Grünstadt Ein Raum mit Weite

Licht von zwei Seiten, ein warmer Holzboden, Ruhe und Weiträumigkeit: Der Klangraum 21 in Ebertsheim wird morgen eröffnet.
Licht von zwei Seiten, ein warmer Holzboden, Ruhe und Weiträumigkeit: Der Klangraum 21 in Ebertsheim wird morgen eröffnet.

Bis 19 Uhr will Ute Kreidler ihr neues Projekt vorstellen – einen 70 Quadratmeter großen lichten, schlicht möblierten Musik- und Seminarsaal mit Nebenräumen, der Schauplatz für Kultur und Wellness sein soll. Den Besucher erwarten um 11, 14 und 18 Uhr Gesänge der heiligen Hildegard von Bingen, die Ute Kreidler auf ganz spezielle, eindrucksvolle Weise vorzutragen weiß, und um 16 Uhr eine Vorführung sakraler Tänze – eine neue Spezialität Ute Kreidlers. „Ich habe das Programm bewusst weit über den Tag verteilt, damit zwischendrin Zeit zur Begegnung und zum Gespräch ist.“ In den 1980er Jahren siedelte sich in der zugrundegegangenen Papierfabrik von Eduard Mann ein alternatives Lebens- und Arbeitsprojekt an. Freigewordene Räume, die früher Professor Wolf Schluchter und der grüne Politiker Guido Dahm genutzt haben, hat Ute Kreidler zu ihrem Klangraum 21 umbauen lassen. Sie lebt hier seit Jahren zusammen mit dem Maler Burkhard Braunbehrens – beide haben schon mehr als ein Kulturprojekt in der Papierfabrik auf den Weg gebracht. Kulturraum 21? „21 – das ist einfach meine Zahl. Im Tarot steht sie für die Welt“, merkt Ute Kreidler an. Ganz Verschiedenes soll hier geschehen: „Wir haben eine Musiktherapeutin und einen Yogalehrer.“ Und es gebe schon Anfragen von außen für ganz verschiedene Projekte. Um Körperarbeit, um Persönlichkeitsfindung soll es gehen. Ute Kreidler denkt daran, Lesungen von Literatur aus anderen Kulturen zu veranstalten, und sie selbst will ungefähr einmal im Monat auf ihre ganz spezifische Art mittelalterliche Gesänge der heiligen Hildegard von Bingen vortragen – als Musik zum Feierabend von 18.30 bis 19.30 Uhr, an wechselnden Wochentagen. Es sollen sozusagen Entspannungskonzerte sein. „Die Hildegard-Musik ist speziell eine, die einen wegträgt, und ich glaube, das braucht man.“ Wenn Ute Kreidler – sie ist als Sängerin von Haus aus Spezialistin für Alte Musik – die gregorianischen Melodien Hildegards von Bingen singt, ist das ungemein eindrucksvoll. Ihre Stimme ist nicht groß, aber über einen sehr großen Tonumfang klar und natürlich. Kreidler setzt in ihrer Solo-Performance „Spirit Antiqua“ verschiedene Instrumente – Harfe, Flöte, Orgelpfeifen und Percussion – und moderne Tontechnik ein, um den Klang zu bereichern und zu modifizieren. So ändert sie einerseits zwar an den Tonfolgen nichts, präsentiert die Gesänge der Benediktinerin aber in einem neuen, eigenständigen Stil. Sie erzeugt Mehrstimmigkeit, indem sie live mit einer Loop-Maschine einzelne Melodiebögen aufnimmt und gleich darauf leicht versetzt wiedergibt. Ute Kreidler will damit „die zeitlose Schönheit, mystische Tiefe, Heiterkeit und heilende Kraft der mittelalterlichen Gesänge“ ins Heute übertragen. Ob denn solche Hildegard-Konzerte so oft Publikum fänden? Ute Kreidler antwortet mit einem verblüffenden, aber einleuchtenden Gedanken: Wer bei Yogaabenden Entspannung finde, komme auch alle Woche. Und man könne im Klangraum ordentlich, wie in jedem Konzert, auf Stühlen sitzen, sich aber ebenso auf Liegematten ausstrecken. „Ich will keinen Eintritt nehmen, sondern Projekte unterstützen. Wem ein Projekt gefällt, der gibt etwas.“ Ute Kreidler ist außerdem Lehrerin für sakralen Tanz, den sie ebenfalls im Klangraum 21 anbieten will: „Dieser Tanz hat einen ganz ähnlichen Effekt: Man schwingt sich da im Reigen und die gemeinsame Bewegung, das Drehen bringt einen zur Quelle zurück.“ Das erste Konzert im Klangraum 21 folgt schon eine Woche nach der Eröffnung: Am Sonntag, 10. März, tritt Ute Kreidler dort um 17 Uhr zusammen mit dem Instrumental-Trio Nectar aus Nijmegen auf. Sie stellen die neue CD „Vijf Gebeden“ vor. Der niederländische Titel bedeutet „Fünf Gebete“. Die CD enthält meditative Improvisationen, inspiriert von den Gesängen der Hildegard von Bingen. Ute Kreidler wird von Jacqueline van Koolwijk, Siem Ranoesetiko und Nicole Schmaloer auf Flöte, Klavier, Orgel und Schlagzeug begleitet. Info: —Eröffnung Klangraum 21, Ebertsheim, Eduard-Mann-Straße 21, Sonntag, 3. März, 11 bis 19 Uhr. Info: Telefon 06359 87634 —Konzert „Vijf Gebeden“: Sonntag, 10. März, 17 Uhr —Weitere Hildegard-Konzerte: 1. Mai, 4. Juni, 4. Juli, jeweils 18.30 Uhr

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