Donnersbergkreis Thema hitziger Diskussionen
DIELKIRCHEN. Kann eine Kirchenorgel mit ihren zur Meditation und Kontemplation führenden Klängen zum Zankapfel in Kirchengemeinden werden? Die Denkmalorgel der 1793 installierten Barockorgel in der evangelischen Kirche Dielkirchen wurde es mehrfach. Von der Fertigstellung bis zu Auslagerungen und umstrittenen Überholungen weiß der Orgelbausachverständige der Pfalz, Gero Kaleschke aus Speyer, um viele hitzige Diskussionen und aktuellem Handlungsbedarf.
Eigentlich sollte dieses Instrument aus der Orgelbauwerkstatt des damals im benachbarten Rockenhausen ansässigen Familienbetriebs Philipp Christian Schmidt in die damalige Simultankirche Ilbesheim kommen. Kaleschkes Nachforschungen und anschließende Publikation ergaben jedoch, dass der lutherische Pfarrer dort eigenmächtig – ohne Zustimmung und Befragen der katholischen Gemeinde – diesen Auftrag erteilte. Kurios auch, dass der Pfarrer im Alleingang eine Orgel bestellte, für die damals auch in Ilbesheim eine entsprechende Empore zur Installation fehlte. Als Reaktion auf diese Peinlichkeit hatte der Orgelbauer dann das bedeutende Instrument weiteren Interessenten angeboten, und die Kirchengemeinde Dielkirchen erwarb es, obwohl auch dort in der evangelischen Kirche die baulichen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Daher wurde die Empore dort erweitert und stabilisiert, um dem mit zwei Manualen und 25 Registern recht großen Instrument die ausreichenden Platzverhältnisse zu bieten. Aus heutiger Sicht eine mutige Entscheidung, weil die Orgel in dieser Größenordnung nach Kaleschkes Auffassung etwas den üblichen dörflichen Rahmen sprengt. Es handelt sich um eine reine Barockorgel, die mindestens bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts für überregionale Konzerte auf beachtlichem Niveau eingesetzt wurde. Inzwischen ist es um das königliche Instrument ruhig geworden, wäre nach dem Dornröschenschlaf mal wieder eine größere Renovierung und Restauration sowie bauliche Rekonstruktion fällig. Und die wären mit Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden - so die Einschätzung des Experten. Ohnehin ist auch der weitere bauliche Werdegang des seit 1793 hier klingenden Instruments in der Fachwelt umstritten: Die Restauration in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgte nach den damaligen Prinzipien der Denkmalpflege nach bayerischen Vorgaben – die Pfalz gehörte damals zu Bayern, und die damaligen Bestimmungen stehen nicht im Einklang mit heutigen Erkenntnissen über Originalität und Authentizität und Funktionalität - so Kaleschke. Der behauptet, dass der damalige Wissensstand der Baukunst solcher Denkmalorgeln noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen steckte und sieht die Forschung durch Bauanalyse und fundiertes Quellenstudium wie Akteneinsicht bei Behörden wesentlich weiter. Danach musste die Orgel in den folgenden 60er Jahren eine weitere Instandsetzung über sich ergehen lassen, weil die Renovierung der Kirche zur vorübergehenden Auslagerung der Orgel führte. Infolge des Wiederaufbaus sei es zu weiteren baulichen Veränderungen gekommen, mutmaßt der konsultierte Experte, dem das altersschwache Instrument sehr am Herzen liegt. Nach Kaleschkes Überlegungen haben die Befürworter einer lohnenden umfassenden Sanierung einen schweren Stand, weil oftmals bei solchen Dorfkirchen die Zahl der Gottesdienste und Konzerte rückläufig sei. Auch trage die öffentlich vielfach geführte Diskussion um die Tätigkeitsverlagerung des Bezirkskantors Markus Henz (wir berichteten mehrfach) zur Verunsicherung bei.