Grünstadt Mobilfunk und der Wurstmarkt

Sorgt für besseren Empfang: Mobilfunkmast auf dem Wurstmarkt.
Sorgt für besseren Empfang: Mobilfunkmast auf dem Wurstmarkt.

«BAD DÜRKHEIM.»Der Mobilfunkmast am Wurstmarktplatz soll den Mobilfunk-Empfang während der Festtage und darüber hinaus verbessern, sorgt aber gleichzeitig für Kritik von Anwohnern, die gesundheitliche Gefahren wegen der von dort ausgehenden Strahlung fürchten. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Warum ist Mobilfunk von Veranstaltungen wie dem Wurstmarkt kaum noch wegzudenken?

Auf dem Wurstmarkt kommen während der Festtage insgesamt rund 600.000 Besucher vorbei. Man kann davon ausgehen, dass nahezu jeder Besucher ein Handy dabei hat. Viele machen Fotos, die sie mit Freunden oder Bekannten übers Netz „teilen“ wollen. Andere nutzen Smartphone-Apps, um aktuelle Informationen zu öffentlichen Verkehrsmitteln zu bekommen. Dazu braucht man eine gute Verbindung. Dafür sorgt der aufgestellte Mast. Wie funktioniert ein Mobilfunkmast? Auf der Spitze des Mobilfunkmastes sieht man eine Art Suppenteller. Das ist eine Richtfunkantenne. Diese Antenne transportiert die Signale, die die Handynutzer an den Mast geschickt haben, weiter ins weltweite Netz. Die Strahlung dieses Suppentellers ist stark gerichtet, damit das Signal sicher in Frankenthal (dort steht die Gegenstelle) ankommt. In dieser „Sichtverbindung“ darf nichts im Wege sein, sonst fließen keine Daten mehr. Diese Bündelung der Richtfunkstrecke bedeutet aber auch, dass Leute, die neben oder unter dem Mast stehen, von dieser Richtfunkverbindung gar nichts mehr mitbekommen. Würde man die Schüssel nur ein klein wenig „verdrehen“, wäre diese Verbindung schon „weg“, so empfindlich und genau gerichtet sind diese schwachen Signale. Welche Nutzer profitieren von dem Mast? Der Sender auf dem Wurstmarktgelände ist für alle Netze da. Gastgeber und Erbauer ist die Firma „Telefónica o2“. Für Bad Dürkheim überträgt die Station in allen Technologien von 2 G bis 4 G. Registriert das System, das mehr Leute mit modernen Handys unterwegs sind, kann sie die weniger gebrauchte Technik (2G) zurückfahren. Das passiert automatisch. Im nächsten Jahr sollen an den Mast auch Antennen von der Deutschen Telekom („D1“) und von Vodafone („D2“) angeschraubt werden, damit deren Kunden auch von dort versorgt werden können. Vodafone verwendet in diesem Jahr noch zwei mobile Anlagen, die auf dem Wurstmarktgelände aufgebaut sind und nach dem gleichen Prinzip arbeiten. Wie ist der Stand der Technik? Funk ist wie Licht. Man muss sich einer Halle mit wenigen großen Scheinwerfern vorstellen, die ein blendendes Licht ausstrahlen. Nun schalten wir das Licht in unserer gedachten Halle ab und geben jedem Besucher eine kleine Taschenlampe. Das Licht reicht zum Weg finden und zum Lesen, es blendet nicht. Deswegen ist es bei Mobilfunk wichtig, möglichst viele kleine schwache Sender aufzustellen. Die digitale Zukunft der fünften Generation wird die Idee der vielen kleinen Sender weiter aufgreifen. Um selbstfahrende Autos, die über das Netz mit Informationen versorgt werden, zu ermöglichen, müssen neue Netze aufgebaut und verdichtet werden. Dabei sollte idealerweise alle 80 Meter ein Minisender stehen. Mit dem Start der fünften Generation wird ab 2020 gerechnet. Ist die Handystrahlung gefährlich? Seit dem Start von digitalen Netzen vor 25 Jahren wird diese Frage in der Fachwelt diskutiert und konnte bis heute nicht endgültig beantwortet werden. Zu Beginn der digitalen Mobilfunkwelt wurde in GSM-Technik gesendet. Man erkennt das, wenn sich das Handy neben dem heimischen Radio- oder PC-Lautsprecher mit „Tuckel-Tuckel-Tuckel“ bemerkbar macht. Die dritte Generation des Mobilfunks (3G, UMTS) und die immer weiter um sich greifende vierte Generation (LTE) verwenden andere Übertragungsverfahren, die mit wesentlich niedrigeren Sendeleistungen („Flüstern“) auskommen und auch nicht mehr gepulst (Tuckel-Tuckel) sind, sondern gleichmäßig senden. Wer heute Bedenken wegen möglicher Strahlung hat, sollte er sein Handy nicht ans Ohr halten, sondern mit einem „Knopf im Ohr“ telefonieren, dann hat das Handy mehr Freiraum und wesentlich besseren Empfang. Wie kann der Mobilfunk den Wurstmarkt-Beschickern künftig helfen? Ein Beispiel für einen hilfreichen Einsatz sind die Fahrgeschäfte auf dem Wurstmarkt. Es ist heute beispielsweise möglich, Funktionen dieser Attraktionen mit Sensoren zu überwachen. Per Mobilfunk melden diese Sensoren Fehler an den Hersteller oder eine Wartungsfirma. So können im Bedarfsfalle gleich Ersatzteile eingepackt oder Wartungsintervalle vereinbart werden. Ein anderes Beispiel sind die Kühlaggregate für Getränke. Per Mobilfunk melden sie, wenn die Temperatur nicht stimmt, oder könnten sogar Nachschub bestellen. Risikopatienten können das Haus verlassen und über ihr Handy aktuelle Werte (Herzfrequenz, Puls, Blutdruck et cetera) an einen medizinischen Service oder den Arzt übermitteln, was die Lebensqualität erhöht. Übervolle Müllcontainer könnten Signale von sich geben, wenn sie geleert werden müssen.

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