Grünstadt Die Schuhe im Flur, das Rad am Bett

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Eisenberg. Für Ralf Gehrmann (TSG Eisenberg) war es bisher ein erfolgreiches Jahr: Nach dem Rheinland-Pfalz-Meistertitel beim Cross-Lauf in Haßloch durfte der 40-Jährige beim Donnersberglauf, der Pfalzmeisterschaft im Berglauf, erneut jubeln. Hier wurde er Zweiter seiner Altersklasse (wir berichteten). Beim Laufen geht es Gehrmann nicht in erster Linie um Titel, sondern ums Abschalten und den Austausch mit anderen.

Ohne Sport kann Ralf Gehrmann nicht. Das wird schon beim Betreten der Wohnung des Eisenbergers deutlich. Die Laufschuhe stehen sauber aufgeräumt im Hausflur und das Rennrad gut verstaut hinter der Couch im Wohnzimmer. „Das zweite Rennrad steht im Schlafzimmer neben dem Bett“, sagt Gehrmanns Lebensgefährtin, Nadine Keil. Nahezu täglich ist ihr Partner in irgendeiner Form sportlich unterwegs – auf dem Programm stehen unter anderem Leichtathletiktraining in der Halle, mehrere Laufeinheiten nach der Arbeit und am Wochenende sowie, wenn es zeitlich passt, das Training auf dem Rad. „Ich war sportlich schon immer recht aktiv“, sagt Ralf Gehrmann, der bei Siemens in Frankenthal im kaufmännischen Vertrieb tätig ist. Ein Jahr lang habe er Fußball gespielt, bis er gemerkt habe, dass „die Knochen dadurch immer so schmerzen“. Auf der Liste finden sich dann auch noch Schach, Schwimmen und Basketball. Mit 18 Jahren sei er dann zur Leichtathletik gekommen. „Daran war ein Stück weit auch mein Vater Horst schuld, der ein guter Kurzstreckenläufer war“, ergänzt der 40-Jährige. Neben den Kurzstrecken nahm Ralf Gehrmann nach und nach auch längere Distanzen in Angriff – bis hin zum Iron Man im Triathlon. „Einer meiner ersten Wettkämpfe war der Donnersberglauf vor 22 Jahren.“ Und auch in diesem Jahr war er dort wieder dabei – „eine Teilnahme wird sich nicht vermeiden lassen, der Lauf liegt vor der Haustür“, sagte er wenige Tage vor der Veranstaltung. „Vor der Haustür“ lief der Sportler zu seinem zweiten Titel binnen zwei Wochen. Mit einer Zeit von 32:27 Minuten wurde Ralf Gehrmann Zweiter seiner Altersklasse (M 40) bei der Rheinland-Pfalz-Meisterschaft im Berglauf (wir berichteten). Eine Woche zuvor, beim Cross-Lauf in Haßloch stand er über die Mitteldistanz (4400 Meter) sogar ganz oben auf dem Treppchen. „Ganz ehrlich: Das war reiner Zufall. Ich hatte die Veranstaltung gar nicht auf dem Schirm und erst am Tag des Anmeldeschlusses von ihr erfahren“, erläutert der 40-Jährige. Der Sport sei für ihn aber nicht wegen der Titel so reizvoll. „Das Tolle ist, sich mit anderen Läufern auszutauschen. Außerdem erhalte ich beim Training ein Gefühl der Gelassenheit und man kann die Probleme des Tages vergessen“, erläutert Gehrmann. Aber: Nimmt er an Wettkämpfen teil, will er auch seine Ziele erreichen. „Klappt das nicht, bekomme ich den Frust ab“, wirft Nadine Keil lachend ein und nennt den Nikolauslauf in Haßloch als Beispiel. Dort überquerte ihr Lebensgefährte im Vorjahr nach 1:20:01,7 Stunden die Ziellinie. „Diese 1,7 Sekunden haben mich echt geärgert. Es ist immer ärgerlich, wenn man diese kleinen Schallmauern im Ziel so knapp verfehlt“, sagt Gehrmann in Richtung seiner Lebensgefährtin, die ihn zu Wettkämpfen immer begleitet. Höhepunkt in Gehrmanns Laufkalender ist dieses Jahr der im Juli stattfindende Kaiser-Krone-Elite-Run in Österreich, ein Ultralauf über 58 Kilometer, bei dem 3500 Höhenmeter zu absolvieren sind. Ansonsten stehen im Frühjahr ein Trainingslager auf Mallorca und im April die Halbmarathon-Pfalzmeisterschaft in Rheinzabern (Osterlauf) auf dem Programm. Außerdem hat Gehrmann einen Traum: Irgendwann beim Iron Man auf Hawaii starten. „Ich glaube, diesen Wunsch hat jeder Triathlet, aber es ist sehr schwer, einen der begehrten Startplätze zu bekommen.“

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