für das Gelingen der Einsätze im Notfall seien.

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