Grünstadt Bahn nimmt Verspätungen in Kauf

Wenn die Deutsche Bahn in Kirchheim einen Kreuzungsbahnhof baut, um in der Region auf der Schiene einen 30-Minuten-Takt zu erreichen, wird es am Bahnübergang an der Weinstraße lange Staus geben. Die Bahn hat jetzt ein Konzept, um dieses Problem abzumildern: Die einzelnen Züge nehmen Verspätungen in Kauf.


Dass die Schranken nach der Errichtung des Kreuzungsbahnhofs achtmal täglich deutlich länger geschlossen sein werden als jetzt, hatte im Sommer für großen Unmut in dem Weinbauort gesorgt (wir berichteten). Befürchtet werden extreme Staus auf der Weinstraße. Am Dienstag präsentierten Vertreter von Bahn und Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (ZSPNV) Süd in der Verbandsgemeindeverwaltung eine Lösung. Anfang Februar gibt es eine Infoveranstaltung. Projektleiter Martin Schweda berichtete Bauamtsleiter Erwin Fuchs und Delegierten aller Kirchheimer Ratsfraktionen von Berechnungen der DB Netz AG. Demnach würde jede Schließzeit der Schranken von fünf Minuten Dauer in der Rushhour am Nachmittag einen Rückstau auf der B 271 in jede Richtung von etwa 400 Metern erzeugen. Ursprünglich hieß es, die Bahnübergänge müssten aus Sicherheitsgründen so lange geschlossen bleiben, weil mit kurzer Verzögerung nach dem Einfahren des einen Zuges sich der zweite in die Gegenrichtung in Bewegung setze. „Das Konzept wurde aber überarbeitet“, so Schweda. Wenn der Gegenzug nicht nur kurz, sondern rund 120 Sekunden wartet, bevor er losfährt, bliebe genug Zeit, um die Schranke zwischendurch zu öffnen. Nach den Untersuchungen der DB würde sich der Stau dann weitestgehend auflösen, bevor erneut das Haltesignal Pkw, Motorräder und Lkw stoppt. Es entstünden nur noch Fahrzeugschlangen von ungefähr 100 Metern Länge. Diese Kompromisslösung habe aber Auswirkungen auf das gesamte Netz, sagte Fritz Engbarth, ZSPNV-Referent unter anderem für Qualitätsmanagement Schienenverkehr. Er machte deutlich: „Wir können dann nicht zusichern, dass alle Bahn-Anschlüsse passen.“ Eventuell erledigt sich das Problem, sobald die Westumgehung gebaut ist. Sollte sich dadurch der Durchgangsverkehr im Dorf so drastisch reduzieren wie erhofft, „ist nicht auszuschließen, dass die Zwischenöffnung wieder wegfällt“, erklärte ZSPNV-Direktor Michael Heilmann. Die DB-Studie geht nach Eröffnung der Umgehungsstraße von „drei, vier wartenden Autos“ aus, wenn die Schranke fünf Minuten unten ist, sagte Schweda. Ob man denn auch an Rettungs- und Feuerwehrwagen gedacht hat, die dann nicht weiterkämen, warf Uwe Neunzling (FWG) ein. In der Regel würden die auch über die neue Trasse der B 271 ausweichen, meinten die Bahn-Vertreter. Henner Kunz (Kirchheimer Liste) merkte an, dass Fahrgäste bei so langen Schließzeiten eventuell ihren Zug verpassen, weil sie die Gleise nicht überqueren können. Heilmann zeigte sich überzeugt, dass sich die Leute nach einer Eingewöhnungsphase rechtzeitig auf den Weg machen. Die Bahn hofft, im November mit dem Bau beginnen zu können.

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