Frankenthal Jeder dritte Verletzte in Frankenthal ist ein Radler

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2,1 Prozent mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr hat die Polizei 2016 erfasst. Fahrradfahrer und Senioren waren erneut die auffälligsten Risikogruppen.

2016 war ein Jahr der Baustellen. Besonders viel Ärger gab es wegen Sperrungen auf der B 9; in der Frankenthaler Innenstadt brach der Verkehr zeitweise zusammen. Angesichts dieser Umstände sei man beim Thema Verkehrsunfälle noch glimpflich davongekommen, meinen die Verantwortlichen der Polizeiinspektion Frankenthal. 2157 Unfälle weist die Statistik für das Stadtgebiet, die Gemeinde Bobenheim-Roxheim und die Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim aus; das sind 2,1 Prozent mehr als 2015. „Wir hatten eigentlich eine höhere Steigerung befürchtet“, sagt Alexander Koch, Sachbearbeiter Einsatz mit Schwerpunkt Verkehr. Auffällig ist der starke Anstieg bei den Schwerverletzten: 54 waren es im Berichtsjahr gegenüber 37 im Jahr zuvor. Diese Entwicklung entspreche leider „dem Landestrend“, erklärt Thomas Lebkücher, Leiter der Inspektion. Beide Polizeisprecher weisen allerdings darauf hin, dass als „schwerverletzt“ in der Statistik grundsätzlich jeder gilt, der sich länger als 24 Stunden in ärztliche Behandlung begeben musste. Einen tödlichen Unfall gab es Ende November in der Wormser Straße in Frankenthal: Hier verunglückte ein 54-jähriger Motorradfahrer bei einem Überholversuch, als er von einem abbiegenden Pkw-Fahrer übersehen wurde. 292 Leichtverletzte zählte die Polizei; das entspricht fast dem Stand das Vorjahres (289). Den Sachschaden, der 2016 durch Verkehrsunfälle entstanden ist, schätzt die Polizei auf knapp 4,1 Millionen Euro. Schaut man sich die Unfälle mit Verletzten näher an, dann fällt hier die Risikogruppe der Fahrradfahrer besonders auf. „Mehr als jeder dritte Verletzte im Frankenthaler Straßenverkehr ist ein Radfahrer“, fasst Alexander Koch den Befund zusammen. Konkret: Radler waren zwar nur an 7,3 Prozent aller Unfälle beteiligt, sie stellten jedoch mir 40,7 Prozent die größte Gruppe bei Unfällen mit Personenschäden. 127 Fahrradfahrer trugen bei Unfällen Verletzungen davon; damit hatte diese Gruppe einen Anteil von 36,7 Prozent unter den bei Verkehrsunfällen Verletzten. Dabei fällt auf: In rund zwei Dritteln der insgesamt 155 Unfälle mit Radler-Beteiligung (davon 131 in Frankenthal) trugen die beteiligten Zweiradfahrer nach Einschätzung der Polizei die Hauptverantwortung dafür, dass es zum Unfall kam. Gerade bei der Verkehrsführung für Fahrradfahrer gebe es in Frankenthal noch eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen „mit baulichen Mängeln“, sagt Alexander Koch. Das könne dann auch zu Unfällen führen. „Wir sind darüber im Gespräch mit der Stadt und geben Empfehlungen ab.“ Im vierten Jahr in Folge stellten Senioren ab 65 Jahren mit 531 Unfällen die größte Risikogruppe. In 364 Fällen (das entspricht einem Anteil von 68,5 Prozent) trugen sie nach Auffassung der Polizei auch die Hauptschuld. Besondere Probleme hat diese Altersgruppe laut Statistik mit dem Rückwärtsfahren (101 Fälle) und mit der Einschätzung des richtigen Abstands nach vorne und zur Seite. Man habe es hier mit einem „gesamtgesellschaftlichen Phänomen“ zu tun, merkt Inspektionsleiter Lebkücher an. Senioren blieben länger aktiv als früher. Dass sie sich stark auf das Auto angewiesen fühlten, sei gerade im ländlichen Raum nachvollziehbar, ergänzt Alexander Koch. Ihr Fahrsicherheitstraining für diese Altersgruppe, das schon 200 Personen genutzt haben, möchte die Inspektion gerne weiterführen. Im Moment suche man noch einen neuen Standort, weil der Festplatz Benderstraße nicht zur Verfügung stehe, sagt Lebkücher. Junge Fahrer bis 21 Jahre waren 2016 in 471 Verkehrsunfälle verwickelt; damit stellten sie die zweitgrößte erfasste Risikogruppe. Den Anteil derer darunter, die mutmaßlich die Hauptverantwortung für diese Unfälle tragen, beziffert die Polizei mit knapp 63 Prozent. Erfreulich aus Sicht der Inspektion: Die Risikogruppe der Kinder war 2016 nur an 36 Verkehrsunfällen beteiligt – und das sind zudem noch drei weniger als im Jahr zuvor. Am häufigsten waren Unfälle mit dem Fahrrad bei der Altersgruppe zehn bis 14 Jahre (16 Fälle). 561 Fälle von Verkehrsunfallflucht (zwölf weniger als 2015) „sind 561 Straftaten“, unterstreicht Alexander Koch. Leider sei es zweimal sogar zur Flucht gekommen, obwohl Beteiligte schwere Verletzungen erlitten hätten. Die recht hohe Aufklärungsquote von 44,9 Prozent verdanke man vor allem Zeugen, die der Polizei Informationen gäben. Unter den Unfallschwerpunkten waren in Frankenthal 2016 Kreuzungen am auffälligsten: 21-mal krachte es am Knoten Europaring/Benderstraße/Foltzring, 20-mal im Norden an Wormser Straße/Industriestraße/Wilhelm-Hauff- Straße. 18 Unfälle registrierte die Inspektion an der Einmündung Ostring/Nachtweideweg. An allen diesen Punkten sieht die Polizei „baulichen Optimierungsbedarf“. Bedauernd stellt Alexander Koch mit Blickrichtung Stadtverwaltung fest, dass „die Unfallkommission seit zwei Jahren nicht mehr getagt“ habe.

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