Historisch Die Bruchmühle und die Papiermühle

Die Bruchmühle in Quirnheim war noch im Jahr 1978 fürs Mahlen und Schroten mit Mahlsteinen ausgestattet, wie die Fotos beweisen:
Die Bruchmühle in Quirnheim war noch im Jahr 1978 fürs Mahlen und Schroten mit Mahlsteinen ausgestattet, wie die Fotos beweisen: Hier das Gebäude mit Firmenschild.

„Quirnheim, das Dorf der Mühlen.“ Selbst eingefleischte „Querumer“ werden da nur den Kopf schütteln. Und doch: Dank Heimatforscher Eberhard Ref ist klar, dass zwei Mühlen in Quirnheim-Tal Dorfgeschichte geschrieben haben – und eine AUF dem Berg.

So ist auf der Internet-Seite des aus Ebertsheim stammenden Ref nachzulesen, dass es „im Jahr 1817 westlich von Mertesheim auf Quirnheimer Gemarkung folgende Mahlmühlen gegeben hat: die Bruchmühle und die Papiermühle mit jeweils zwei Mahlgängen“. Zu dieser Zeit waren diese beiden Gebäudekomplexe die einzigen Bauten in Quirnheim-Tal: Die ehemalige, im Jahr 2010 abgerissene, Papiermühle wurde im Volksmund „zum Stabel“ genannt, die bis in die 1970er-Jahre betriebene Bruchmühle wegen des letzten Müllers „Mühle Mielke“.

„Göbelshaus“ und „Neuhäuschen“ als weitere „Ortsteile“ von Quirnheim-Tal kamen – auf der gegenüberliegenden Seite der Landstraße – erst in späteren Jahren dazu. Alteingesessene Quirnheimer, aber auch Ebertsheimer und Mertesheimer würden sich wundern, welche in der Region bekannten Familiennamen dort als Müller tätig waren.

Bruchmühle

Einer der geläufigeren Namen ist zum Beispiel Müller Hupp, der die Mühle 1637 wieder aufgebaut hat, nachdem sie in den Wirren des 30-jährigen Krieges niedergebrannt worden war. Erstmals schriftlich erwähnt wurde die Bruchmühle im Jahr 1281 in einer Flurkarte mit dem Eintrag „in Bruchmulen“ direkt gegenüber der Ebertsheimer Gemarkung. Der Name Bruchmühle resultiert demnach aus dem bruchigen Gelände, das dort den Eisbach umgibt.

Der wohl bekannteste Name, der in der Historie der Mühle auftaucht: Seit Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte die Mühle zum leiningischen Lehen der Ritter Mertz von Quirnheim. Quirin Mertz erhielt 1671 von dem Grafen Ludwig Eberhard von Leiningen-Westerburg das „Dorff Quirnheimb sambt aller Ein- und Zubehör …, dem gantzen Zehndten im Bann und Gemarckung, Waydt, Schäfferey, Mühlen … .“ Weitere Familiennamen von Müllern, deren Nachfahren in umliegenden Dörfern sesshaft wurden, sind Werle, Göbels oder Catoir, der als Eigentümer der Bruchmühle im Urkataster von Quirnheim von 1837/1841 eingetragen ist: mit „Wohnhaus, Mahlmühle mit 2 Mahl- und 1 Schälgang, Lohmühle, Stall, 2 Scheuern, Schoppen, Schweineställe, Hof, Pflanzgarten, Acker und Wiese.

Letzter Müller war Ewald Mielke, der die Bruchmühle noch bis in die 1970er-Jahre betrieben hat, ehe er 1980 gestorben ist. Daher rührt die immer noch geläufige Bezeichnung Mühle Mielke.

Papiermühle

Im Gegensatz zur Bruchmühle ist von der Papiermühle, weiter unten am Eisbach, heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Die Gebäude des – zwischendurch auch Würzmühle und zuletzt Stabel’sche Mühle genannten – Komplexes wurden im Jahr 2010 weitgehend abgerissen. Ebenfalls zum leiningischen Lehen der Ritter Mertz von Quirnheim gehörend ranken sich auch um die Papiermühle einige bekannte Familiennamen. So der erste namentlich bekannte Papiermüller Joan und seine Nachfolger Bohlander sowie Jakob Fett, der dort als letzter das Papiermacherhandwerk ausübte. Ab Mitte der 1750er-Jahre sprach man nur noch von Papiermühle, de facto betrieb Fett eine „Mahl-, Oehl- und Tabaksmühle nebst Wohnhaus, Scheuer, Schuppen, Hof und Stallung“. Im Jahr 1841 ist Heinrich Würtz im Grundsteuerkataster Ebertsheim nicht nur als Eigentümer mehrerer Äcker in der Gemarkung Ebertsheim eingetragen, sondern auch von der Papiermühle. Im Handels- und Adressbuch der Pfalz von 1864 wird in Quirnheim genannt die Firma „Würtz, Friedrich, Mahl- und Oelmüller“. Um das Jahr 1960 war die ehemalige Mühle ein landwirtschaftlicher Betrieb und gehörte einem Landwirt namens Stabel. Letzter Eigentümer war schließlich die Verbandsgemeinde Grünstadt- Land, die das Anwesen als Asylbewerber-Unterkunft nutzte. Das Gebäude wurde im Oktober 2010 abgerissen, heute stehen nur ein paar Grundmauern.

Die dritte Mühle

Die dritte Mühle betrifft das Dorf Quirnheim selbst. Ref schreibt, die Ortsgemeinde sei nach einer Mühle benannt. Quirnheim leitet sich demnach ab vom althochdeutschen „quirn“, also Mehlbereitung. Die Form „quirn“ habe sich im mitteldeutschen Sprachraum bis ins Mittelalter erhalten. Historiker gehen davon aus, dass der Quirn eine Roßmühle ist. Also als Nachfolger der Handmühle, eine größere, von einem Pferd angetriebene Mühle. Würde für Quirnheim durchaus Sinn ergeben: Zwar weist Quirnheims Gemarkung einige Fließgewässer mit Gefälle auf, doch für eine Wassermühle hat’s auf dem Berg nicht gereicht. Dies wäre höchstwahrscheinlich nur weit unterhalb der Quelle möglich gewesen. Eine Mühle an dem unterhalb von Quirnheim entspringenden Bach wäre mit der heutigen Siedlung aber nicht in Verbindung zu bringen. Es muss sich daher um eine mit Tierkraft angetriebene Göpelmühle gehandelt haben.

Quellen: Eberhard Ref, Pfälzisches Mühlenlexikon: Friedrich W. Weber: Die Geschichte der pfälzischen Mühlen besonderer Art und des Müllerhandwerks der Pfalz.

 Müllermeister Ewald Mielke beim Steineschleifen.Die Bilder stammen aus dem Buch Friedrich W. Weber: Die Geschichte der Mühlen u
Müllermeister Ewald Mielke beim Steineschleifen.Die Bilder stammen aus dem Buch Friedrich W. Weber: Die Geschichte der Mühlen und des Müllerhandwerks der Pfalz, eingesandt von Rita Bender.
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