Donnersbergkreis Warum Jim Knopf schuld am Bahnstreik ist

Als die Steinbacher Bürger am frühen Sonntagnachmittag den Blick von der Kirche Richtung Bürgerhausplatz schweifen ließen, da hat so mancher einen gehörigen Schreck bekommen: Am Himmel waren dicke, weiße Rauchschwaden zu sehen. Immerhin lag bei nahezu 40 Grad Lufttemperatur der Gedanke an einen Brand nicht allzu fern. Doch kurz darauf gab es Entwarnung: Die Motivwagen des Kerweumzugs kamen um die Ecke – und auf einem der Anhänger stieß eine große, selbst gebaute Lokomotive Dampf aus.

Schnell war den vielen Kiebitzen entlang der „Schdoabacher“ Dorfstraßen klar: Jim Knopf ist zu Besuch. Mit Anspielung auf den jüngsten Bahnstreik stand auf dem Spruchband unterhalb der Lokomotive: „Die Bahn steht seit nem gefühlte halbe Johr still, awwer nur weil de Jim Knopf mit uns oaner druff mache will.“ Auch das Desaster der Schiersteiner Brücke in Mainz wurde thematisiert: „Unser Schiersteiner Brick steht do unne am Briehl, drei Persone sin fer die schun zu viel“, stand unter einer aufwendig gebauten Holzbrücke, auf der sich zwei Kerweborsch zum Angeln trafen. Lokale Themen fehlten ebenfalls nicht: Ein Motivwagen zeigte zwei in Uniform gekleidete Kerweborsch mitsamt Polizeipräsidium, dem sogenannten „Schdoabacher Knast“ – ein süffisanter Fingerzeig auf die ständigen Polizeikontrollen im Dorf. Den kreativen und mühevoll gestalteten Lindwurm haben außerdem der Musikverein Steinbach, die Dunnerschberjer Wildsaufetzer und der Männergesangverein musikalisch unterstützt. Die Kerwekids sind mit ihren geschmückten Fahrrädern durch die Gassen gefahren, während das Steinbacher Dorftheater und der TuS 07 die kleinen Zuschauer mit jeder Menge Bonbons versorgt haben. Und auch auf die heißen Temperaturen waren die Veranstalter bestens vorbereitet: Es gab kostenloses Wassereis für alle, und die gekühlten Getränke lockten die Bürger auf die Straßen. Die Straußborsch aus Höringen und Breunigweiler sowie Kerweborsch und -mäd aus Börrstadt, Standenbühl, Dreisen und Dannenfels machten mit ihren Umzugswagen Werbung für die eigene Kerwe. In zehn „Stickelscher“ hat Peter Opp im Anschluss in der Kerwerede das vergangene Jahr Revue passieren lassen. Dabei ist so mancher Mitbürger auf die Schippe genommen worden. So hatte eine Frau versehentlich statt der Dunstabzugshaube das Kochfeld angeschaltet, auf dem eine Fritteuse stand. Während sie sich dann, wie in der „Redd“ betont wurde, zum Sonnen in den Garten legte, entflammte ihre Küche. Schlimmeres konnte aber verhindert werden: „Zum Glick hatt’se jetzt nur eh schwarzi Kich un im Haus riechts halt nimmie so frisch.“ Dass die Kerweborsch und -mäd auch gut über sich selbst lachen können, bewiesen sie in einem anderen Stück: Zwei „Mäd“ wollten an Pfingsten zelten. Damit das „Prosecco Open Air“, wie es genannt wurde, gefeiert werden konnte, hatte ihnen ein Steinbacher Bürger erlaubt, seine Wiese zu mähen. „Ehr rosa Zelte stellen se in Reih un Glied, en Oablick, denn mer gerne sieht“, so das Resultat. Der Haken: Es stellte sich heraus, dass die beiden die falsche Wiese gemäht und damit einen anderen Besitzer verärgert hatten ... Nach der Kerwerede gaben die Dunnerschberjer Wildsaufetzer ein Platzkonzert. Mit Tanz, Akrobatik und Musik sorgten die Showtanzgruppe „No Limits“, die DCV-Kids sowie die Band Brixton für Stimmung. Dem Ausgraben der Kerwe war am Freitag ein Fackelmarsch der Kerweborsch und -mäd vorausgegangen. Eröffnet wurde das Fest mit einem Sternmarsch der Musikvereine Dreisen, Sembach, Göllheim und Steinbach. Abends unterhielten die Kultband „Seasons“ und das Chorprojekt „Singende Hammerschmiede“ aus Stein-bach die Gäste. Tags darauf heizten der Musikverein Trier-Irsch und das Schwarzwaldquintett dem Publikum kräftig ein. Der gestrige Montag stand ganz im Zeichen des Frühschoppens in der heimischen Gastronomie, ehe heute Abend die Kerwe beim traditionellen Leberknödelessen mit dem Musikverein Steinbach und dem anschließenden Begräbnis ausklingen wird. (lcw)

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