Donnersbergkreis Rock-Hits – fetzig, a capella oder im Überraschungspaket
BOLANDEN. Rockmusik – da denkt man vielleicht an E-Gitarren oder Männer in schwarzer Lederkluft, die ihre wilde Haarmähne im Takt der Musik schütteln. Egal, was man assoziiert: Man denkt im ersten Moment wohl kaum an einen Chor. Dass diese Kombination aus Rock und Chor zusammenpasst, zeigten die Voices in der ausverkauften Halle in Bolanden. Sie brachten das Publikum mit Rock-Hits überwiegend des 20. Jahrhunderts zum Beben.
Die E-Gitarre setzt langsam ein und trägt die langsame, fast schon verträumte Melodie. Der Chor klinkt sich ein. Die klaren Stimmen in Kombination mit der E-Gitarre lösen bereits eine leichte Gänsehaut aus. Kräftig und dennoch irgendwie leicht klingt der Text von „Stairway to heaven“ von Led Zeppelin in den Ohren des gebannten Publikums. Schlagzeug und E-Bass setzen ein. Die Gänsehaut verstärkt sich. Diesen Effekt können die Akteure vor allem durch die Live-Musik der Band Unherz, die an diesem Abend den Chor Voices bei einigen Liedern unterstützt haben, erzielen. Gitarrist Andreas Arnold, Bassist Jochen Wallauer und Schlagzeuger Christian Bogert sehen nicht nur aus wie echte Rocker, sie verstehen auch ihr Handwerk. Und sie leben die Musik. All das traf an diesem Abend jedoch auch zweifellos auf die Sängerinnen und Sänger zu. Frauen in engen schwarzen Lederhosen, aus den lässig über die Schulter fallenden Shirts blitzte hier und da ein Tattoo heraus. Männer in Shirts der bekannten Bands dieses Genres mit Sonnenbrillen und teilweise sogar mit Perücken versetzen die Zuhörer in eine andere Zeit. Die Haare wild toupiert – echte Rocker. Rock geht aber auch a capella. Der Hit „Rama Lama Ding Dong“ bestach mit den unterschiedlichen Gruppen des Chors, die sich abwechselnd Melodie und Begleitung teilten. Schon nach den ersten beiden Takten sah man kaum mehr einen Fuß im Publikum, der nicht mitwippte. Das lag auch an dem Dirigenten Stefan Schwammel, der bei diesem Lied vollen Körpereinsatz zeigte und sich mit seinen dirigierenden Bewegungen in den Chor mischte. So war er quasi mittendrin statt nur davor. Rock kann auch Rock’n’ Roll sein. Passend dazu tanzten in der Pause Doris Ottenritter und Kristof Zsolt von der Tanzschule Movement. Viele Lieder des Abends wurden mit einer persönlichen Note oder ganz eigenen Interpretation versehen. So entdeckte man von den eigentlich bekannten Liedern ganz neue Seiten. Als man zu diesem Zeitpunkt des gut dreistündigen kurzweiligen Konzerts dachte, dass das kaum noch zu übertreffen sei, überraschten die Voices einmal mehr die Zuhörer. Als vornehmlich die Frauen in den Hit „We will rock you“ von Queen einstimmten, unterbrach im Publikum plötzlich jemand. „Do fehlt de Wumms“, hörte man eine männliche Stimme grölen. Manche Zuhörer schauten etwas perplex, doch dann wurde die Situation schnell aufgelöst: Dirigent Schwammel bat den Herrn auf die Bühne, er solle es besser machen. Das tat er dann auch und hatte allerhand männliche Unterstützung dabei: den „Voices-for-men“-Projektchor, wie sich später herausstellte. Doch zuvor lieferten sich die zwei Geschlechtergruppen ein – wie es im Musikbusiness gerne genannt wird – „Battle“, zu Deutsch: Kampf. Gegenseitig stachelten sie sich an, die Rock-Hits besser umzusetzen. Die Frauen wählten Hits wie „Ist a raining men“ oder „Schrei nach Liebe“. Beide sehr klar und dennoch unglaublich kräftig gesungen. Die Männer konterten mit „Sweet Home Alabama“ und „König von Deutschland“. Der Clou: Auf den Queen-Hit „We will rock you“ der Frauen antworteten die Männer musikalisch mit „Rock mi“ vom österreichischen Schlagersänger Andreas Gabalier. Das Publikum war begeistert. Der Projektchor hatte einen ebenso tolle Glanzleistung abgelegt wie die Voices. Und der Chor setzte auch auf diese künstlerische Aktion noch eins drauf: Die Band spielte die bekannte Melodie von „Highway to hell“ der Kultband ACDC. Und da trat von hinten plötzlich eine blonde Frau nach vorne, die fast schon leicht schüchtern wirkte. Dann begann Svenja Neumann aber zu singen. Ein so kraftvolles und authentisch interpretiertes Solo hat man selten gehört. Die Stimme leicht kratzig wie im Original und dennoch mit einer persönlichen Note versehen. Im ersten Moment verschlug es dem Publikum die Sprache. Und dann begannen alle zu jubeln. Die Voices hatten ihr Ziel erreicht: Sie haben die Halle gerockt.