Bissersheim Sängerhallen-Streit: Nun hat der Rat seine Entscheidung gefällt

Brachfläche: das einstige Sängerhallen-Grundstück.
Brachfläche: das einstige Sängerhallen-Grundstück.

Zum vorerst letzten Mal hat sich der Bissersheimer Ortsgemeinderat mit dem Ersatzbau für die abgerissene Sängerhalle beschäftigt. Nach kurzer Diskussion traf das Gremium seine Entscheidung – in großer Einigkeit, aber ohne die Bürgermeisterin.

2021 sind am 22. Juli und am 19. August im Bissersheimer Rat die Beschlüsse für die Errichtung eines Dorfgemeinschaftshauses gefasst worden. Das geplante zweistöckige Gebäude sollte die marode Sängerhalle ersetzen, die nicht mehr wirtschaftlich saniert werden konnte und im darauffolgenden Jahr abgerissen wurde. Die Kosten für den geplanten Neubau kletterten jedoch von damals geschätzten 1,37 Millionen Euro auf heute 2,26 Millionen Euro. Trotz einer Förderung mit dem Festbetrag von 765.000 Euro und möglichen Erlösen aus dem Verkauf des Gemeindezentrums „Eulennest“ würde allerdings ein Batzen von rund einer Million Euro an der Kommune hängenbleiben.

Zur dauerhaften Finanzierung des Eigenanteils und auch des Gebäude-Unterhalts müssten die Realsteuern sehr deutlich angehoben werden. Der Rat will die Bürger aber nicht über Gebühr belasten und hat sich in der Mai-Sitzung gegen die Erhöhung der Hebesätze entschieden. Würden die Bissersheimer dennoch weiterhin an den Neubauplänen festhalten, könnten sie in den kommenden Jahren ihren Haushalt nicht ausgleichen und die Kommunalaufsicht würde den Etat nicht genehmigen. Damit wäre die Kommune quasi handlungsunfähig. Insofern musste von dem unter Bürgermeister Elmar Reichert auf den Weg gebrachten Vorhaben Abstand genommen und die beiden Beschlüsse aus dem Sommer 2021 aufgehoben werden.

„Kind in Brunnen gefallen“

Hedi Wendel bat um Klarstellung: „Wir heben nur die Entscheidungen für das in der vorliegenden Art vorgesehene Projekt auf, oder?“ Bürgermeisterin Kerstin Ort-Bausbacher bejahte das und beteuerte, man werde „am Ball bleiben, das Gelände ist ja da“. Vielleicht könne man doch die eine oder andere Lösung finden. „Allerdings gelingt das nur gemeinsam“, sagte die 52-Jährige, die noch laut darüber sinnierte, dass man die alte Sängerhalle mithilfe der Zuschüsse doch hätte vielleicht sanieren können. „Aber das Kind ist ja nun längst in den Brunnen gefallen.“ Bei der Abstimmung ging sie mit den Worten „weil ich ja nicht ganz neutral bin“ in den gut gefüllten Zuschauerraum.

Der Rat votierte einstimmig für die Rücknahme beider Beschlüsse. Damit ist auch der vom Gremium am 11. Dezember 2023 befürwortete Bürgerentscheid zu diesem Thema obsolet und wurde der Form halber ebenfalls aufgehoben.

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