Grünstadt Parkplätze wichtiger als Parkanlage

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Braucht Grünstadt noch mehr Wohngebäude? Sind genügend Parkplätze vorhanden? Fehlt eine grüne Oase in der Innenstadt? Fragen wie diese standen am Donnerstagabend bei der Planungswerkstatt zum Jean-Mann-Gelände im Fokus. Mehr als 50 Bürger – überwiegend Anwohner und Stadträte – sind der Einladung der Verwaltung ins Weinstraßencenter gefolgt. Es galt beim Spiel mit Bauklötzchen Ideen zu entwickeln und schließlich ein Meinungsbild abzugeben.

„Wir nehmen gern Ihre Anregungen auf“, begrüßte Bürgermeister Klaus Wagner die Anwesenden. Der Stadtrat habe beschlossen, die Einwohner nicht bloß zu informieren, sondern in die Entscheidungsfindung einzubinden. Ziel sei es, das rund 4600 Quadratmeter große Areal, das seit etwa 25 Jahren als wenig ansehnlicher Parkplatz vor sich hin schlummere, mit Fördermitteln aus dem Programm Aktive Stadtzentren (75 Prozent der förderfähigen Kosten) aufzuwerten. Auf vier Tischen standen jeweils der Grundriss des ehemaligen Firmengrundstücks und Materialien zum Basteln von Modellen: bunte Autos, Styroporbäumchen, grüne und graue Pappe sowie unterschiedlich große Quader. Diplom-Ingenieurin Ingrid Schwarz, Geschäftsführerin der WSW & Partner GmbH aus Kaiserslautern, gab den Arbeitskreisen vor, mit was sie sich beschäftigen sollten: Wohnhäuser, Grünfläche, Parkraum und Supermarkt. Weshalb letzterer ein Thema war, obwohl längst bekannt ist, dass sich keine Handelskette im Bereich um die Grünstadter Fußgängerzone ansiedeln wird, war Wagner ein Rätsel. Offensichtlich auch den Bürgern. Denn die Gruppe, die eine Einkaufsmöglichkeit in den Mittelpunkt ihres Entwurfs stellen sollte, entschied sich, den großen Gebäude-Spielstein in ein zweigeschossiges Parkhaus umzufunktionieren. Jürgen Wageck, der sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht als einen Lebensmittelmarkt im Zentrum, begründete das damit, dass man nicht einen weiteren schwer vermittelbaren Leerstand wie den einstigen Tengelmann brauche. Stattdessen sollte die Stadt eine Anbindung an die Weinstraße erhalten: in Form einer Vinothek auf dem Dach des Parkhauses, mit einem direkten Zugang vom Carrières-sur-Seine-Platz. Sein Arbeitskreis schlug auch vor, eine Bowlingbahn zu integrieren, „und auf jeden Fall müssen die sechs alten Kastanien stehen bleiben“, so Wageck. Das bekräftigte auch Sabine Spieß-Barth, die für die Gruppe sprach, die eine zweidimensionale Gestaltungslösung im Visier hatte. Diese umfasst jede Menge Pkw-Stellflächen, dazu viel Grün. „Was nützen die schönsten Geschäfte, wenn die Kunden keine Parkplätze finden“, sagte sie. Die Versiegelung müsse in einer Art und Weise geschehen, dass die Wassermassen der künftig zunehmenden Starkregen versickern und abfließen können. Das Areal könnte beispielsweise auch als Festplatz dienen. Eine Parkanlage mit einem Springbrunnen stellte sich die dritte AG vor, deren Aufgabe es war, ein Parkdeck in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen zu stellen. Dieses sollte, wie Günter Herrmann ausführte, unbedingt offen angelegt sein, sodass weder dunkle Ecken noch ein massiver Klotz entstehen. Wie man Wohnhäuser optimal anordnet, wurde angeregt im vierten Arbeitskreis diskutiert. Während an den anderen Tischen die Klötzchen noch hin und her geschoben wurden, stellte die Gruppe ihren Entwurf bereits in das Holzmodell von der Umgebung des Jean-Mann-Geländes. Architekt Peter Bayer richtete den Strahler einer Stehlampe anhand eines für jeden Monat berechneten Sonnenstand-Planes immer wieder neu aus, sodass der Schattenwurf deutlich wurde. „Uns ist wichtig, dass alle Licht bekommen“, erklärte Tilmann Steinmetz. Der dunkle Bereich hinter dem vorgesehenen Neubau von Heinz Nicklaus sollte als Parkfläche genutzt werden. „In der Mitte des Grundstücks stellen wir uns einen Treffpunkt, vielleicht mit Café, vor“, sagte er. Die mit Spannung erwartete Abstimmung mit Klebepunkten – drei für den Favoriten, zwei für die zweite und einen für die dritte Wahl – ergab eine klare Mehrheit für einen ansprechenden, multifunktional nutzbaren (Park-)Platz (68 Punkte). Das Vinothek-Parkhaus erhielt 56 runde Aufkleber, das Springbrunnen-Parkdeck und die Wohnhäuser jeweils 48. „Das ist kein repräsentatives Ergebnis“, betonte Schwarz, aber es seien vier schöne Vorschläge als Entscheidungsgrundlage für den Stadtrat entwickelt worden.

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