Kirchheimbolanden Meine EM: Wie der Vater, so zum Glück nicht der Sohn
Ein wenig wurde das Viertelfinale der DFB-Elf gegen Spanien für mich zur Zeitreise. Zum ersten Mal war ich mit dem eigenen Nachwuchs beim Public Viewing. Der Fünfjährige fieberte zwar noch verhalten mit, beschäftigte sich letztlich doch mehr mit dem kindgerechten Rahmenprogramm, dem Gelände oder seinem kleinen Bruder. Unterm Strich kann mir das aber nur recht sein. Denn wie gesagt: Die Tatsache, mit dem Kleinen zum Fußballschauen zu gehen, weckte Erinnerungen an die eigene Kindheit. Und (leider) war ich beim ersten großen Turnier, an das ich mich noch tatsächlich erinnern kann, schon deutlich euphorischer. Damals spielte Deutschland auch im Viertelfinale. Bei der WM 1994 traf die DFB-Elf mit Jürgen Kohler, Lothar Matthäus, Rudi Völler und Torwart Bodo Illgner auf den Außenseiter Bulgarien. Das Ergebnis war das gleiche wie nun gegen die Spanier – mit 1:2 musste Deutschland überraschend die Segel streichen. Binnen drei Minuten hatten die Bulgaren eine deutsche Führung gedreht. Und hier komme ich, besser gesagt mein siebenjähriges Ich ins Spiel. Denn ich durfte mit zum Fußballschauen ins Sportheim. Damals nannte man das noch nicht Public Viewing und die Leinwand war auch lediglich ein Röhrenfernseher. Da ich mich schon damals auf Vereinsebene für den Hamburger SV entschieden hatte war ich neben dem Deutschland-Shirt auch mit einem kleinen HSV-Fähnchen, meiner Beute von der zeitgleich stattfinden Kerb ausgerüstet. Nun kam es, wie es kommen musste. Der Siegtorschütze der Bulgaren war kein geringerer als Yordan Letchkov. Und Fußball-Experten erinnern sich jetzt bestimmt daran, für welchen Verein eben dieser Letchkov seine knapp 100 Bundesligaspiele absolviert hat. Richtig, den HSV. Und welcher Siebenjährige ist entsprechend jubelnd und wild mit seiner kleinen HSV-Fahne wedelnd durch das Sportheim getanzt, nachdem Bulgarien den letztlich entscheidenden Treffer gegen Deutschland erzielt hatte? Na dreimal dürfen sie raten. Die Geschichte musste ich mich jedenfalls oft anhören. Und die bösen Blicke der Menschen im Sportheim blieben auch lange haften. Entsprechend entspannt bin ich dann doch, dass mein eigener Nachwuchs nun recht teilnahmslos Zeuge der deutschen Niederlage gegen Spanien wurde. Allerdings dürfte die Erinnerung an das erste große Spiel entsprechend auch nicht so nachhaltig im Gedächtnis bleiben.