Grünstadt Heiter weiter

So klingt’s beim Fest: Die Musiker der TSG-Blaskapelle spielen, Irmgard Handrich und Klaus Kraemer schauen von oben zu.
So klingt’s beim Fest: Die Musiker der TSG-Blaskapelle spielen, Irmgard Handrich und Klaus Kraemer schauen von oben zu.

Auf dem Luitpoldplatz in Grünstadt herrscht angenehme Enge. Jung und Alt genießen Schorle, Pizza und angeregte Gespräche, während das Trio Schobberocker mit einem abwechslungsreichen Coverprogramm unterhält. Am Freitagabend, direkt nach der Krönung der 68. Weingräfin des Leiningerlandes, Laura I. aus Bockenheim, könnte die Stimmung auf dem Grünstadter Weinwettstreit nicht besser sein.

„Ich freue mich riesig über den guten Zuspruch“, sagt Gerhard Laubersheimer. In diesem Jahr hat der Leiter des städtischen Ordnungs- und Sozialamtes, auch Geschäftsführer des Touristikvereins „Leiningerland. Das Tor zur Pfalz“, zum 35. und letzten Mal das Fest organisiert (wir berichteten). „Das tut schon ein bisschen weh“, räumt er ein. Seit 1983 hat er Jahr für Jahr unter anderem die Schausteller und Livemusik engagiert. „Mehr als 100 verschiedene Ensembles und Kapellen waren das im Lauf der Zeit“, sagt der 62-Jährige. Besonders gefreut hat er sich darüber, dass sich eine junge Dame direkt nach Lauras Inthronisierung am Freitagabend auf dem Weinfest für das Amt der 69. Weingräfin beworben hat: „Das gab’s noch nicht. Das macht mich happy“, weist er lachend darauf hin, dass die 1950 gestartete Reihe der Botschafterinnen für das Leiningerland wohl weitergeführt werden kann. Und auch um die Zukunft des Weinwettstreits macht er sich keine Sorgen, denn in seine Fußstapfen werde ein Profi treten, wie er ankündigt: Matthias Kunkel, bisher Leiter der Touristinfo Monsheim, wird sich künftig bei der Stadtverwaltung Grünstadt um den Tourismus kümmern. „Das Ambiente gefällt mir besser als früher“, sagt der stellvertretende Polizeichef in Grünstadt, Thomas Merkel, der privat da ist. Er sei mit dem Fest groß geworden, erklärt der 55-Jährige und nimmt einen Schluck Chardonnay. Prima findet er, dass man auf der Veranstaltung Menschen trifft, die man sonst mitunter jahrelang nicht gesehen hat. Aus Sicht der Polizei sei schön, dass sie hier relativ wenig zu tun habe. Vermutlich ein Resultat der großen Präsenz von Ordnungshütern und der Rucksackkontrollen, mit denen verhindert werden soll, dass Besucher Alkohol mitbringen. Davon gibt es ja schließlich an den Ständen im großen Festzelt genug – darunter die Siegerweine des Wettstreits, ein Dornfelder des Weinguts Schenk-Siebert (Sausenheim) und ein Riesling des Sonnenhofes der Familie Schäfer in Bockenheim. Sieben Winzer aus Asselheim und Sausenheim bieten ihre Weine an. Darüber hinaus schenkt die Bauern- und Winzerschaft Bockenheim Weiße und Rote aus weiteren sieben Weingütern sowie den Patenwein aus dem Patricia-Wingert aus. „Der Siegerwein wird am meisten nachgefragt“, ist dort am Tresen zu hören. Gemeint ist die Spätlese vom Sonnenhof. Hartmut Risser hat sich für einen biologisch produzierten Weißburgunder entschieden. „Den verkaufe ich auch in meinem Hofladen“, berichtet der Öko-Landwirt aus Kerzenheim, der wohl acht, neun Jahre nicht mehr auf dem Weinwettstreit war. „Normalerweise sind wir jetzt im Juli mitten in der Ernte und haben gar keine Zeit, auf Feste zu gehen“, erklärt er. Diesmal sei man dank der trockenen, heißen Witterung schon fertig. „Ich komme auf jeden Fall Montagmittag wieder her“, kündigt Bauamtsleiterin Natalie Holzer an. Dann gehe das Personal der Stadtverwaltung zum Weinwettstreit. Das sei eine schöne Tradition, die die Gemeinschaft der Mitarbeiter fördere. Holzer weist darauf hin, dass die Mitarbeiter der Stadt das Essen selbst bezahlen und die Zeit nicht als Arbeitszeit gelte. Das Essen stammt seit Jahren von der Metzgerei Speeter und Vito Cunsolo, Pächter der TSG-Gaststätte. Der quirlige Italiener steht mit sieben Helfern in seiner mobilen Küche mit den drei Backöfen. „Die Leute sind gut drauf, wie ich auch“, sagt Vito Cunsolo fröhlich und knetet Teig. Hits wie „Highway To Hell“ von AC/DC und „Skandal im Sperrbezirk“ von der Spider Murphy Gang vermischen sich mit Gesprächsfetzen und Lachen. Davon hören Willi Werlich und seine Frau Elke nicht viel. Das Rentnerehepaar steht für seinen Sohn Roger im Süßwarenwagen im Östlichen Graben, wo eine kleine Kirmes aufgebaut ist. Auf der neuen Attraktion „Pirates of the Carribean“ kreischt eine Gruppe Kinder. Mehr als fünf Jahrzehnte hat das Ehepaar einen eigenen Stand und auch Fahrgeschäfte gehabt. Mit Roger sei das Familienunternehmen nun in der vierten, aber vermutlich letzten Generation. „Unsere Enkel haben kein Interesse an der Fortführung“, erzählt Willi Werlich. Dabei habe das selbstständige Arbeiten Vorteile. „Und man hat viel mit Menschen zu tun“, ergänzt die Gattin. Das Sortiment habe sich mit der Zeit verändert, doch es gebe eine Konstante: „Zuckerwatte geht immer.“

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