Grünstadt Der Künstler spielt

Sie würden ihr Kind zum Malen zwingen, werde ihnen vorgeworfen, sagt Vater Kerem Akar. Sein Sohn sei ein normaler Junge, betont
Sie würden ihr Kind zum Malen zwingen, werde ihnen vorgeworfen, sagt Vater Kerem Akar. Sein Sohn sei ein normaler Junge, betont er.

Mit seinen fünf Jahren ist Mikail Akar aus Köln schon als Künstler deutschlandweit bekannt. Ab 22. September stellt er seine Bilder auch in der Pfalz aus. Zur Ausstellungseröffnung in der Palatina-Werkstatt in Großkarlbach kommt das Kindergartenkind mit seinen Eltern.

Ob Mikail bei der Vernissage im ehemaligen Weingut brav neben seinen Bildern steht, im Garten zwischen großen Terrakotta-Töpfen Fangen spielt oder sich mit Legobausteinen in die Ecke verkrümelt, weiß niemand im Voraus. Denn trotz seines Talents und seiner Berühmtheit lebt der kleine Junge mit den großen braunen Augen das Leben eines ganz normalen Kindes, wie seine Eltern betonen. Als sie ihm zum vierten Geburtstag eine Leinwand und Fingerfarben schenkten, ahnten sie nichts von Mikails Talent. Schnell war ihnen aber klar: Die Bilder sind etwas Besonderes. Schon kurz nachdem sie seine ersten Bilder auf der Internetplattform Facebook teilten, habe eins davon bereits nach einem Tag 2000 Likes bekommen. Die ersten Kaufanfragen ließen nicht lange auf sich warten. Seitdem scheint Mikails Erfolg unaufhaltsam. Über 5000 Leute verfolgen seine Aktivitäten auf Facebook, er stellte bereits zwei Mal in Köln aus, Zeitungen berichteten über den jungen „Mikailangelo“, er war mehrmals im Fernsehen und ist auch international in der Kunstszene bekannt. „Wir hatten überhaupt keine Ahnung von Kunst, jetzt sind wir fast Experten“, sagt Kerem Akar, Mikails Vater. Die Familie wohnt in einem Vorort von Köln, Kerem arbeitet als Personaldisponent und die Mutter, Elvan Akar, in der Gastronomie. Die Eltern fingen damit an, Mikail Internetvideos auf YouTube von verschiedensten Maltechniken zu zeigen. „Er guckt sich die Filme aufmerksam an und eine Woche später fängt er dann an, die Technik anzuwenden. Er speichert sich alles genau ab“, sagt der Vater. Sein Markenzeichen sei, Techniken nicht nur perfekt zu beherrschen, sondern auch, verschiedene Maltechniken miteinander zu kombinieren. Doch wäre all dies auch ohne das Internet und die sozialen Plattformen möglich gewesen? „Ein guter Künstler macht auch ohne Plattform auf sich aufmerksam. Das ist schwieriger, aber möglich“, meint Mikails Vater. Nichtsdestotrotz verdanke Mikail seine Berühmtheit wohl in erster Linie dem Netz. Dort lerne er auch andere junge Künstler kennen, wie Leon Löwentraut aus Kaiserslautern, der mit acht Jahren anfing zu malen. Heute ist er 20 Jahre alt und stellte seine „abstrakt-expressive“ Kunst in Berlin und New York aus. Doch Mikails Familie erfuhr nicht nur Begeisterung über Mikails Talent. Von Anfang an waren die Eltern mit Kritik und Skepsis konfrontiert. Viele hätten zuerst nicht geglaubt, dass ein kleines Kind solche Bilder malt, andere warfen den Eltern vor, ihr Kind zum Erfolg zu zwingen. Kerem und Elvan Akar müssen sich immer wieder rechtfertigen. „Wir lassen ihn einfach malen, sollen wir es ihm verbieten, wenn es ihm Spaß macht? Wir wollen unser Kind so gut wie möglich in dem fördern, was ihm Spaß macht“, sagt der Vater. Mikails Alltag sei der eines normalen Kindes, das gerne mit Freunden spielt, schwimmen geht und turnt. Besonders im Herbst und Winter gehe der Junge dem speziellsten seiner Hobbys nach. In seinem eigenen Werkraum entstünden dann seine ungewöhnlichen Kunstwerke. „Auf den ersten Blick ist das ein kritisches Thema, wenn ein so junges Kind ein so bekannter Künstler ist“, meint auch Jörg Beyer, Inhaber der Palatina-Werkstatt in Großkarlbach. Bevor er Mikail einlud, in seiner Werkstatt und Galerie auszustellen, wollte er für sich selbst klären, „dass es dem Kleinen wirklich Spaß macht“. Ein persönliches Gespräch mit Familie Akar überzeugte ihn. „Wir wollen frischen Wind in die Kunstszene der Pfalz bringen und mal was Neues ausprobieren“, erklärt Bayer seine Intention. Mikail selbst wird samstags und sonntags anwesend sein, ob spielend oder malend, kann niemand sagen. Termin Ausstellung „Farbenhaft“ von Mikail Akar in der Palatina-Werkstatt in Großkarlbach, Hauptstraße 51. Vernissage am 22. September, 16 Uhr, mit Jazzmusik von Anna Grace. Die Bilder sind bis Mitte Oktober zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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