BAYERFELD-STECKWEILER Sechsjähriger Vincent hat den Blutkrebs besiegt

Nach der Krankheit: Erstmals seit Abschluss der Chemotherapie ist Vincent wieder in der Glückskinder-Kita in Dielkirchen. Sein b
Nach der Krankheit: Erstmals seit Abschluss der Chemotherapie ist Vincent wieder in der Glückskinder-Kita in Dielkirchen. Sein bester Freund Felix, der monatelang treue »Kurierdienste« leistete, ist immer dabei. Das Victory-Zeichen hat Symbolcharakter: Den Blutkrebs hat der Sechsjährige besiegt.

Blutkrebs: Die Diagnose hat im vorigen Jahr das Leben von Vincent Schumann und seiner Familie auf den Kopf gestellt. Doch der damals Fünfjährige hat sich von diesem Schock und der folgenden Chemotherapie nicht unterkriegen lassen. Nun ist der kleine Kämpfer zurück im Leben. Eine Geschichte mit Happy End, in der er es nicht nur einen Helden gibt.

Begonnen hatte es vor rund einem Jahr mit ständigen Kopfschmerzen und Müdigkeit, auch über Schmerzen im Bauch und an den Beinen sowie Atembeschwerden klagte der zu diesem Zeitpunkt Fünfjährige häufiger. Der Kinderarzt schickte ihn mit Mama Jasmin und Papa Marc zur Kontrolle ins Krankenhaus. Das erschütternde Ergebnis der Untersuchungen: Vincent hat Leukämie, auch als Blutkrebs bekannt.

Ab diesem Moment war im Hause Schumann nichts mehr wie zuvor. Bis dahin war Vincent ein wissbegieriger, fröhlicher Junge, der gerne in die Glückskinder-Kita „Die kleinen Strolche“ nach Dielkirchen ging und neben seinen jüngeren Zwillingsbrüdern Valentin und Philipp besonders die Bambini-Feuerwehr in seinem Wohnort Bayerfeld-Steckweiler liebte. Kein Wunder, sein Vater war ebenfalls in der örtlichen Wehr aktiv. Doch beide mussten fortan ihr Hobby ruhen lassen, und auch in der Kita blieb Vincents Platz über Monate leer. Alle vermissten ihren aufgeweckten Freund.

Monatelange Chemotherapie an Uniklinik Mannheim

Für diesen und seine Familie begann eine harte Zeit: Über Monate hinweg, unterbrochen von kurzen Aufenthalten zuhause, musste er eine Chemotherapie an der Universitätsklinik Mannheim absolvieren – immer begleitet von einem Elternteil und bestens versorgt vom medizinischen Fachpersonal. Tapfer und meist ohne zu klagen ertrug Vincent sein Schicksal, verbrachte seine Zeit – sofern sein Gesundheitszustand es zuließ – überwiegend mit Spielen und Basteln. Zunächst sah es außerdem so aus, als benötigte er eine Stammzellenspende, um wieder gesund zu werden.

Nicht minder beeindruckend als der Kampfgeist des Jungen war derweil die Welle der Hilfsbereitschaft, die in seiner Heimat anrollte. Die ersten, die beschlossen zu handeln, waren die Feuerwehrkameraden von Marc Schumann. Die Initiative ergriff der Bayerfeld-Steckweilerer Wehrführer Guido Brunck. Als ihm Vincents Vater von der Krankheit seines Sohnes erzählte, habe er sofort gedacht: „Wenn einer unserer Kolleginnen oder Kollegen Probleme hat, dann müssen wir etwas tun“, so Brunck, der mit der Familie befreundet ist.

Vor der Krankheit: Da wussten Vincent und seine Eltern noch nicht, dass der Junge Leukämie hat – und was er deshalb durchstehen
Vor der Krankheit: Da wussten Vincent und seine Eltern noch nicht, dass der Junge Leukämie hat – und was er deshalb durchstehen musste.

