Frankenthal Mit ganz viel Herz

„Shake A Little“ heißt das aktuelle Album des Sängers und Schauspielers, der 2009 bei den Nibelungen-Festspielen den König Gunth
»Shake A Little« heißt das aktuelle Album des Sängers und Schauspielers, der 2009 bei den Nibelungen-Festspielen den König Gunther gab.

Gustav Peter Wöhler war als Schauspieler schon in Worms. Er gab 2009 den König Gunter in „Das Leben des Siegfried“ bei den Nibelungen-Festspielen. Jetzt kam er als Sänger zurück. In der Dreifaltigkeitskirche sang Wöhler am Donnerstag einige seiner Lieblingssongs aus 50 Jahren Popgeschichte – von alten Stones-Titeln bis Annie-Lennox-Hits.

Es ist eine gute Idee, die Stücke ganz akustisch zu interpretieren. Kai Fischer an den Tasten, Olaf Casimir am Kontrabass und Mirko Michalzik an der Gitarre begleiten Gustav Peter Wöhler, es gibt kein Schlagzeug und keine besonderen Effekte. Mit dem Stones-Klassiker „Let’s Spend the Night Together“ eröffnet Wöhler den Abend. Einen Moment lang bemerkt man den Kontrast zwischen den großen dürren Rock-Ikonen Jagger und Richards, während in der Dreifaltigkeitskirche der kleine, rundliche Wöhler rockt und rollt. Doch weil er das richtig gut macht, ist das eine tolle Sache. Mit „Mothers Little Helper“ bringt er später noch ein weiteres Stück der britischen Rocker. Wöhler wird im Juli 61 Jahre alt. Gesungen hab er schon immer gerne, sagte Wöhler in einem früheren RHEINPFALZ-Interview. Nur habe er den Gesang für seine Schauspielkarriere eine Zeit lang zurückstellen müssen. Da war er bei vielen Theaterproduktionen engagiert. Sein Entdecker und Förderer war kein geringerer als Peter Zadek am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Am Theater lernte Wöhler auch wieder Musiker kennen und begann, mit ihnen zusammen wieder seiner alten Leidenschaft zu frönen. Seit 2002 hat er acht Alben veröffentlicht. Alle Stücke sind Cover-Versionen bekannter Songs. So auch beim aktuellen Album „Shake A Little“. Bemerkenswert ist, dass Wöhler und seine Musiker gar nicht erst versuchen, die bekannten Stücke im bekannten Sound zu spielen. Stattdessen finden sie neue und originelle Ideen, die Stücke zu vertonen. Wöhlers Stimme ist an sich nicht außergewöhnlich, aber er intoniert sehr gut, hat Dynamik und legt viel Gefühl in seinen Gesang. Dazu kommt noch etwas: Er hat eine ehrliche Freude an dem, was er macht. In Wöhlers Gesang hört man ganz viel Herz. Besonders merkt man das bei den Balladen, die dieses Mal ein Schwerpunkt des Programms sind. Nahtlos ineinander übergehend, ohne Zwischenapplaus, singt er „Hang On To A Dream“, „Salty Dog“ und „Bridge Over Troubled Water“ – und das gibt ein tolle Atmosphäre. Gerade in der kleinen Besetzung, ohne die teils bombastischen Orchesterbegleitungen der Originale, entsteht eine besondere Intensität. Das kommt auch bei den Zuhörern sehr gut an. Immer dann, wenn Wöhler sich in das Pathos dieser Songs fallen lässt, mit Hingabe und Kraft intoniert, ist das Publikum ganz besonders begeistert. Die Arrangements überlegen sich die Musiker der Band zusammen. Die Originale werden auf spannende Art neu interpretiert. Dabei gibt es auch ein paar nicht ganz ernste Versionen: In „Walk Like An Egyptian“ zitiert der Bass kurz „These Boots Are Made For Walking“. Der Sound in der Kirche ist so gut, wie er sich eben einrichten lässt in einem riesigen, hart hallendem Raum. Aber Wöhler freut sich ganz besonders darüber, in einer Kirche zu spielen. Das komme selten vor, sagt er, der als 14-Jähriger Pfarrer werden wollte. Und selbst jetzt spüre er die besonderen „Vibrations“. Das Publikum ist sehr begeistert und feiert Wöhler und seine hervorragenden Begleiter. Drei Zugaben hängen die noch an, als letzte „Wonderful Tonight“ – was durchaus auch das Fazit der Zuhörer sein dürfte.

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