Donnersbergkreis Rückkehr in schwieriger Zeit

Als Werkleiter von Borg Warner nach Kirchheimbolanden zurückgekehrt: Jürgen Adam.
Als Werkleiter von Borg Warner nach Kirchheimbolanden zurückgekehrt: Jürgen Adam.

Nach anderthalb Jahren ist Jürgen Adam zurück in der Kleinen Residenz. Nachdem er in der Nähe von Stuttgart ein kleineres Werk von Borg Warner geleitet hatte, ist er nun für das in Kirchheimbolanden zuständig. Der Start ist jedoch alles andere als einfach. Der Dieselskandal hat auch Auswirkungen auf die Produktion am Donnersberg.

Gegangen als Leiter des Produktbereichs E-Booster, zurückgekehrt als Werkleiter: Nein, er habe nicht gewusst, dass sein Weg so aussehen wird, sagt Jürgen Adam. Dass es so gekommen ist, freut ihn aber sehr. „Die Zeit in der Nähe von Stuttgart war sehr spannend – ein neues Team, neue Produkte. Ich habe viel gelernt“, sagt der 52-Jährige. Unter der Woche lebte er in Schwaben, am Wochenende war er dann daheim bei seiner Frau und den beiden Kindern in Steinwenden im Landkreis Kaiserslautern. Nachdem sein Vorgänger Arnaldo Iezzi bei Borg Warner einen anderen Posten übernommen hat, künftig als „Vice President“ und General Manager Europa und Südamerika globaler unterwegs sein wird, war die Chance da für Adam auf eine Rückkehr in die Kleine Residenz am Donnersberg. „Ich bin froh über die Möglichkeit, hier Verantwortung zu übernehmen“, erzählt er. Den Start hätte er sich jedoch anders gewünscht, daraus macht der neue Werkleiter kein Geheimnis. Denn der Dieselskandal macht auch dem Standort Kirchheimbolanden zu schaffen, wo die Aufträge zurückgehen. Etwa 80 Prozent der in Kibo hergestellten Produkte sind für Dieselmotoren, berichtet Adam. „Besonders in den vergangenen Monaten haben wir es hier gemerkt.“ Eine Situation, die auch den Mitarbeitern nicht entgangen ist. Zumal momentan kein Tag ohne Hiobsbotschaft in Sachen Dieselskandal vergehe. „Das Thema wird auch viel gepusht – von den Medien, aber auch von der Politik“, sagt Betriebsratsvorsitzender Michael Zimmermann. Da sei die Verunsicherung auch keine Überraschung. „Ich vermisse in der politischen Diskussion, dass man auch Rücksicht nimmt auf das, was möglich ist“, ergänzt Adam. Er habe das Gefühl, dass der Diesel nun der Schuldige an allem ist. „Die Vorteile werden gar nicht mehr herausgestellt.“ Dass sich der Kunde mit Blick auf Themen wie Dieselskandal, Fahrverbote oder neues Abgasprüfverfahren für ein anderes Fahrzeug entscheidet, sei nicht verwunderlich. Was das nun alles für Borg Warner und speziell das Werk in Kirchheimbolanden bedeutet, können weder Adam noch Zimmermann sagen. Sie möchten aber gemeinsam Lösungen finden, um den Standort möglichst zukunftssicher aufzustellen. Von Vorteil sei, dass im Werk innovative Produkte wie der E-Booster, ein in Kirchheimbolanden entwickelter elektrisch angetriebener Verdichter, produziert werden. „Wir haben mehrere Kundenprojekte gewonnen, die Produktion läuft hoch“, berichtet der Werkleiter. Ebenfalls erfreulich: In Kirchheimbolanden ist gerade ein Großprojekt für einen deutschen Premiumhersteller – den Namen darf das Unternehmen aus vertragsrechtlichen Gründen noch nicht nennen – angelaufen. Hier werden Turbolader für das gesamte mittlere Motorensegment hergestellt, und dafür wurden mehrere Produktionslinien installiert. Unabhängig davon mache man sich aber auch Gedanken über neue Geschäftsfelder. Einstufige Lader für Ottomotoren, optimierte Turbolader für Hybridfahrzeuge und natürlich auch die Elektromobilität sind Themen bei dem US-amerikanischen Automobilzulieferer. Der beliefert bereits Fahrzeughersteller mit Elektromotoren, wie Unternehmenssprecher Hans-Peter Vater sagt. Die aktuelle Situation erinnert Michael Zimmermann an 2015. Vor drei Jahren gab es im Unternehmen Ängste, dass Mitarbeiter entlassen werden, weil Teile der Produktion ins Ausland verlagert wurden. Letztlich verständigten sich Betriebsrat und Geschäftsführung auf eine „Zukunftsstrategie 2020“, bei der betriebsbedingte Kündigungen oder ein Sozialplan ausblieben, allerdings ist Teil der Strategie auch eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl im Werk Kirchheimbolanden. Dort arbeiten derzeit rund 1850 Menschen – vor drei Jahren waren es noch rund 2000 –, im benachbarten Entwicklungszentrum sind es weiterhin etwa 450 Mitarbeiter. Genau diese Konstellation – Werk und Entwicklungszentrum an einem Standort – sieht Jürgen Adam auch als einen großen Vorteil für Kirchheimbolanden. Werkleitung und Betriebsrat stehen aktuell in regelmäßigem Austausch, wollen gemeinsam „nach Lösungen suchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Adam. „Alle Mitarbeiter machen sich im Moment große Sorgen“, verdeutlicht Zimmermann die Situation. Wichtig ist es dem Betriebsratsvorsitzenden, mit den Beschäftigten „ehrlich umzugehen, sie über den Stand der Dinge zu informieren“, was unter anderem auch bei einer Betriebsversammlung Ende November geschehen soll. Man sei sich hier auch der Verantwortung für die Region bewusst, betonen Zimmermann und Adam. „Wir versuchen aus den unzähligen Informationen, die es derzeit in Sachen Diesel gibt, abzuleiten, wo der Weg hingeht und die richtigen Maßnahmen zu treffen“, so der Werkleiter. Wirtschaft

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