Donnersbergkreis Spontanes Kartoffelfest als Probelauf

JAKOBSWEILER. Viel Zeit hatte Helmut Niederauer nicht, um sich einzugewöhnen – weder ins Amt noch in seinen neuen Wohnsitz. Gerade mal ein halbes Jahr wohnte er in Jakobsweiler, als er vergangenes Jahr zum neuen Ortsbürgermeister gewählt wurde. „Es war halt niemand anderes da, der’s machen wollte“, sagt er abgeklärt, ergänzt aber gleich im RHEINPFALZ-Ausblick-Gespräch: „Aber es macht ja auch Spaß. Bereut habe ich es noch nicht.“

Jakobsweiler

(laut Niederauer „265 Einwohner und fünf mit zweitem Wohnsitz“) kann – wie so viele Gemeinden im Donnersbergkreis – ob der Finanzlage keine großen Sprünge machen. „Wir haben kein Gewerbe im Ort, auch keine Bauern mehr, wo soll das Geld da herkommen?“, fragt Niederauer. „Aber damit ist eben klar: Wir müssen das meiste in Eigenleistung stemmen.“ So etwa die Sanierung des alten Teils des Friedhofes. Durch Veränderungen im Erdreich, ungleichmäßige Senkungen, kämen am Rand der alten Gräber immer wieder Teile der alten Beton-Fundamente nach oben. „Wir haben schon 21 Kubikmeter Beton rausgeholt. Davor ist der Gemeindearbeiter schon mehrfach mit dem Rasenmäher dagegen gefahren. Wir sind aber noch nicht fertig. Ich schätze, dass noch 15 Kubikmeter auf uns warten.“ Mit einer Blumenwiese habe man einen Teil bereits wieder vorzeigbar gestaltet. „Im neuen Teil sind jetzt in diesem Jahr auch die Gehwege dran. Da sind einige Platten lose. Das ist eine Unfallgefahr“, sagt Niederauer. Ansonsten will der neue Bürgermeister vor allem die Dorfgemeinschaft beleben: „Wir führen seit längerem regelmäßig Wanderungen durch.“ Jeden zweiten Sonntag im Monat geht es „mit allen Sinnen“ in die Natur. „Ich selbst war früher Jäger, liebe den Wald und die Natur. Mit den Wanderungen wollen wir einfach zeigen, wie schön das Leben ist, und die Mitwanderer auffordern, alles mit allen Sinnen wahrzunehmen.“ Das Angebot werde gut angenommen, so Niederauer. Neben der Kerwe will der Ortschef auch den Veranstaltungskalender bereichern: „Wir haben beispielsweise einen Bouleplatz, auf dem unsere Gymnastikfrauen mit großem Spaß spielen. Männer sind da leider nicht zugelassen“, sagt Niederauer lachend. Deshalb habe er beschlossen, in diesem Jahr einen Boulewettbewerb zu organisieren. „Ein paar Flaschen Rotwein, ein bisschen Käse dazu. Viel mehr braucht’s doch gar nicht für eine große Gaudi“, findet der Bürgermeister. Selbstverständlich werde er aber auch die Pokale stiften. Wie schnell ein schönes Fest auf die Beine gestellt sei, habe er im vergangenen Jahr gesehen, als er aus der Not eine Tugend gemacht habe: „Ich bin Hobby-Kartoffelbauer. Ich hatte leider die Krautfäule und musste spontan reagieren. Da haben wir kurzerhand innerhalb von drei Tagen ein Kartoffelfest organisiert. Ein paar Zelte, gedämpfte Pellkartoffeln mit Hausmacher-Wurst und ein kühles Bier – das war wirklich toll.“ Auch ein Kinderfest auf dem Spielplatz soll es in diesem Jahr geben, hier sei er schon mit Müttern im Gespräch, die ihrerseits Unterstützung signalisiert hätten. „Wir sind so ein schönes Dorf, aber viele wissen das gar nicht. Nach Dannenfels kommen Leute von außerhalb automatisch, aber zu uns müssen wir sie schon auch mal locken“, sagt Niederauer. Nur so könne man eine Gemeinde wie Jakobsweiler auch für die Zukunft sichern. (fky/Archivfoto: Stepan)

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