Frankenthal Ganz schnell abhaken

91-86453594.jpg

FRANKENTHAL. Der VfR Frankenthal hat in der abgelaufenen Landesliga-Runde etwas geschafft, was bis dahin noch keinem Verein „gelungen“ ist: Er hat die Runde ohne einen einzigen Punkt beendet. „Das Beste an der abgelaufenen Saison ist der Abstieg in die Bezirksliga“, räumt VfR-Trainer Mohamed El-Haddadi im RHEINPFALZ-Gespräch unumwunden ein. Die verheerende Bilanz: 30 Spiele, 15:150 Tore, null Punkte.

Ganz schnell abhaken und nicht mehr groß zurückschauen – mit Blick auf die abgelaufene Saison beim nun Ex-Landesligisten VfR Frankenthal sind sich der Trainer und der Vorsitzende Salvatore Mauro einig. „Es war eine verkorkste Saison in jeder Hinsicht“, sagt Mauro. Nicht nur, dass es im Verein drunter und drüber ging. In der Mannschaft hatte vor der Runde 2015/16 ein großer Wechsel stattgefunden. Viele neue Spieler seien zu integrieren gewesen. Dazu kam mit Florian di Lella ein Trainer, der sich als Fehlgriff erwies, der zudem schon vor dem Saisonstart für einigen Wirbel sorgte, nachdem er trotz Zusage beim VfR fast noch zum damaligen Oberligisten SVN Zweibrücken gewechselt wäre. Woche für Woche habe in der Folge darum gekämpft werden müssen, dass eine spielfähige Mannschaft auf dem Platz stehe, sagt Mauro. Die Personalnot blieb ein ständiger Begleiter. Pech kam hinzu, beispielsweise die schwere Verletzung von Torwart David Czerwinski. Am sechsten Spieltag übernahm Mohamed El Haddadi das Traineramt im Ostparkstadion, verlor gleich 3:5 gegen die TSG Hechtsheim. Immerhin: Der VfR traf dreimal. Das gelang ihm kein zweites Mal in der Saison. Es war eines der wenigen Spiele, in dem der groß angekündigte frühere Bundesliga-Spieler Selim Teber im Aufgebot stand. Er habe schon gewusst, dass die Situation beim VfR Frankenthal schwierig werden wird, räumt El Haddadi ein. Doch er habe gehofft, dass man sich in die Winterpause retten und dann nachlegen, neue Spieler gewinnen kann. Aber das Gegenteil sei der Fall gewesen. Mit Michael Noack und Manuel Ernst seien wichtige Akteure gegangen. Mit einem 1:5 gegen Rülzheim im Ostparkstadion verabschiedete man sich in die Winterpause. Mit einem 0:9 startete der VfR Ende Februar gegen Bretzenheim in die zweite Teilrunde. Es habe zwischendurch ganz ordentliche Ergebnisse gegeben, wenn drei Spieler beim VfR sehr gut und fünf beim Gegner sehr schlecht gewesen seien. „Aber insgesamt war keine Entwicklung zu sehen“, bilanziert El Haddadi. Die Aufstellung des Teams habe immer einer Lotterie geglichen. „Wir haben jeden Spieltag eine neue Mannschaft zusammengewürfelt.“ Spieler mit, die älter als 40 Jahre sind, seien zum Einsatz gekommen: „Die waren nicht einmal die schlechtesten“, so der Trainer. Salvatore Mauro hat zweimal im Tor gestanden. Der Spaß sei durch die hohen Niederlagen verloren gegangen. „Es war für die Jungs psychisch ein unheimlicher Druck“, sagt El Haddadi. Da seien teils sehr junge Spieler an ihren Arbeitsplatz gekommen, wo sie einem Hauen und Stechen ausgesetzt gewesen seien. Ein Rekord für die Geschichtsbücher ist dem VfR sicher. Er ist die schlechteste Landesliga-Mannschaft aller Zeiten. Das bisherige Schlusslicht seit Gründung der Liga, der MSV Ludwigshafen, holte in der Saison 2003/04 immerhin vier Punkte. Andere Teams haben allerdings bei Erfolglosigkeit frühzeitig aufgegeben. Dass von Fußballfans in der Region dem VfR Frankenthal Respekt entgegengebracht wurde und wird, wie er diese schwierige Situation gemeistert hat, dass er die Saison mit Anstand zu Ende gespielt hat, darauf gibt der Trainer allerdings nicht viel. Daran, einfach hinzuschmeißen, habe er nicht gedacht, sagt El Haddadi. „Bis ich aufhöre, muss es erst einmal wieder gut laufen.“ „Ganz schnell abhaken“, lautet daher die Devise des Trainers, der inzwischen fast ein Luxusproblem hat. „Wir konnten auch einmal einem Spieler sagen, dass er nicht zu unserer Mannschaft passt.“ In der kommenden Runde wird der VfR Frankenthal neben der ersten Mannschaft in der Bezirksliga mit einer zweiten Mannschaft in der Südstaffel der C-Klasse antreten. Die Liste der Abgänge nach der Saison ist lang: Fabio Ferrante und Ronny Krause ( ASV Maxdorf), Nico Elias (unbekannt), Marvin März und Oliver Köberlein (ASV Mörsch), Celal Yesil (ESV Ludwigshafen), Manuel Ernst (ASV Edigheim), Mike Maysiuk (DjK Eppstein) sind gegangen. Doch der VfR konnte im Umkehrschluss auch viele neue Spieler begrüßen. Ein Neuanfang steht an.

x