Donnersbergkreis „Immer den richtigen Ton getroffen“

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Im VG-Rat wurde er ja bereits offiziell verabschiedet, gestern nun fand in Rudolf Jacobs Bürgermeisterzimmer die verwaltungsinterne Verabschiedung des langjährigen Büroleiters, Oberamtsrat Bernd Kiefer, in den Ruhestand statt.

Nach Winnweiler kam der Ur-Gehrweilerer, der in der rund 340 Einwohner zählenden Gemeinde auch Ortsbürgermeister ist (laut Rudolf Jacob „so ungefähr seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg“) via Kreisverwaltung Kirchheimbolanden: ursprünglich nur abgeordnet für einen Monat. Dass daraus schließlich 31 Jahre wurden, hat Bernd Kiefer, der zunächst eine kaufmännische Ausbildung gemacht hat und nach vier Jahren bei der Bundeswehr in die Beamtenlaufbahn eintrat, ganz offensichtlich nie bedauert: „Ich bin jeden Morgen gerne zur Arbeit gegangen“, sagt er. Dass es auch schwere Zeiten gab, verschweigt er allerdings auch nicht: Zu Zeiten von Jacobs Amtsvorgänger Peter Schulz sei so manche Sitzung des VG-Rats zum Teil äußerst unangenehm verlaufen – „man wollte die Verwaltung vorführen“, so Kiefer. Sehr stressig sei auch die Zeit des Rathausumbaus gewesen: „Das ging teilweise an die Substanz.“ Lieber erinnert sich Kiefer aber ohnehin an schöne Erlebnisse: Wie er einmal mit dem Kollegen Walter Josef Bäuml in der Mittagspause die Höringer Kerb besuchte und die zugestandene Pausenzeit um Stunden überzog. Wie die Vorzimmerdame seines damaligen Chefs Schulz schließlich in der Wirtschaft anrufen und die beiden „Kerweborsch“ ins Rathaus zitieren musste. Zum Glück hatte die gewitzte Dame aber mitgedacht und den Beamten auf Abwegen einen Urlaubszettel für einen halben Tag ausgefüllt. Der Legende nach soll es Kiefer und Bäuml schließlich gelungen sein, den tobenden VG-Chef mit dem Argument, sie hätten in Höringen „an vorderster Front für die Sache der Verwaltung gekämpft“, zu versöhnen. Der Tag soll bei einem gemeinsamen Absacker in Winnweiler zu Ende gegangen sein. Die Urlaubsanträge hatte Schulz da schon großzügig zerrissen. Seinen Ruf unter den Kollegen als „Spirituosenexperte“ verdankt Kiefer allerdings nicht dieser Begebenheit, vielmehr seien die Gehrweilerer schon seit vielen Jahren für ihre selbstgebrannten Schnäpse berühmt, die sie im Rahmen von Schnapsprobierabenden verkosteten. Immerhin: Die Kultur, so versichert Kiefer, sei dabei auch nicht zu kurz gekommen – mit Gästen wie dem Mundartdichter Eugen Damm oder den Mainzer Hofsängern. „Auf jeden Fall“, so Kiefer, „wurden dort so 40 verschiedene Schnäpse verkostet, alle selbstgebrannt.“ Und so kann man dann auch den Ruf eines Experten bekommen. Diesem trug VG-Chef Rudolf Jacob prompt Rechnung – neben der obligatorischen Urkunde für den scheidenden Büroleiter gab es eine Flasche zehn Jahre alten Nordpfälzer Whisky. Kiefer habe, so Jacob, in seinen 31 Jahren bei der VG vieles entscheidend mitgestaltet und hinterlasse jetzt ein „gut bestelltes Feld mit funktionierenden Strukturen und gut ausgebildetem, motiviertem Personal“. Solches sei im Öffentlichen Dienst nicht überall selbstverständlich. Besonders hob Jacob hervor, dass Kiefer, selbst SPD-Mann, bei seinen Mitarbeitern „mehr auf objektive Kriterien wie Qualifikation und weniger auf die Parteizugehörigkeit“ geachtet habe. Er selbst habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass Kiefer im Umgang mit den Mitarbeitern eigentlich immer den richtigen Ton getroffen habe. Er sei ein sehr menschlicher Bürochef gewesen, der sich aber auch vor klaren Ansagen nicht gefürchtet habe. Dass ihm im Ruhestand langweilig werden könnte, fürchtet Bernd Kiefer nicht: Ortsbürgermeister sei er ja schon, jetzt werde er wohl auch noch Gemeindediener. Außerdem plant er noch viele Reisen in sein geliebtes Südtirol – und schließlich soll seine Familie auch nicht zu kurz kommen. Den richtigen Ton trifft er übrigens auch daheim: als erster Vorsitzender beim Gesangverein und aktiver Sänger im Bass.

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