Donnersbergkreis Lebensader für dörfliches Miteinander

Der Brunnen in der Dorfmitte schlummerte lange unter der Erde.
Der Brunnen in der Dorfmitte schlummerte lange unter der Erde.

«Sankt Alban». Es gibt kaum eine Gemeinde im Donnersbergkreis, die nicht einen oder mehrere Dorfbrunnen hat. Die einen sind kaum zu übersehen, die anderen muss man suchen. Und manche bergen eine interessante Geschichte. Die RHEINPFALZ hat sich im Landkreis umgeschaut und so einiges Erstaunliches herausgefunden. Heute geht es um die Brunnen von Sankt Alban.

Zu den Gemeinden im Donnersbergkreis, die jährlich ein Brunnenfest feiern, gehört auch St. Alban. Den „Delwern“ und ihren Gästen wird am kommenden Samstag, 8. Juli, wieder die Gelegenheit geboten, rund um den Dorfbrunnen bei Musik und gutem Essen alte Erinnerungen auszutauschen und neue Bekanntschaften zu knüpfen. In den 1930er Jahren bekam St. Alban seine Wasserleitung, die dem Dorf bis zum Anschluss an das Netz des Zweckverbandes Wasserversorgung „Westpfalz“ das kostbare Nass lieferte. Und ebenso wie andernorts gab es zu jener Zeit offensichtlich auch in St. Alban weitsichtige Köpfe, die – im Wortsinn – den behördlichen Anweisungen zur Beseitigung vorhandener Brunnen nur oberflächlich nachkamen. Die alten Brunnenanlagen wurden zwar abgeräumt, die zum Teil uralten Schächte aber „net zugschmiss“, sondern nur abgedeckt. So verschwand auch der ehemalige Schulbrunnen in der Ortsmitte für einige Jahrzehnte unter dem Boden. Nicht nur die Schulkinder konnten in früheren Zeiten mit seinem Wasser in den Pausen ihren Durst löschen. Auch das damals für den Lehrer unverzichtbare eigene Vieh wurde damit getränkt. Wer letztlich den Anstoß zur Reaktivierung dieses Brunnens gab, ist nicht überliefert, die Geschichte seiner Wiedererrichtung jedoch haben die „Delwer“ Neubürger Volker Langguth-Wasem und seine Ehefrau Ingeborg Wasem hautnah miterlebt. Als Volker Langguth-Wasem noch Behindertenbeauftragter der Stadt Frankfurt am Main war, suchte er für sich und seine Frau nach einem Wochenendhaus. 1980 fanden sie in der St. Albaner Ortsmitte ein kleines altes Anwesen mit bäuerlichem Charakter. Statt des ursprünglich geplanten Wochenend-Domizils fanden die Eheleute durch Zufall eine Dauerbleibe, und trotz der mühsamen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen haben sie es nie bereut, hier sesshaft geworden zu sein. Der mittlerweile 70-jährige Langguth-Wasem gibt unumwunden zu, dass dazu die liebenswürdigen und toleranten Einwohner dieses „weltoffenen Dorfes“ erheblich beigetragen hätten. Und mit Freude kann er jetzt an der von viel Grün umgebenen lauschigen Sitzecke seines Gartens erzählen, wie nicht nur sein heutiges Wohnhaus aus alter Bausubstanz entstand, sondern auch gleich nebenan auf dem Platz bei der ehemaligen Schule der alte Brunnenschacht freigelegt und davor ein Brunnen errichtet wurde. Nachdem der sieben Meter tiefe Brunnenschacht restauriert war, wurde dicht daneben auf einer Betonplatte die kreisrunde Brunnenbrüstung aus Bruchsteinen gemauert. Über die auf dem Boden befestigte schwarze gusseiserne Schwengelpumpe kann mit Hilfe einer eingebauten Elektropumpe in einem Kreislauf Wasser aus dem Schacht gefördert werden. Im Zuge von Dorfverschönerungsmaßnahmen wurde die rückwärtige Scheune zu einem Feuerwehrgerätehaus umgebaut und die gesamte Fläche davor gepflastert. Eine damals in der Mitte des neuen Dorfplatzes gepflanzte Esskastanie ist mittlerweile zu einem stattlichen Baum herangewachsen, in dessen Schatten Bänke zum Verweilen einladen. Die Aufstellung eines Telefonhäuschens und des heute noch vorhandenen Briefkastens neben dem Brunnen begünstigten die Entwicklung dieses Platzes zum inoffiziellen Dorfmittelpunkt. Langguth-Wasem erinnert sich, dass man sich dort zunächst noch eher zufällig über den Weg lief, aber trotzdem meistens etwas Zeit gefunden hätte für ein Schwätzchen. Allmählich seien die Leute der Geselligkeit wegen auch ohne Brief und ohne telefonieren zu wollen an den Brunnenplatz gekommen. Als dann der eine oder andere auch noch etwas zu trinken mitgebrachte, habe schon bald die Idee zur Veranstaltung eines Brunnenfestes Gestalt angenommen. Dazu wurden im Sommer 1985 erstmals Tische, Bänke und ein Ausschankwagen aufgestellt und dann ausgiebig gefeiert. Weil das Brunnenfest bei der Bevölkerung gut ankam, entstand daraus im Lauf der Jahre ein Dorffest mit einem bunten Rahmenprogramm, das eine Reihe – heute zum Teil nicht mehr aktiver – Vereine mitgestaltete. INFO Gibt es auch in Ihrer Gemeinde Brunnen, die eine Geschichte haben und um die es auch interessante Geschichten gibt? Dann melden Sie sich bei uns – per E-Mail an reddonn@rheinpfalz.de.

x