Feuerwehr organisiert Typisierungsaktionen

Mit der Idee rannte er offene Türen ein: Neben der VG-Verwaltung Nordpfälzer Land erklärten sich auch das DRK und alle Feuerwehren in der Verbandsgemeinde bereit, zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei-Gesellschaft zwei Typisierungsaktionen zu starten – in der Hoffnung, einen „genetischen Zwilling“ für Vincent zu finden. Eine Solidarität, die Brunck zwar erfreute, aber nicht überraschte: „Als Feuerwehrleute stehen wir mitten in der Nacht auf, um fremden Menschen zu helfen. Dann ist es selbstverständlich, dass wir erst recht die Familie eines Kameraden unterstützen. Als Gemeinschaft lassen wir niemanden allein!“

An den beiden Tagen haben sich in Alsenz und Rockenhausen unter Beteiligung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer rund 250 Personen als potenzielle Stammzellenspender registrieren lassen – für Vincent, aber auch für andere Patienten. Denn alle Teilnehmer werden in die DKMS-Datei aufgenommen, die weltweit über elf Millionen Menschen umfasst. Ein Umstand, der später noch wichtig werden sollte. Doch damit nicht genug: Weil Jasmin und Marc Schumann neben den emotionalen auch hohe finanzielle Belastungen zu tragen hatten, sammelte die Freiwillige Feuerwehr Bayerfeld-Steckweiler mit Unterstützung des Feuerwehr-Fördervereins Rockenhausen Geld für die Familie.

Welle der Hilfsbereitschaft rollt über die Nordpfalz

Diese Aktion hat viele weitere nach sich gezogen: Die Kita Nordpfälzer Glückskinder hat an den Martinsfeiern aller sieben Standorte Spendenboxen aufgestellt, ebenso der Elternausschuss der „kleinen Strolche“ in Dielkirchen beim Kleiderbasar. Die Ortsgemeinde Dörrmoschel hatte anlässlich der gemeinsamen Weihnachtsfeier mit der Nachbargemeinde Teschenmoschel sowie der Kirchengemeinde „Alte Welt“ eine Tombola organisiert, deren Erlös ebenfalls Vincent zugute kam. Die Donnersberger Initiative für Menschen in Not und der Donnersbergverein verkauften Adventskränze und Kastanienbrot der Bäckerei Schmitt für den guten Zweck. Der Tannenhof in Dannenfels, die KFD-Frauen in Rockenhausen – unmöglich, an dieser Stelle alle Aktivitäten in der Region aufzuzählen.

Willkommen zurück: Mit diesem Plakat haben „Die kleinen Strolche“ der Glückskinder-Kita Dielkirchen Vincent nach seiner Genesung
Willkommen zurück: Mit diesem Plakat haben »Die kleinen Strolche« der Glückskinder-Kita Dielkirchen Vincent nach seiner Genesung begrüßt. Das Schild hing etliche Tage an der Haustür der Familie in Bayerfeld-Steckweiler.

Vincents Eltern empfinden große Dankbarkeit für jede einzelne Unterstützungsleistung und sind von der riesigen Anteilnahme überwältigt. Umso glücklicher ist die Familie, nun die gute Nachricht mit allen teilen zu können: Der inzwischen sechsjährige Vincent ist wieder gesund! Und mittlerweile geht es ihm so gut, dass er auch seine Kita wieder regelmäßig besuchen kann. Dort wurde er am ersten Tag von seiner Gruppe mit einem Willkommensplakat und großem Trommelwirbel begrüßt. Immer an seiner Seite: sein bester Kumpel Felix.

