Grünstadt Ernstes und Schönes zur Passionszeit
«Mühlheim.»Sie sind Zeitgenossen, die nur wenige Jahre trennen: Die 1738 gebaute Stumm-Orgel in der Mühlheimer Schlosskirche und das Stabat Mater von Giovanni Battista Pergolesi, eines der letzten Werke des 1736 gestorbenen neapolitanischen Komponisten.
Der Organist Dominik Hambel aus Kerzenheim und die Sängerinnen Christiane Schmidt (Sopran) und Martina Kopf (Alt) brachten diese berühmte Passionsmusik am Sonntag zu einer gelungenen, anrührenden Wiedergabe. Pergolesi ist schon mit 26 Jahren an der Lungentuberkulose gestorben. Als er das Stabat Mater in Musik setzte, dürfte er bereits gewusst haben, dass er nicht mehr lange Zeit hatte. Neuartig ist, dass er, der als Opernkomponist berühmt geworden war, opernhafte Sologesänge in die geistliche Musik einführte. Das Werk wurde rasch europaweit berühmt; man sagt, es sei das im 18. Jahrhundert am meisten gedruckte Musikstück. Johann Sebastian Bach hat ihm einen Psalmtext unterlegt, um das Marienlied auch für den protestantischen Gottesdienst zu verwenden, noch zu Ende des 18. und im 19. Jahrhundert hat man Bearbeitungen angefertigt, die aus dem eher kammermusikalischen Stück für Streicher und zwei Singstimmen ein Werk für vierstimmigen gemischten Chor, Solisten und großes Orchester machen. Grundlage ist ein gereimter lateinischer Text des 13. Jahrhunderts, der das Leid der unter dem Kreuz verharrenden Gottesmutter Maria betrachtet. In deutscher Übersetzung „Christi Mutter stand mit Schmerzen / bei dem Kreuz und weint von Herzen / als ihr lieber Sohn da hing“ wird das Stabat Mater im katholischen Gottesdienst nach wie vor gern gesungen. Der Instrumentalpart lässt sich ohne großen Verlust allein auf der Orgel darstellen. Dominik Hambel verzichtet auf die reichen Möglichkeiten zum Klangfarbenwechsel, die die Mühlheimer Orgel bietet, weil italienische Instrumente der Zeit derartige Register nicht hatten, und er gestaltet die Begleitung so subtil, klar und zurückhaltend, dass er dem Gesang stets eine Stütze ist und ihn nie übertönt. Die Klangmischung in der recht kleinen, diesmal leider eher schwach besuchten Kirche ist nahezu ideal. Zu behaupten, dass der Gesang perfekt gewesen sei, wäre übertrieben. Es gibt durchaus einzelne Stellen, die etwas haken, an denen die Tonhöhen nicht ganz exakt getroffen werden, die etwas mühevoll wirken. Aber zumeist erfreuten Martina Kopf und vor allem Christiane Schmidt durch klaren, kräftigen Wohlklang, durch schnörkellosen Ernst, durch stilentsprechenden Vortrag. Immer wieder musiziert das Trio so intensiv und harmonisch, dass der Hörer sich darin gleichsam verlieren kann. Das ist starken Beifall wert. Dreimal unterbricht Dominik Hambel den Gesang und spielt passend ausgewählte Orgelmusik in dunklem d-Moll von Johann Pachelbel: Präludium, Fuge und Ciacona. Er tut das deutlich, lässt jeder Note Zeit, zu wirken, spürt klanglich den kontrastreich gestaltenden Abschnitten des Präludiums nach, gibt der Fuge Exaktheit und schenkt der Ciacona angemessene klangliche Pracht, wie sie so nur die schönste Orgel im Leiningerland zu zaubern vermag.