Göllheim Gutenbergschule: Abschlussklasse kämpft gegen Rassismus und für die Umwelt

Bei ihrem Umweltprojekt bekam die Abschlussklasse Unterstützung von einem ehemaligen Schüler mit Traktor.
Bei ihrem Umweltprojekt bekam die Abschlussklasse Unterstützung von einem ehemaligen Schüler mit Traktor.

Rassistische Kommentare haben die Schüler vereinzelt schon selbst mitbekommen. Deshalb setzte sich der Abschlussjahrgang der Gutenbergschule für das Projekt „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ ein. Doch es ist nicht das einzige Projekt, für das sich die 16 Schüler engagiert haben.

An der Gutenbergschule in Göllheim gibt es Schüler aus vielen verschiedenen Ländern, mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlicher Hautfarbe. Deshalb sei das Thema Rassismus besonders sensibel und relevant, erzählen Luca Kühner und Carina Christmann. Beide machen gerade ihre Fachhochschulreife an der Realschule plus. Mit ihrem Abschlussjahrgang haben sie sich für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ eingesetzt.

Darüber, ob sich die Schulgemeinschaft aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen möchte, hatte es eine geheime Abstimmung unter allen Schülern, Lehrern und dem weiterem Personal der Schule gegeben. 86,6 Prozent stimmten zu und das Projekt konnte beginnen. Die Schüler des Abschlussjahrgangs gingen daraufhin in die Klassen und klärten ihre Mitschüler darüber auf, wie sie mit rassistischen Bemerkungen umgehen können. Wer selbst betroffen ist, sollte sich Unterstützung suchen und wer Rassismus mitbekommt, sollte sich für andere einsetzen. Besonders ging es dabei darum, die Schüler zu sensibilisieren und als Gemeinschaft gegen Rassismus vorzugehen.

Wirken der Abschlussklasse soll nachhallen

„Es wird viel über Probleme gesprochen“, sagt Luca Kühner, „aber man muss auch aktiv werden.“ Für ihn sei es ein schönes Gefühl, etwas zu tun und helfen zu können. Für das Engagement von Kühner und seinen Mitschülern bekommt die Schule im September die Plakette „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ überreicht. Das bedeutet auch, dass das Engagement gegen Rassismus weitergeht. Auch wenn der Abschlussjahrgang dann die Schule bereits verlassen hat, wird es in Zukunft Workshops geben, um weiter über Rassismus aufzuklären und als Schulgemeinschaft dagegen vorzugehen.

Unterstützung haben die Schüler auch von Dunja Hilbert, der Koordinatorin der Fachoberschule, bekommen. Hilbert ist außerdem die Sozialkundelehrerin der Abschlussklasse und hat im Unterricht mit den Schülern über die Projekte gesprochen. „Durchgeführt haben die Schüler die Projekte größtenteils selbstständig“, betont sie.

Traktor hilft beim Anlegen einer Blumenwiese

Ihr Sozialkundeunterricht spielte auch bei einem weiteren Projekt eine Rolle. Denn die Abschlussklasse setzte sich auch für die Umwelt ein und begann im August 2023, eine Bienenwiese anzupflanzen. Wenn alle im Sozialkundeunterricht schon fertig mit den Aufgaben waren, gingen die Schüler nach draußen und arbeiteten weiter auf der Bienenwiese.

Gemeinsam haben sie sich gegen Rassismus und für die Umwelt eingesetzt, nun verlässt die Abschlussklasse die Gutenbergschule.
Gemeinsam haben sie sich gegen Rassismus und für die Umwelt eingesetzt, nun verlässt die Abschlussklasse die Gutenbergschule.

„Die Umwelt ist unsere Zukunft“, sagt Carina Christmann und erklärt, dass ihr Jahrgang die Bienenwiese pflanzte, weil es durch Monokultur, Pestizide und neue Bauplätze immer weniger insektenfreundliche Pflanzen gebe – ein Problem für die Bienen. Zu Beginn habe Regen und Matsch die Arbeit erschwert. Unterstützung bekamen die Schüler vom vorherigen Abschlussjahrgang, mit dabei auch ein Schüler, der mit dem Traktor zu Hilfe kam. Von ihrem Klassensaal aus kann die Abschlussklasse auf die Bienenwiese schauen. So erlebten die Schüler live mit, wie im Frühling die Wiese blühte und die Bienen kamen. Auf der Wiese stehen auch ein Apfel- und ein Birnenbaum. Der Birnenbaum wurde ebenfalls von der Abschlussklasse gepflanzt und soll in Zukunft von den kommenden Jahrgängen gepflegt werden.

Morde sollen nicht vergessen werden

Auch beim Volkstrauertag in Göllheim engagierten sich einzelne Schüler des Abschlussjahrgangs. Statt über die Opfer des Ersten und Zweiten Weltkriegs sprachen die Schüler dieses Mal über Morde im Namen einer vermeintlichen Ehre. Carina Christmann war eine der Schülerinnen und las Namen von Personen vor, bei wegen der Wiederherstellung einer vermeintlichen Familienehre umgebracht wurden. Bei ihren Recherchen war Christmann von einer Geschichte besonders berührt und betroffen. Dabei ging es um eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern. Ihr Ex-Mann war gewalttätig und durfte sich der Familie nicht mehr annähern. Als die Mutter auf der Arbeit war, waren ihre Kinder alleine Zuhause. Der Ex-Mann drang daraufhin in die Wohnung ein und ermordete beide Kinder. Carina Christmann findet es wichtig, dass diese Morde nicht vergessen werden.

Dass die Abschlussklasse sich in verschiedenen Projekten engagierte, könnte auch an dem Zusammenhalt in der Klasse liegen. „Wir sind nur 16 Schüler“, erzählen Luca Kühner und Carina Christmann. „Dadurch, dass man sich so gut kennt, hat man eine starke Gemeinschaft.“ Bei der Nachmittagsbetreuung der Ganztagsschule halfen einzelne Schüler des Jahrgangs ebenfalls. Weil es dort an Personal mangelte, haben die Schüler bei Hausaufgaben geholfen und AGs betreut. Am 28. Juni ist die Abschlussfeier und Zeugnisvergabe für die 16 Schüler. Dann verlässt der Abschlussjahrgang die Schule. Die Projekte gegen Rassismus und für die Umwelt werden aber bleiben und von den kommenden Jahrgängen weitergeführt werden.

x