Grünstadt „Fühle mich rundum wohl hier“

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GRÜNSTADT. Seit Dezember 2015 verstärkt die englische Gewichtheberin Sarah Davies (23) die Regionalliga-Mannschaft des KSV Grünstadt. Mit der RHEINPFALZ sprach die Junioren-Europameisterin aus Leeds über die britischen Meisterschaften, ihre Ziele für 2016 und über ihre Aufenthalte in Grünstadt.

Sarah, Sie haben gegen Zeilsheim 82 kg gerissen und 107 kg gestoßen. Waren Sie mit dieser Leistung zufrieden?

Nicht so ganz. Ich hatte nur zwei gültige Versuche, das war für die Zuschauer vielleicht etwas enttäuschend. Irgendwie war ich ein wenig müde. Lag es eventuell am Reise-Stress? Sie kamen ja am Freitagnachmittag mit dem Flugzeug in Frankfurt an und fliegen sonntagmorgens gleich wieder zurück. Nein, das macht mir eigentlich nichts aus, denn ich reise häufig. Man ist ja ziemlich schnell in Deutschland und mit den Flügen hat bisher alles gut funktioniert. Es lag wahrscheinlich daran, dass ich eine harte Trainingswoche mit hohen Lasten und vielen Wiederholungen hinter mir hatte. Jetzt stehen die britischen Meisterschaften in Manchester an, hier gehen Sie in der Gewichtsklasse bis 63 kg an den Start. Wie sehen Sie Ihre Chancen und was haben Sie sich dafür vorgenommen? Meine stärkste Konkurrentin ist Zoe Smith, die ebenfalls im Frauen-Nationalteam ist. Möglicherweise startet sie aber in der Kategorie bis 58 kg, dann habe ich durchaus Chancen auf den Sieg. Optimal wäre es, wenn ich gleich die Olympia-Norm erfüllen könnte - das sind 211 kg im Zweikampf, da fehlen mir jedoch noch einige Kilos. Ihr großes Ziel im Jahr 2016 ist also die Teilnahme an den Olympischen Spielen? Genau, das wäre fantastisch. Aber bis jetzt hat der britische Verband noch keinen Quoten-Platz. Wir müssen daher versuchen, uns mit den Leistungen bei den Europameisterschaften, die im April in Norwegen stattfinden, einen oder zwei Plätze zu sichern. Im National-Kader gibt es derzeit vier Heberinnen, die darum kämpfen – und ich bin eine davon.... Umso erfolgreich zu sein, muss man die Sportart Gewichtheben vermutlich schon sehr lange betreiben? Nein, ich habe erst vor knapp fünf Jahren damit angefangen. Bis zu meinem 15. Lebensjahr habe ich geturnt, danach vier Jahre lang Golf gespielt. Wie kommt man denn vom Golf zum Gewichtheben? Beim Sport-Studium an der Universität Leeds lernte ich einen Gewichtheber kennen: meinen Freund Jack Oliver. Nachdem ich ihn ein paar Mal zum Training und zu Wettkämpfen begleitet hatte, war mir das Zuschauen einfach zu langweilig. Also habe ich es irgendwann selbst ausprobiert und Gefallen daran gefunden. Jack ist ebenfalls im britischen Nationalteam und so können wir oft gemeinsam unterwegs sein. Ihr Lebensgefährte geht seit Anfang der Saison in der Bundesliga für den AC Mutterstadt an die Hantel, reisen Sie immer zusammen nach Deutschland? Leider sind die Wettkämpfe an unterschiedlichen Wochenenden und wir sind nicht gleichzeitig hier. So kann wenigstens immer einer auf unsere zwei Schäferhunde aufpassen (lacht). Wenn es klappt, möchten wir aber beide nach Ostern gerne eine ganze Woche in Grünstadt verbringen. Also gefällt es Ihnen in Grünstadt? Ja, es ist eine sehr schöne Stadt. Ich wurde richtig toll aufgenommen und fühle mich rundum wohl hier. Haben Sie bereits etwas von der Umgebung gesehen? Ich war schon auf der Neuleininger Burg und am Dürkheimer Fass. Sprechen Sie inzwischen ein wenig Deutsch? „Nicht so gut“ (auf deutsch). Ich lerne aber jedes Mal etwas dazu. Mein Freund hat mir außerdem einige ganz wichtige Sätze beigebracht, wie zum Beispiel „Ich habe Hunger“ (lacht). Und der Hund meiner Gastfamilie versteht mich sogar, wenn ich „Sitz!“ zu ihm sage. Dann wünschen wir Ihnen zuerst einmal viel Erfolg bei den britischen Meisterschaften und drücken Ihnen die Daumen, dass Sie zu den Olympischen Spielen nach Rio fahren dürfen. „Dankeschön“ (auf deutsch). Ich werde mich anstrengen.

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