Grünstadt Hilfe für den Alltag

Auf große Resonanz ist die Einladung zum Gedankenaustausch zur Nachbarschaftshilfe in Sausenheim gestoßen. Ortsvorsteher Gerd Walther (SPD) erläuterte, dass es darum gehe, Menschen, die Unterstützung benötigen, und solche, die diese geben können, zusammenzubringen. Am Ende hat sich eine kleine Gruppe gebildet, die die Organisation übernehmen will.

Dorfmoderator Tobias Baumgärtner vom Landauer Beratungsbüro Kobra berichtete von einer Fragebogenaktion, die von Mai bis Anfang Juli lief. „Mehr als 50 Leute haben sich beteiligt“, sagte er am Freitagabend in der Pizzeria „Da Raffaele“, wo sich 22 Personen eingefunden hatten. Dabei habe es deutlich mehr Helfer als Hilfsbedürftige gegeben. Allerdings existiere auch eine Hemmschwelle, einzugestehen, dass man Unterstützung brauche. „Schön ist, dass das Schlüssel-Schloss-Prinzip passt“, so Baumgärtner. In 80 bis 90 Prozent der Fälle seien Fahrdienste zum Einkaufen oder zum Arzt nachgefragt worden und auf der anderen Seite wurde genau dieses in großem Umfang angeboten. Bei der Vorstellungsrunde gab es manchen, der für beide Seiten sprach. Ein Rentner aus der Kalkerde sagte zum Beispiel: „Mit zunehmendem Alter fällt mir die Gartenarbeit schwerer, aber ich bin handwerklich fit und verfüge über Computererfahrung.“ Jochen Back meinte: „Als Diplom-Ingenieur könnte ich technische Hilfe anbieten, bräuchte aber hin und wieder jemanden für die Kinderbetreuung.“ Klaus Schönberg erinnerte an eine Aktion, bei der einsame ältere Menschen stundenweise „Enkel“ gesucht haben, um junge Familien zu entlasten: „Es fehlte an ,Enkeln’, denn man vertraut nicht leichtfertig fremden Leuten ein kleines Kind an.“ Große Überwindung habe es sie gekostet, der Einladung zu der Gesprächsrunde zu folgen, erklärte eine Seniorin aus der Kaiserhecke. „Aus gesundheitlichen Gründen kann ich nicht mehr Auto fahren. Mein Mann ist auch krank. Jetzt steht der Wagen in der Garage und ich komme nirgends hin.“ Sie wolle den Fahrdienst aber keinesfalls umsonst haben. Daraufhin betonte Walther, dass die Nachbarschaftshilfe aber nichts kosten solle. Der Vorsitzende des Grünstadter Seniorenbeirates, Friedrich Schindler, gab zu bedenken: „Wer jemanden befördern möchte, sollte vorher überprüfen, ob er eine Insassen-Unfallversicherung hat.“ Von Baumgärtner kam der Hinweis, dass die Stadt eine entsprechende Versicherung abschließen könne, wenn sie als Träger des freiwilligen Engagements auftrete. Alise Höhn informierte: „In Rheinland-Pfalz sind Ehrenamtliche über das Land versichert.“ Schindler brachte den Bürgerbus, der in der Verbandsgemeinde Leiningerland rege genutzt wird, ins Gespräch: „Wenn man Grünstadt dazu bringen könnte, auch einen anzuschaffen, würden wir vom Seniorenbeirat die Organisation übernehmen.“ Dass es dafür trotz ÖPNV und Stadtbus Bedarf gibt, untermauerte Kord Schakinnis, der von Anfang an in dem Bürgerbus-Team aktiv ist: „Wir erhalten dauernd Anfragen von Sausenheimern und Asselheimern. Doch wir dürfen diese Leute nicht fahren.“ Schakinnis und etwa ein halbes Dutzend weitere Anwesende erklärten sich bereit, bei der Organisation der Nachbarschaftshilfe mitzumachen. Die pragmatische Lösung von Baumgärtner: Der Ortsteil investiert in ein Mobiltelefon, mit dem von montags bis samstags jeweils ein anderer Freiwilliger für ein paar Stunden einen Bereitschaftsdienst übernimmt. Über die Rufnummer könnten sich Bürger melden, die Unterstützung benötigen. Auf einer zuvor erstellten Liste wird dann der passende Helfer gesucht, der Zeit hat. Gerd Walther sagte zu, ein Handy dafür zu besorgen. TERMIN Das Orga-Team der Nachbarschaftshilfe trifft sich zur weiteren Planung am Dienstag, 16. Oktober, um 19 Uhr im „Da Raffaele“.

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