Wattenheim Schulgarten-Projekt: Wie eine Grundschul-AG Kinder und Eltern begeistert

Bei der Gestaltung des Barfußpfades legen die AG-Teilnehmer Wert auf recycelte Materialien.
Bei der Gestaltung des Barfußpfades legen die AG-Teilnehmer Wert auf recycelte Materialien.

Schulfrei am Samstag und doch tummelten sich eine Menge Schülerinnen und Schüler auf dem Gelände der Wattenheimer Grundschule. Grund dafür ist das Schulgarten-Projekt. Warum es Kinder und Eltern sogar in ihrer Freizeit in die Schule lockt.

Es wuselt im Schulgarten neben der Turnhalle der Wattenheimer Grundschule. 22 Eltern und knapp 20 Kinder sind gekommen, um an einem Samstag am Schulgartenprojekt zu schuften. Das Heft in der Hand haben dabei die Wattenheimer Sandra Emmer und Markus Follak, die an der Schule eine Garten-Arbeitsgemeinschaft (AG) anbieten.

Dabei stand die Leitung eines solchen Projekts nicht unbedingt auf der Agenda von Emmer. Im vergangenen Jahr hat sich die Floristin von Ina Mahnke, der hartnäckigen Klassenlehrerin ihrer Tochter Luisa, mehr oder minder dazu breitschlagen lassen und ihren anfänglichen Widerstand aufgegeben: „Fast täglich hat sie über Luisa nachfragen lassen, ob ich nicht vielleicht die Garten-AG leiten möchte.“

Angst vor Bienen überwunden

Als Unterstützer ist schon kurze Zeit später Follak hinzugekommen, der privat gern in seinem großen Garten arbeite. „Wir haben derzeit acht Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren in der AG“, erklärt Follak. Eine Besonderheit an der Garten-AG sei, dass je zwei bis drei Kinder im Frühjahr in die Imker-AG wechseln können. Ausgestattet mit Imker-Schutzkleidung können sie dort als kleine Gruppe Bienenstöcke hautnah erleben.

Die zehnjährige Yasmin besucht zwar seit Sommer die fünfte Klasse des Leininger-Gymnasiums, ist aber trotzdem am Samstag dabei: „Ich war in der Bienen-AG, obwohl ich vor Jahren schon mal gestochen wurde und anfangs ein bisschen Angst hatte“, erzählt sie. „Das war aber unbegründet, durch die Kleidung kann ja gar nichts passieren.“ Als besonders interessant empfand sie, in einen Bienenstock blicken zu können und zu lernen, wie man die Königin erkennt.

Slackline und ein Weiden-Tipi

Derweil wird in jeder Ecke des Schulgartens gewerkelt. Beispielsweise werden dornige Brombeerhecken geschnitten. Der neunjährige Lars aus der dritten Klasse hat mit Handschuhen und großer Schere richtig Spaß daran. An anderer Stelle wird der Sandkasten weitergebaut, die Hochbeete werden mit Blättern und Erde befüllt und es wird am Barfußpfad gearbeitet. Erwachsene und Kinder ergänzen sich, jeder Handgriff sitzt, alle sind mit Freude bei der Arbeit. „Beim Barfußpfad haben wir darauf geachtet, dass alle Materialien recycelt sind, wir haben nichts gekauft“, betont Emmer. Es gibt Flächen mit kleinen Baumstämmen, Splitt, unterschiedlich großen Kieselsteinen und mit Sand.

An der Zaunwand hängt ein selbst gemachtes Insektenhotel, gebastelt aus alten Dosen und Zweigen. Weiter drüben wurden bereits kreisförmig Weiden gepflanzt, die zu einem Tipi wachsen sollen. „Zwischen zwei unserer großen Bäume soll demnächst eine Slackline gespannt werden. Den Untergrund bereiten wir entsprechend vor, damit sich kein Kind beim Herunterfallen verletzten kann“, sagt Emmer. Grundsätzlich achte die AG auf Nachhaltigkeit und überlege, wie man Beziehungen nutzen könne: „Als es um den Sandkasten ging, haben wir zum Beispiel die Firma Mawa aus Wattenheim gefragt, ob sie uns das Loch ausheben könnten – und sie haben direkt zugesagt.“

„Eltern opfern ihre Freizeit“

Richtig professionell sei dann eine Drainage, Folie und Vlies eingebracht worden, bevor der Sand eingefüllt wurde. „Unser Förderverein unterstützt uns finanziell und wir leisten bei allem auch viel Eigenarbeit“, sagt Follak. Beispielsweise seien die Steine der Sandsteinmauer kostenlos aus einem Wattenheimer Abrisshaus in den Schulgarten gebracht worden. „Vieles passiert außerhalb der AG-Zeiten, die Eltern opfern dafür häufig ihre Freizeit“, betont Emmer, die sich über Materialspenden wie Blumenzwiebeln oder Gartengeräte freut.

Außer der Garten-AG biete die Grundschule eine Koch- und eine Bastel-AG sowie Yoga, Handarbeiten und Tanzen an, berichtet die kommissarische Schulleiterin Melanie Dohn. Damit jedes Kind Gelegenheit habe, in verschiedenen AGs mitzumachen, werde immer nach vier bis fünf Monaten gewechselt. Der Schulgarten soll in Zukunft auch als grünes Klassenzimmer und für die Betreuungskinder genutzt werden. Dohn sagt: „Unser Schulgarten-Projekt fördert die Kreativität und stärkt die Gemeinschaft ungemein, man kommt mit den Kindern und den Eltern ganz anders ins Gespräch – Schule ist eben nicht nur Einmaleins.“

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