Grünstadt Blaue Wiener und Rote Neuseeländer
Der Kaninchenzuchtverein P 119 Eisenberg und Umgebung hat am Wochenende in der Ebertsheimer Schulturnhalle eine Jungtierschau veranstaltet, bei der Tierfreunde ihre Erfahrungen zu den Themen Zucht, Fütterung und Haltung austauschen konnten. Außerdem wurden unter sieben ausgestellten Rassen von sieben Besitzern die besten Tiere prämiert.
„Mümmelmänner“ so weit das Auge reicht – im Nebenraum der Schulturnhalle konnte man sie bestaunen. Von klein bis groß, in verschiedenen Farben, alle zwischen drei und neun Monaten alt, sitzen sie in ihren Kästen auf weichem Stroh und warten auf die Preisrichter und Besucher. „Bei der Jungtierschau werden sechs Kriterien bewertet“, erklärt Willi Wahl, der den Verein 33 Jahre als Vorsitzender leitete und jetzt Ehrenvorsitzender ist. Da wären zunächst die Körperform und der gesamte Körperbau sowie die Felldichte, die in Kurz- und Normalhaar unterschieden wird, die den Vorgaben entsprechen müssen. Begutachtet werden auch Kopf und Ohren des Tieres. „Der nächste Punkt, der bewertet wird, ist die Deck- beziehungsweise Unterfarbe des Fells“, so Wahl. Pustet man auf das Fell eines Kaninchens, teilen sich die Haare und man erkennt das Unterhaar. „Das Fell ist ja total weich, wie Samt“, staunen Tom, Mailin und Roman aus Quirnheim, die die Ausstellung besuchen. Ein weiteres Kriterium für die Prämierung ist der Pflegezustand des Tieres. „Sind beispielsweise Kahlstellen an den Läufen vorhanden, wird das negativ bewertet“, weiß Wahl. Ein Hingucker sind die Dalmatiner-Rex-Kaninchen, deren Fellfärbung tatsächlich an die der namengebenden Rassehunde erinnert: Ihr Fell ist weiß mit schwarzen Flecken, schwarzen Ohren und schwarz-gerahmten Augen. Außerdem werden Kaninchen der Rasse Alaska mit schwarzglänzendem Fell, Blaue Wiener mit einfarbig grauem Fell, Lohkaninchen mit schwarz-rehbraunem Fell sowie Meißner Widder und Zwergwidder mit Hängeohren ausgestellt. „Es gibt kleine Zwerge, große Zwerge und ,Iwwerzwersche’“, zählt Wahl auf. „Die Roten Neuseeländer sind sogenannte Mastkaninchen, die im Dritten Reich gefördert wurden, da sie der Volksernährung dienten.“ Die Riesenkaninchen werden zwischen vier und fünf Kilo schwer und bieten entsprechend viel Fleisch. „Die Hellen Großsilber haben eine Besonderheit: sie kommen schwarz zur Welt und das Deckhaar wird dann später hellgrau“, erklärt der Hasenfreund. Bei der Prämierung schneiden zwei Tiere besonders gut ab: Ein Blauer Wiener von Karl Gamper aus Wattenheim erhält die volle Punktzahl plus sieben Zusatzpunkte, was einem „Sehr gut in allen Positionen“ entspricht. Die gleiche Bewertung erreicht der Dalmatiner-Schecken Rex von Uwe Milbrandt aus Eisenberg. „Alle ausgestellten Rassen stammen vom Wildkaninchen ab“, weiß der Ehrenvorsitzende, der selbst 28 Tiere der Rasse Alaska sein Eigen nennt. Kaninchen begleiten ihn praktisch schon sein ganzes Leben. „Ich bin ein Kriegskind und wuchs auf dem Bauernhof meines Großvaters auf, wo es allerlei Tiere gab“, erinnert er sich. Mit der Zucht von Tauben, Enten, Hühnern und Ziegen bis hin zu Kaninchen habe der Großvater damals die Familie vor dem Hunger bewahrt. „Und so bin ich bei den Kaninchen geblieben“, sagt Wahl, der bereits 1973 in die Rassekaninchenzucht einstieg. Heute klagt der Kaninchenzuchtverein über Nachwuchssorgen. „Ein Kaninchen ist eben kein Tennisschläger, den man in die Ecke stellen kann, wenn man gerade mal keine Zeit hat“, gibt Wahl zu bedenken. Zeit und Platz seien Grundvoraussetzungen für den Einstieg in die Kaninchenzucht. (bbq)