„Kurier“ Felix zeigt, was wahre Freundschaft ist

Der hatte zuvor eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was wahre Freundschaft bedeutet: Monatelang hatte Felix als fleißiger Kurier Briefe, Geschenke, Informationen und Arbeitsaufträge aus der Spiel- und Lernstunde – einem Projekt zur Förderung des Übergangs von Kita zur Grundschule – hin- und her transportiert. Schließlich hatten die beiden einen „Deal“: Vincent besiegt die heimtückische Krankheit, danach werden sie gemeinsam Ende August in die Appeltal-Grundschule in Gerbach eingeschult. Zumindest dieses Sommermärchen wird also tatsächlich wahr werden ...

Und als Lohn für die Strapazen, die der Kleine mit dem großen Kämpferherzen erdulden musste, hat er noch einige schöne Termine zum Abschluss seiner Kita-Zeit „mitnehmen“ dürfen: etwa den Kennlern-Besuch in seiner künftigen Schule; oder die Fahrt zur Freilichtbühne nach Katzweiler mit folgender Übernachtung gemeinsam mit den weiteren „Abgängern“.

Wiedereingliederung in Kita-Gruppe ohne Probleme

Frank Hoffmann-Biundo, Standortleiter der Dielkirchener Strolche, ist begeistert von der unkomplizierten Wiedereingliederung des während seiner Therapie von allen vermissten Jungen: „Vincent hatte überhaupt keine Schwierigkeiten, sich wieder im Gruppenalltag einzufinden. Wir alle freuen uns so sehr, dass er die Krankheit besiegt hat. Er ist wieder mittendrin.“ Stehen größere, anstrengende Aktionen an, besprechen die pädagogischen Fachkräfte im Vorfeld mit der Familie die Situation – dann werden individuelle Regelungen getroffen, um den „Comebacker“ nicht zu überfordern. Das klappe prima, betont Hoffmann-Biundo. Und Vincent? Der freut sich, dass er vor wenigen Tagen in einer kleinen OP auch noch den Katheter für die Chemo-Infusionen entfernt bekommen hat. Bald darf er endlich wieder wie die anderen Kinder im Schwimmbad herumtoben. Und auch die Kollegen in der Bayerfeld-Steckweilerer Bambini-Feuerwehr freuen sich, dass seine Montur nicht mehr unbenutzt im Spind hängen bleibt.

Nur eine Frage bleibt noch offen: Wer sind denn nun die Helden dieser Geschichte? Natürlich ist es Vincent, der fast ein Jahr so tapfer der Leukämie-Erkrankung getrotzt und alle notwendigen Behandlungen über sich ergehen ließ. Aber ist es nicht genauso seine komplette Familie, die ihrem Kind jeden Tag Kraft, Zuversicht und Beistand in der Klinik spendete und sich trotzdem noch zuhause neben ihrer Berufstätigkeit um die kleinen Zwillingsbrüder Philipp und Valentin kümmerte? Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder-Onkologie an der Uniklinik Mannheim, die bei der Behandlung des kleinen Patienten medizinische Höchstleistungen vollbrachten? Die Person, die sich im Vorjahr bei der genannten Typisierung als möglicher Stammzellenspender registrieren ließ und die damit tatsächlich für einen anderen Leukämie-erkrankten Menschen zum Lebensretter wurde? Das Dielkirchener Kita-Team, das in all der Zeit Kontakt hielt und Vincent das Gefühl vermittelte, dass es ganz fest an seine Genesung glaubt? Felix, dessen unerschütterliche Freundschaft ihm Mut und Kraft gab, die schwere Zeit zu überstehen? Oder die vielen, vielen Nordpfälzer, die in Wort und Tat gezeigt haben, dass sie ihn und seine Familie mit seiner Krankheit nicht alleine lassen?

Stolzer Erstklässler mit Schultüte und Ranzen

Die Antwort liegt auf der Hand: Alle genannten Menschen haben dazu beigetragen, dass Vincent genesen ist und nach den Sommerferien als stolzer Erstklässler seine Schultüte und seinen Ranzen tragen darf. Ganz bestimmt ist Felix dann an seiner Seite. Und nicht nur er wird seinem Freund von Herzen wünschen: Mach’s gut, Vincent – und bleib gesund!

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