Grünstadt Hoheitliches Hallo

Sie haben gut Lachen: Die Weinhoheiten, die sich gestern im Asselheimer Mayerhof versammelt haben, um am Nachmittag am Kerweumzu
Sie haben gut Lachen: Die Weinhoheiten, die sich gestern im Asselheimer Mayerhof versammelt haben, um am Nachmittag am Kerweumzug teilzunehmen.

Großes Hallo im Asselheimer Mayerhof: Beim Freundschaftsempfang der Stadtverwaltung für Delegationen der Partnerstädte sind gestern viele Weinhoheiten begrüßt worden. Zur 1250-Jahr-Feier des Grünstadter Ortsteils waren sämtliche seit 1950 gekrönten Weingräfinnen der Unterhaardt beziehungsweise des Leiningerlandes eingeladen worden. Mehr als 40 sind gekommen. Eine einmalige Aktion.

Einmalig sind auch die Weingräfinnen, wie Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) bei der von der TSG-Blaskapelle begleiteten Feier betonte. Den Titel, der auf dem Weinwettstreit im Juli zum 68. Mal an Laura I. Wessa aus Bockenheim verliehen wurde, gibt es sonst nirgends in der Bundesrepublik. Er gehe auf die Legende der Gräfin Eva von Neuleiningen zurück, die es im Bauernkrieg geschafft haben soll, ihre Burg vor der Zerstörung zu bewahren, indem sie den wütenden Landwirten Speisen und Wein aufgetischt hat. „Wir wollen dieses wunderbare Brauchtum würdigen und haben den Freundschaftsempfang, den wir seit fünf Jahren ausrichten, ausgeweitet“, so Wagner, der auch Abordnungen aus Peine und dem thüringischen Hermsdorf willkommen hieß. Nach Phasen, in denen das Amt weniger anerkannt war und es nicht so einfach gewesen sei, junge Frauen zu finden, die für ein Jahr Botschafterinnen für die hiesige Wein-Kultur sein wollten, habe die Tradition inzwischen wieder mehr Anerkennung erfahren, teilte der Rathauschef eine Einschätzung, die auch Laura I. in ihrem Grußwort vertrat. Ihm persönlich seien die Weinhoheiten sehr wichtig. „Um das zu unterstreichen, trage ich bei der Krönung immer meine Amtskette“, sagte Wagner und lobte seinen Beigeordneten Hans Tisch (CDU), der seit 2004 für Landwirtschaft und Weinbau zuständig sei. „Er hat alle Winzertöchter im Leiningerland im Blick und beobachtet genau, wann sie reif sind“, meinte er in seiner launigen Rede. Und dann sei da noch „ein Typ, den man nicht ersetzen kann“, sprach er von Gerhard Laubersheimer, Chef des Ordnungs- und Sozialamtes, der seit 35 Jahren auch für Tourismus und die Weingräfinnen verantwortlich zeichnet. „Er kennt sie alle, da merkt man die Verbundenheit“, so Wagner. Nicht nur wegen des Asselheimer Jubiläums, sondern auch zu Ehren Laubersheimers, der im Dezember in den Ruhestand geht, sei der Weinadel hier versammelt. Für jede der geladenen Damen, darunter auch ehemalige Pfälzische und Deutsche Weinköniginnen und -prinzessinnen sowie die einzige Schneckenkönigin Alma Matheis, hatte der Ordnungsamtsleiter und Geschäftsführer des Vereins „Leiningerland. Das Tor zur Pfalz“ Namensschilder vorbereitet. Nach Umarmung, Küsschen und ein paar netten Worten brachte er sie natürlich selbst gern persönlich an. Für den Kerweumzug am Nachmittag hatte er vier Planwagen fürstlich dekorieren lassen, um die Hoheiten standesgemäß durch Asselheims Gassen zu kutschieren. Die erste Weingräfin, die er zu betreuen hatte, sei Andrea Zaun gewesen, blickte der Ordnungsamtsleiter zurück. Die heutige Mitarbeiterin in der Touristinfo war bei ihrer Krönung 1983 erst 16 Jahre alt, was hinsichtlich des Jugendschutzgesetzes nicht unproblematisch war. Eine weitere Anekdote: Die 42. Weingräfin, Rosemarie Hörstmann, geborene Lösch aus Bockenheim, hat auf dem Flug zur Partnerstadt Bonita Springs in Florida ihren Ehemann kennengelernt. Laubersheimer sagte: „Ich bin stolz, dass die Kette an Weingräfinnen nie abgerissen ist.“ In der Regel melden sich Kandidatinnen bei der Verwaltung, wie Beigeordneter Tisch berichtete. Wenn nicht, gingen er und Laubersheimer auf Entdeckungstour. So seien sie 2014 auf Sophie Conrad aufmerksam geworden, die auf dem Carrières-sur-Seine-Platz am Stand ihres Bruders Benjamin aushalf. „Zwei Tage später sagte sie zu, das Ehrenamt der Weinrepräsentantin zu übernehmen“, erinnerte sich Tisch. Jetzt hat sich die Sausenheimerin als Pfälzische Weinkönigin beworben. Die Wahl ist am 6. Oktober in Neustadt.

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