Grünstadt Rieslingdusche fürs Rathaus

GRÜNSTADT. So was brauchen wir im Leiningerland als ständige Einrichtung, beschloss der Kleinkarlbacher. „Ohne Ferz! Das ist ein Leuchtturmprojekt“, verfiel Niederhöfer in die Fachsprache, die sich durch ILE (integrierte ländliche Entwicklung) und ILEK (integrierte ländliche Entwicklungskatastrophe) in der Verwaltung breit gemacht hat. Weil sich die Verhandlungen mit dem Winzer über das Urheberrecht hinziehen (Niederhöfer, ärgerlich: „Wie mit der Bahn beim Radweg durchs Leiningertal!“), ließ die Verwaltung Regionalmanager Peter Dell in aller Eile ein ähnliches Gerät zusammenbauen. Der Prototyp des Rieslingduschomats (Name wegen des Gebrauchsmusterschutzes geändert) wird ab heute am Eingang zum VG-Rathaus (unser Foto) getestet. Das Problem: Die Bediensteten haben die Technik noch nicht im Griff. Deshalb bittet die Verwaltung Besucher, die heute im VG-Rathaus zu tun haben, den Regenschirm nicht zu vergessen. Es gibt nämlich noch zwei ernste Probleme: die Dosierung und die Taktung. Die IT-Abteilung bastelt noch daran, dass die Dusche nicht ohne Vorwarnung anspringt und dass sich der Flüssigkeitsbehälter (vorstellbar wie der Spülkasten einer Toilette) nicht in einem Schwall entleert. Erste Testpersonen haben schlechte Erfahrungen gemacht, sie liegen mit einer heftigen Erkältung flach. Doch von diesen Kinderkrankheiten lassen sich Niederhöfer und seine Beigeordneten nicht entmutigen. Bis übermorgen, 3. April, wenn abends der VG-Rat tagt, soll die Einrichtung funktionieren. Niederhöfer: „Das Betreten des Rathauses muss für die Ratsmitglieder bei ihrer letzten Sitzung der aktuellen Legislaturperiode zu einem unvergesslichen Erlebnis werden!“ Sollte bis dahin das Original aus Herxheim noch nicht installiert sein, müsse der Dellsche Duschomat (DeDuma) entsprechend verfeinert werden. Die VG-Verwaltung hat genaue Vorstellungen, wie die Rieslingdusche funktionieren soll: „Wir orientieren uns dabei an dem feinen Nebel, mit dem in manchen Supermärkten das Gemüse besprüht wird“, lautet die Vorgabe. Die Ratsmitglieder sollen sich allerdings nicht benebelt vorkommen, sondern sich zu Beginn und Ende ihrer Sitzungen so erfrischt fühlen wie „junges knackiges Gemüse im Supermarktregal“. Deshalb – und wegen des Geruchs – soll aus den Düsen auch nicht Riesling pur ausströmen. „Sommerschorle“ sei erste Wahl. Für die touristische Vermarktung der Rieslingdusche sieht Niederhöfer jede Menge Potenzial. Da ist er sich mit seinen Bürgermeister-Kollegen aus der neuen LEADER-Region (eine Erfindung der EU) einig. Sie könne eingesetzt werden bei Hochzeiten am Alten Rathaus in Grünstadt oder an der Mühle in Großkarlbach: nicht nur, um die Schwiegermutter gnädig zu stimmen! Die Jugendherberge auf der Burg Altleiningen und der Rahnenhof könnten ihre Gäste erfrischen (wahlweise mit Apfelschorle), sie könnte beim autofreien Eistal die Radler erfreuen („die angenehmste Art, die Kreisgrenze zu passieren“). Das größte Interesse an der Rieslingdusche soll Grünstadts Bürgermeister Klaus Wagner signalisiert haben: als belebendes Element für den Carrières-sur-Seine-Platz; damit sich da auch unter der Woche mal einer hin verirrt … Ach ja: Die Abkürzung für LEADER heißt übrigens „Letztlich einfach albern – darauf einen Riesling“). (ea14)

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