Donnersbergkreis Rodung soll Weg für Zoar-Großküche ebnen

Im neuen Rockenhausener Gewerbegebiet „Lohwiese“ möchte das Diakoniewerk Zoar ein Versorgungszentrum mit Küche und Bäckerei baue
Im neuen Rockenhausener Gewerbegebiet »Lohwiese« möchte das Diakoniewerk Zoar ein Versorgungszentrum mit Küche und Bäckerei bauen. Im Vorgriff darauf werden seit gestern Rodungsarbeiten durchgeführt.

Gestern hat die Firma Geib damit begonnen, am Rockenhausener Stadtausgang Richtung Dörrmoschel auf beiden Seiten der L 386 Bäume und Sträucher zu entfernen. Grund für die Arbeiten, die Bürgermeister Karl-Heinz Seebald im Benehmen mit den Beigeordneten per Eilentscheidung zum Angebotspreis von rund 6750 Euro vergeben hat: Das Evangelische Diakoniewerk Zoar möchte im Sommer mit dem Bau eines Versorgungszentrums im neuen Gewerbegebiet „In der Lohwiese“ starten. Im Rockenhausener Rathaus hat das kurzfristige Vorgehen für überraschte Anrufe gesorgt.

Mehrere – teils verwunderte, teils verärgerte – Bürger hätten sich gestern Vormittag gemeldet und gefragt, was es mit den zuvor nicht angekündigten Rodungen auf sich hätte, sagte Seebald im RHEINPFALZ-Gespräch. Er betonte, dass Zoar seinen Zeitplan nur einhalten könne, wenn die Arbeiten bis Donnerstag abgeschlossen sind. Denn am 28. Februar endet die vegetationslose Zeit – nur in dieser dürfen aber solche Maßnahmen durchgeführt werden. Nächstmöglicher Termin wäre dann erst wieder der 1. Oktober, so der Stadtchef. „Wollten uns nicht verschließen“ Die Kurzfristigkeit erklärte er zum einen damit, dass sich im derzeit laufenden Bebauungsplanverfahren für das Gewerbegebiet die Gespräche mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd bezüglich der notwendigen Ausgleichsmaßnahmen viel länger als erwartet hingezogen haben (wir berichteten). Zum anderen habe das Diakoniewerk intern einige Umplanungen an dem Projekt vorgenommen, die ebenfalls Zeit in Anspruch genommen hätten. Zwischenzeitlich habe daher in Frage gestanden, ob das Vorhaben überhaupt so zügig wie vorgesehen angegangen werden kann und deshalb die Rodungen vor Beginn der Vegetationsperiode notwendig sind. Da inzwischen jedoch alle Details geregelt seien und Zoar unbedingt noch im Laufe des Jahres mit der Errichtung des neuen Gebäudes anfangen möchte, „wollten wir uns dem nicht verschließen. Wir haben ja ein großes Interesse daran, dass sich Unternehmen bei uns neu ansiedeln oder bereits hier ansässige Firmen sich erweitern“, so Seebald. Da ein Beschluss des Stadtrates zeitlich nicht mehr möglich war, sei eine Eilentscheidung die einzige Möglichkeit gewesen. Rückhaltebecken auf Blumenwiese Das Stahlberger Unternehmen ist an zwei verschiedenen Stellen und aus zwei unterschiedlichen Notwendigkeiten heraus tätig: Zum einen wird Bewuchs im Bereich der „Lohwiese“ selbst beseitigt, damit das Zoar-Grundstück erschlossen und angebunden werden kann. Zum anderen rodet die Firma auch jenseits der Landesstraße 386 – auf der nahe der Einfahrt zum „Pfingstborn“ gelegenen Blumenwiese. Denn hier wird die Stadt gemäß der Forderung der SGD Süd als Ausgleich für das neue Gewerbegebiet ein Regenrückhaltebecken anlegen. Auch hier ist allerdings Eile geboten. Denn die SGD hat ihre Zustimmung zum Bebauungsplan nur unter der Auflage erteilt, „dass bereits alle wasserwirtschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen ausgeführt sein müssen, bevor mit den Erschließungsarbeiten oder Neubauten begonnen werden darf“, so Seebald. Das Problem: Es dauert vermutlich bis Sommer, ehe der Bebauungsplan rechtskräftig ist. Und erst darin werden die Kompensationen für das Gewerbegebiet genau festgelegt. Die Untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung hat deshalb ihr Einverständnis zu den Rodungsarbeiten an eine schriftliche Erklärung der Stadt geknüpft, dass diese im Zusammenhang mit dem Bebauungsplanverfahren die Eingriffe ausgleichen wird. Dies übrigens auch dann, wenn die Planung aus welchen Gründen auch immer gestoppt werden sollte. Obstbäume und „Schnookeloch“ Zurück zu den gestrigen Nachfragen bei der Verwaltung. „Die Gründe waren ganz unterschiedlich: Die einen haben beklagt, dass die vor mehreren Jahrzehnten geplanten Obstbäume im Bereich der Blumenwiese weichen mussten“, so Seebald. Hier habe er zugesagt, dass die Stadt für entsprechenden Ersatz sorgen werde, sobald die Retentionsfläche fertig gestellt ist. „Da können wir auch gerne die Anlieger mit ins Boot nehmen, was dorthin gepflanzt werden soll.“ Andere hätten befürchtet, dass durch das Becken „ein Schnookeloch“ – also eine Mückenplage – geschaffen werde. Hier wies der Bürgermeister darauf hin, dass dieses Gelände – wie beispielsweise auch die Alsenzauen – nur bei starken Niederschlägen ausnahmsweise Wasser führen werde. Versorgungszentrum: 2020 fertig? Wie berichtet, plant Zoar in der „Lohwiese“ den Bau eines mit Kosten von acht bis zehn Millionen Euro veranschlagten Versorgungszentrums. Dieses soll die momentane, dringend sanierungsbedürftige Zentralküche am Hauptsitz Inkelthalerhof ersetzen und zudem eine Bäckerei integrieren. Das Diakoniewerk möchte von diesem Standort aus künftig nicht nur die eigenen Einrichtungen, sondern auch Kitas, Schulen oder Firmen mit Essen beliefern. Zoar hat das Ziel, die Zahl der Portionen von derzeit 1800 auf rund 2500 Euro pro Tag zu steigern. Bei idealem Verlauf soll das Gebäude Ende 2020, spätestens aber im ersten Halbjahr 2021 in Betrieb genommen werden.

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