Grünstadt Gut vernetzt

Rund 1200 Bodenseefelchen schwimmen seit Kurzem in den großen Wasserbecken.
Rund 1200 Bodenseefelchen schwimmen seit Kurzem in den großen Wasserbecken.

Ab in den Keller. 18 Stufen führen hinunter. Wo einst Wein ruhte, stehen heute zehn große Becken aus blauem Plastik, gefüllt mit Wasser. Darin drehen Fische ihre Runden. Auf dem Boden: Krebse. Mal krabbeln sie langsam durch die Gegend, mal verstecken sie sich in Röhren. „Die sehen ja schon so aus, als könnten sie gleich zuzwicken“, sagt eine Frau, während sie die Tierchen mit den Scherenhänden beobachtet. Und überall in dem geräumigen Keller gibt’s Kabel, Messapparaturen mit blinkenden Knöpfchen, Schläuche, Lampen. Alles miteinander vernetzt, alles hochmodern. Entwickelt wurde die Technik von der Landauer Firma Senect, auf deren Gelände die neue Fischzucht-Anlage aufgebaut ist. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der 2015 gegründeten Firma und der Uni Koblenz-Landau. „Die Anlage wird gemeinsam genutzt“, berichtet Ralf Schulz vom Institut für Umweltwissenschaften der Landauer Uni. Senect stellt die Technik zur Verfügung, mit der sämtliche Prozesse in Fischzucht-Anlagen per App gesteuert und geregelt werden können. Und Studenten dürfen in den kommenden Wochen und Monaten den Nutzen der gemeinsamen Zucht von Fischen und Krebsen in der Kreislaufanlage untersuchen und Antworten auf Fragen finden: Wie verhalten sich die Tiere in einem geschlossenen Kreislauf? Und können Nahrungsreste und Kot der Fische von den Krebsen effizient verwertet werden? Gezüchtet werden Bodenseefelchen und Edelkrebse, deren Bestand in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist. Laut Projektleiter Norbert Wagemann wird Schutz mit Nutzen verbunden. Das Ganze läuft auf jeden Fall bis März 2018. Unterstützung gibt’s vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Temperatur und Stand des Wassers – über eine selbst entwickelte App haben die Techniker von Senect alles im Blick. „Wir messen und überwachen die ganze Zeit“, erklärt Geschäftsführer Andreas Mäck, während er die Steuerungsapp auf seinem Tablet öffnet. Und über die kann er auch die Futterbehälter über den blauen Becken öffnen. Ein Klick – und schon sind die rund 1200 Bodenseefelchen und die knapp 1000 Edelkrebse nicht mehr hungrig. Der Firma – unter anderem aus Leuten hervorgegangen, die an der Landauer Uni studiert haben – geht es darum, die eigene Technik zu testen und zu verbessern. „Diese könnte von anderen Fischzüchtern übernommen werden“, erklärt Mäck. Und die Studenten haben in dem ehemaligen Weinkeller am Schillerpark die Möglichkeit zu forschen. Eine Win-win-Situation. Jan Pfirrmann beschäftigt sich mit Kot. Der Student der Umweltwissenschaften schreibt seine Bachelor-Arbeit über das Projekt. Seine Aufgabe: die Krebse mit kleinen Würmern füttern. Er will herausfinden: Wachsen die Edelkrebse schneller, wenn sie normale Würmer bekommen? Oder mit Würmern, die mit Fischkot gefüttert wurden? Sobald der Student eine Antwort gefunden hat, könnten zum Beispiel Züchter des vom Aussterben bedrohten Edelkrebses davon profitieren. Sowohl die Bodenseefelchen als auch die Krebse sind übrigens beliebte Speisetiere. „Die sind echt lecker“, weiß Student Pfirrmann. Der junge Forscher lächelt. Doch gegessen werden die Wasserbewohner aus dem Keller nicht. „Das können wir uns nicht leisten.“

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