Donnersbergkreis Meine EM: Schottische Fans 1, Deutsche Bahn 0

Die Deutsche Bahn ist Partner der Uefa bei der Fußball-EM – pünktlicher ist sie deswegen aber nicht.
Die Deutsche Bahn ist Partner der Uefa bei der Fußball-EM – pünktlicher ist sie deswegen aber nicht.

Die Fußball-EM in Deutschland ist in vollem Gange. Und wir wollen wissen, was die Donnersberger mit dem Turnier verbinden, was sie erleben, was sie freut oder ärgert – oder ob sie lieber Handball schauen. In einer täglichen Kolumne berichten wir.

Ich bin beruflich sehr viel mit der Deutschen Bahn unterwegs. Eigentlich hatte ich die Hoffnung, dass gerade jetzt in der Zeit der Fußball-Europameisterschaft die Züge pünktlicher laufen. Leider ist eher das Gegenteil der Fall. Als der ICE an einem Dienstag mal wieder 86 Minuten Verspätung hatte und dann auch vor Aschaffenburg außerplanmäßig stoppte, weil, so der Schaffner, der Zugführer seinen neuen Fahrplan nicht parat hatte, sagte eine Dame im Sitz neben mir: „Wir geben da kein gutes Bild in Europa ab.“

Wie recht sie hatte. Den schottischen Fans eine Reihe weiter war es aber tatsächlich egal. Die feierten lautstark. Was mir und auch Reisenden die Laune doch erheblich verbesserte. Herrlich, wie diese Gruppe Schotten in ihren blauen Trikots und Röcken in Tartan tatsächlich schon reichlich angeheitert an diesem Morgen um 8 Uhr in Frankfurt in den ICE nach München eingestiegen war. Im Ruhebereich nahmen die Jungs und älteren Männer ihre Sitze ein, konnten sie ja, die Plätze waren nicht reserviert. Sie blieben äußerst höflich, waren aber mit ihrem Dudelsack nicht gerade leise. Eine große Schottland-Flagge wurde über die Sitzreihe gespannt. Einige johlten zudem die ganze Zeit. „There is no quiet train“, „Es gibt keinen leisen Zug“. Die Mitreisenden lachten.

Typisch deutsch

20 Minuten ging das lustige Treiben. Bis der Schaffner kam. Der machte die verdutzten Schotten-Fans bei der Ticketkontrolle nämlich darauf aufmerksam, dass sie doch reservierte Sitze hatten. Die waren halt im anderen Zugteil. Hm, doof. Ruhig, aber konsequent forderte er die schottischen Fans auf, beim nächsten Halt in Aschaffenburg in den anderen Zugteil zu wechseln. Brav packten die Jungs aus Glasgow, ohne sich groß zu beschweren, ihre Fahnen, den Dudelsack, die zahlreichen Koffer sowie die zwei Paletten Warsteiner Bier zusammen und verließen das Abteil.

Hinter ihnen blieben rund 20 unreservierte Plätze halt frei. Ich dachte mir nur: „Wie typisch deutsch war das denn vom Schaffner. Hätte sie ja auch sitzen bleiben lassen können.“ Der Zug hielt plötzlich wieder ungeplant. Alles war wieder still im Abteil. Bei einigen Passagieren, die keine Schotten waren und im Abteil geblieben waren, bildete ich mir ein, wieder diesen latent aggressiven Gesichtsausdruck gegenüber der DB zu erkennen. Ich zuckte für mich kurz mit den Schultern, setzte mich ebenfalls frustriert wieder hin und sagte mir nur leise: „No Scotland, no party! Danke wirklich für nichts, Deutsche Bahn!“

Die schottischen Fans haben auch schon unseren Redakteur Tommy Rhein mit ihrer Stimmung überzeugt.

Mitmachen

Die Fußball-EM in Deutschland: Das ist ein besonderes Ereignis. Bis zum Finale berichten wir jeden Tag an dieser Stelle über persönliche EM-Erlebnisse oder -Erinnerungen. Wir weisen auf besondere Veranstaltungen im Donnersbergkreis hin, erzählen von feiernden (oder weinenden) Fans, berichten über Public Viewing oder analysieren knallhart die Spiele der deutschen Elf als seien wir Bundestrainer. Wir fragen auch Menschen auf der Straße oder Promis, wie sie zum Turnier stehen. Wenn auch Sie liebe Leser, etwas zur EM zu sagen haben, etwas Kurioses, Verrücktes oder Emotionales erlebt haben: Schreiben Sie uns eine E-Mail an reddonn@rheinpfalz.de.

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