Donnersbergkreis Flip-Flops für DFB-Elf

„Das war echte Maßarbeit.“ Für Anne-Katrin Hummel, Geschäftsführerin von Flip-Flop, kam die Anfrage ziemlich überraschend. Vier Wochen vor der Fußball-WM in Brasilien orderte das ZDF für die deutsche Nationalelf eine ganze Batterie Zehenschuhe, die Sohle mit den Deutschlandfarben durchzogen, dem Namenszug der Spieler plus Rückennummer, die passende Schuhgröße inklusive. Seitdem weiß die 36-Jährige, dass Schweinsteiger Schuhgröße 46 trägt und nicht der Spieler ist, der auf dem größten Fuß lebt. Hummel hat sofort mit den Produzenten in Hongkong Kontakt aufgenommen. „Zeitlich hat es genau hingehauen, wobei das ZDF sicherheitshalber jedes Schuhpaar dreimal bestellt hat, plus 2000 Flip-Flops ohne Namenszug, für den Verkauf.“ Die Spieler bekommen die Badelatschen bei Interviews vor laufender Kamera überreicht. „Eine schöne Werbung für uns, auch wenn das ZDF den Namen Flip-Flop nicht nennt“, sagt die studierte Architektin, die seit zwei Jahren wieder in Pirmasens lebt. ZDF-Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein spreche lieber von „Strandläufern“. Und was ist für die minimalistischen Treter die korrekte Bezeichnung? „Flip-Flop. Nur wir dürfen den Namen verwenden, die anderen Hersteller müssen Badelatschen sagen, Zehentrenner, Strandschlappen.“ Ihr Vater Bernd habe das Label im Jahr 2003 gekauft und sich den Markennamen schützen lassen. Flip-Flop, diese bunten Dinger für knapp 25 Euro, machen Anne-Katrin Hummel Spaß. Weil sie so vielseitig sind. „Die Leute tragen sie am Strand, in der Stadt, bürotauglich sind sie je nach Branche auch“, klärt Hummel auf, die nächste Woche mit den badeschuhartigen Sandalen, wie sie der Duden beschreibt, nach Berlin zur Fashionweek reist, dem Treffpunkt der internationalen Modeszene. Drei Designer schicken ihre Models mit Flip-Flops auf den Laufsteg. Der bunte Hingucker, den es immer in Modefarben gibt - aktuell Lobster und Seegrün - gehe auch zum Abendkleid. Wie viele Flip-Flops das Unternehmen im Jahr verkauft, will die junge Geschäftsfrau nicht sagen. „Wir geben nicht gerne Zahlen raus.“ Weltmarktführer sei nach wie vor die Firma Havaianas in Brasilien. „Aber in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wir an der Spitze“, so Hummel. Werbenummern wie die mit dem ZDF betreibt die Flip-Flop-Geschäftsführerin nur mit großer Zurückhaltung. „Es muss einfach passen.“ Eingelassen hat sie sich bislang lediglich auf je eine Sonderkollektion für Porsche und das Nobel-Hotel Adlon in Berlin, das seinen Gästen schwarze Flip-Flops für den Spa-Bereich zur Verfügung stellt. Alles andere schade dem Image des Klassikers, sagt die Frau, die lange in Melbourne in Australien und in Chicago gelebt hat. Pirmasens fühle sich für sie im Moment als Hauptwohnsitz gut an, auch weil sie viel unterwegs sei. Für den neuen Katalog ist sie im vergangenen Jahr drei Wochen mit dem Rucksack durch Mexiko gereist, hat sich inspirieren lassen von Farben und Menschen. Ein Muster an einer Dorftracht hat ihr so gut gefallen, dass es das Deckblatt des Katalogs und eine T-Shirt-Kollektion ziert. Mindestens viermal im Jahr besucht Hummel die Flip-Flop-Produktionsbetriebe in Asien. Auch in Deutschland ist sie viel auf Achse, sucht nach neuen Standorten für Flip-Flop-Läden. Fündig geworden ist sie bereits in Köln, Berlin, Münster und im Zweibrücker Outlet. Ausgebaut hat sie in den vergangenen Jahren auch die Flip-Flop-Kollektion, die längst aus mehr besteht als den waschbaren Sommersandalen aus aufgeschäumtem Kunststoff mit Naturkautschuk-Riemchen. Im Programm seien 40 Artikel, Ketten, Winterstiefel, Sandalen in Lack und Leder und Hausschuhe. Natürlich schaut die Chefin von 15 Mitarbeitern die Spiele der deutschen Elf. Und verfolgt gespannt die Interviews mit Jogis Jungs, bis die Schuhnummer kommt. Besonders gut hat ihr gefallen, dass Lukas Podolski direkt seine Straßenschuhe ausgezogen hat und in die Flip-Flops geschlüpft ist. Vor laufender Kamera.

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