Grünstadt Alles im Fluss
, der SPD-Ortsvorsteher, klingt optimistisch. „Einfach mal Tisch an Tisch zusammenzusitzen und über die Geschehnisse zu reden“, sagt er, „das tat den Leuten gut.“ Am Montag hatten Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) und Polizeipräsident Jürgen Schmitt zum großen Helferfest in die Gemeindehalle der Pfingstweide geladen. Sie sagten denen „Danke“, die bei der Gasexplosion vor sechs Wochen zwischen Edigheim und Oppau im Einsatz waren – Feuerwehr, Polizei, Notfallseelsorge, Rettungsdienst und Technisches Hilfswerk. Das Landespolizeiorchester spielte, es gab Essen und Trinken, zwischen 350 und 400 Menschen kamen. „Die Stimmung war relativ gelöst“, sagt Scheuermann. Auch die Helfer verarbeiten das Erlebte allmählich, bei manchen geht es schneller, bei anderen dauert es länger. Es hilft, mit Kollegen darüber zu sprechen, ist sich der Ortsvorsteher sicher. Deshalb bezeichnet er die Feier als „Notwendigkeit“. Auch die Öffnung der Hauptstraße war gestern für die beiden Stadtteile ein großer Schritt zurück in den Alltag. Die Hitze der bis zu 60 Meter hohen Gasfackel beschädigte die Fahrbahn, Teile der Oppauer Straße wurden durch eine geplatzte Hauptwasserleitung unterspült. Pipeline-Betreiber Gascade vergab die Reparaturarbeiten ohne langwierige öffentliche Ausschreibungen direkt nach Freigabe des Unfallortes, die neue Asphaltdecke wurde in der vergangenen Woche aufgetragen. Nun rollen die Autos wieder über die Hauptstraße, was auch die Bewohner des Ostrings freuen dürfte. „Man spürt die Entspannung“, sagt auch Scheuermann. Dort verlief die Umleitung, zu Stoßzeiten kam es zu chaotischen Situationen. 72 Meldungen über Gebäudeschäden sind seit dem Unglück Mitte Oktober bei der Versicherungskammer Bayern eingegangen. Das Unternehmen beziffert den Gesamtschaden auf rund zwei Millionen Euro, die Regulierung der Schäden läuft. Welche Summe bislang ausbezahlt wurde, konnte die Versicherung gestern nicht mitteilen – in der Münchener Konzernzentrale gab es Computerprobleme. Generell sieht Scheuermann die Sanierungsarbeiten aber „gut im Gange“. Die Dacharbeiten an den Häuserblocks 2 bis 16 in der am stärksten von Explosion und Hitzewelle zerstörten Jakob-Scheller-Straße sind „quasi abgeschlossen“. Fenster und Türen im Inneren der Gebäude sollen bis Ende der kommenden Woche erneuert sein. Die Technischen Werke Ludwigshafen arbeiten zurzeit fieberhaft an den Gasleitungen und der Straßenbeleuchtung. Spätestens in drei Wochen wird auch hier das Meiste fertig sein. Dann soll, wenn Scheuermanns Zeitplan aufgeht, auch ein Teil der 60 Anwohner, die durch die Explosion vorübergehend obdachlos wurden, wieder in ihre Wohnungen zurück. Von einigen Mietern weiß der Ortsvorsteher jedoch, dass sie nicht an einer Rückkehr in ihr Zuhause denken. Weil sie wissen, dass in ihrer Nähe eine Ferngasleitung verläuft und sie Angst vor einem neuen Unglück haben. Scheuermann steht im ständigen Austausch mit den städtischen Wohnungsgesellschaften Luwoge und GAG. „Manche der temporären Unterkünfte werden sicher zu dauerhaften“, sagt er. Ebenso schwierig sei die Zusammenarbeit mit der Hausverwaltung eines einzelnen Wohnblocks. Die kümmere sich um nichts, klagt der Ortsvorsteher, „das ist den Mietern gegenüber nicht in Ordnung“. Wenn sie etwas aus ihren Wohnungen holen möchten, wenden sie sich an den Hausmeister des Nebengebäudes oder an Scheuermann selbst. An eine zeitnahe Rückkehr sei in diesem einen Fall nicht zu denken. „Dort sieht es noch genauso aus wie am Tag nach der Katastrophe“, sagt Scheuermann – und prompt weicht der Optimismus ein wenig aus seiner Stimme.