Frankenthal Digitale Bilder kommen per Satellit ins Haus

Popcorn und 3-D-Brillen hielt Kinochef Christian Kaltenegger (links) für seine Gäste bereit.
Popcorn und 3-D-Brillen hielt Kinochef Christian Kaltenegger (links) für seine Gäste bereit.

„Willkommen im Entertainment-Haus“, hieß es für 15 RHEINPFALZ-Leser am Donnerstagnachmittag im Lux-Kino. Nach einem stilechten Begrüßungssekt führte Kinochef Christian Kaltenegger die Filmfreunde durch die fünf Säle mit insgesamt 718 Plätzen.

Sessel, Leinwand, Tontechnik – jeder Saal ist gleich möbliert und technisch digital ausgestattet, hat jedoch in der Wand- und Lichtgestaltung eine individuelle Note. So werde Kino 3, mit 73 Plätzen das kleinste, oft von Privatleuten und Firmen für Sondervorstellungen gebucht. Premierenabende, oft mit Prominenz und Beiprogramm, finden in Kino 1 statt. Im 225 Plätze fassenden Premierensaal verteilt Christian Kaltenegger Popcorn und plaudert aus der Branche. Ein Kinosessel schlage mit 320 Euro zu Buche, und vor allem digitale Projektion und 3-D-Technik, 2009 mit dem Film „Avatar“ eingeführt, hätten mit mehr als 100.000 Euro Kosten pro Saal enorme Investitionen erfordert. Als eines der ersten Kinos bundesweit war das Lux nach Angaben Kalteneggers voll digitalisiert. Erste Szenen aus dem neuen französischen Science-Fiction-Streifen „Valerian, die Stadt der tausend Planeten“ erlebten die Besucher durch die 3-D-Brille. Auch in Sachen Tontechnik habe es bis zum heutigen VPT-Intense-Surround-System, das 2016 eingebaut wurde, eine steile Entwicklung gegeben. Eindrucksvolle Hörbeispiele lieferte der Kultfilm „Saturday Night Fever“. Christian Kaltenegger kam 1989 nach Frankenthal. Damals gab es noch drei Kinos in der Stadt, und die Filme wurden auf Zelluloid-Filmrollen mit der Bahn verschickt: 35-Millimeter-Projektoren zeigten 24 Bilder pro Sekunde, bei älteren Kopien konnte das Bild grisselig oder streifig werden. Ein 90-Minuten-Film war drei Kilometer lang und 30 Kilo schwer, „da durfte nichts runterfallen“, sagt Kaltenegger. Heute werden die Filme über Satellit auf die Festplatte geliefert. Im Gedächtnis geblieben ist dem Kinochef und seiner Theaterleiterin Katja Stunz die Nacht vom 30. Juli 2005, als bei einem Großbrand durch Blitzeinschlag das Kino samt Nachbarhaus völlig zerstört wurde. Im Dathenushaus fand man ein Jahr lang Asyl und richtete zwei Kinos ein. Vor allem Familien und ältere Zuschauer hätten dem Lux dort die Treue gehalten. Stolze Bilanz des Übergangsjahres: 60.000 Besucher. Und auch nach Wiederaufbau und Neueröffnung im März 2007 sei man sehr zufrieden gewesen mit dem Zuspruch. Viel Interessantes in Zahlen bekamen die Besucher zu hören: Ein Film werde für drei Wochen gebucht und über einen temporären Codeschlüssel zugänglich. Die Hälfte der Einnahmen fließt als Leihgebühr an den Filmverleih. Nach Abzug weiterer Kosten wie Gema und deutscher Filmförderung bleibt dem Betreiber ein Drittel des Ticketpreises für die Eigenkosten: „Wir sind auf Nebeneinnahmen aus Getränken und Snacks angewiesen“, gibt der Kinochef zu. Das Lux-Kino beschäftige fünf Vollzeitkräfte und bis zu 30 Minijob-Aushilfen. Auch nach Jahrzehnten ist Kaltenegger Kino-Enthusiast geblieben, besucht er bis zu sechs Filmmessen im Jahr. Im Angebot hat er Filme ab Deutschlandstart, Previews, Doppelnächte, Sonderaktionen. Einen neuen Markt habe man sich 2016 erschlossen mit der Live-Übertragung internationaler Kultur-Events wie Opern, Klassik- und Rockkonzerte. Nächste Termine: am 13. September Open-Air-Konzert mit David Gilmour (Pink Floyd) in Pompeji, am 7. September Open-Air aus Sydney mit der Oper „Carmen“. Zum Abschluss durften die Besucher in einen der beiden Vorführräume: Markus Börner ist dort Herr über den zentralen Server, der auf 16 Terabyte 20 Filme bereithält. Ein Streifen hat ein Datenvolumen von rund 300 Gigabyte. Aus Frankenthal wird nicht nur das Programm ins Lux gesendet, sondern auch in die Rex-Kinos von Christian Kalteneggers Bruder Michael in Neustadt.

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