Eisenberg Wie Erdbeeranbau ökologisch nachhaltig betrieben werden kann

Das Erdbeerland aus der Vogelperspektive.
Das Erdbeerland aus der Vogelperspektive.

Wie kann der Anbau von Erdbeeren und sonstigen Früchten nachhaltig geschehen? Das Erdbeerland Funck gibt Einblick in ökologische und gleichzeitig ökonomische Anbaumöglichkeiten - und verrät, wie man auchauf ökologische Art und Weise Schädlingsbekämpfung betreiben kann.

Auf den Feldern rund um Eisenberg sieht man sie überall – die großen weißen Tunnelzelte des Erdbeerlandes Funck. Doch darin wachsen nicht nur Erdbeeren, sondern auch Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren. „In den Jahren von 2012 bis 2019 haben wir die Tunnelzelte angeschafft, da wir festgestellt haben, dass durch den geschützten Anbau nahezu 98 Prozent Klasse 1-Früchte geerntet werden können und wir außerdem das bis zu Dreifache an vermarktbaren Erdbeeren pro Quadratmeter gegenüber dem Freilandanbau ernten können, da die Erträge höher sind und nahezu jede Erdbeere von guter Qualität ist“, sagt Alexander Seiler, der als Mitinhaber gemeinsam mit Rebecca Funck seit rund acht Jahren das Erdbeerland führt.

Nach seinem FH-Studium zur Landwirtschaft war Seiler zunächst acht Jahre lang Mitarbeiter im Erdbeerland, bevor er als Miteigentümer in die Firma einstieg. Der Tunnelanbau biete aber außer dem höheren Ertrag noch einige andere Vorteile. „Wir brauchen fast keinen herkömmlichen Pflanzenschutz, der Grauschimmelpilz existiert praktisch im Tunnel nicht und den Mehltau halten wir mit Nebeldüsen in Schach, durch die kontrollierte Feuchtigkeit auf die Pflanzen abgegeben und so die Bildung von Mehltau verringert wird“, erklärt Seiler und ergänzt: „Wir bemühen uns, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich bei uns im Betrieb einzusetzen.“

Der schlimmste Schädling

Um die Pflanzen vor Schädlingen zu schützen, komme alle drei bis vier Wochen eine Fachfirma aus Hamburg nach Eisenberg, um zu schauen, ob und wenn welche Schädlinge sich an den Pflanzen zu schaffen machen. So kann dann der passende Nützling herausgesucht werden, der eben diesen Schädling vertilgt. „Außerdem wird durch die regelmäßige Untersuchung der Wurzelballen geprüft, welche Nährstoffe die Pflanzen gerade brauchen, um dann genau darauf abgestimmt Pflanzenergänzungsstoffe in Form von Mineralien und Spurenelementen über das Gießwasser zuzuführen“, erklärt Braun. Manchmal werde auch Kohle zugesetzt, was die Pflanzen ebenfalls stärken würde.

„Der schlimmste Schädling, mit dem wir manchmal zu tun haben, ist die Kirschessigfliege, gegen die gibt es keinen in Deutschland zugelassenen Nützling. Bei Brombeeren versuchen wir die Früchte mit einem speziellen Netz vor der Fliege zu schützen“, erzählt Seiler. Zur Bestäubung der Blüten wird die dunkle Erdhummel, die in Europa heimisch ist, eingesetzt. Alle Pflanzen stehen in Töpfen, die Erdbeeren hängen in einer angenehmen Pflückhöhe, durch einen Pflückwagen, der beim Pflückvorgang eingesetzt werde, müsse sich kein Arbeiter mehr bücken. „Die Pflanzen stehen derzeit in einem Substrat aus Kokosfasern, für die Zukunft könnten wir uns Miscanthus vorstellen“, verrät er und fügt hinzu: „Die Miscanthuspflanze wäre eine Möglichkeit, nachhaltig, regional und umweltfreundlich das eigene Substrat für die Erdbeerproduktion herzustellen.“

Auf einer Fläche von rund 300 Hektar baut der Betrieb über zehn verschieden Kulturarten an, der größte Teil sind Getreide, Raps, Erbsen und Zuckerrüben. Auch 25 Hektar Blühstreifen für Insekten sind in der Anbaufläche enthalten. Von den 16 Hektar Erdbeerfläche werden noch sechs Hektar im Freiland angebaut. Die Bewässerung spielt eine große Rolle. Künftig soll das Regenwasser gesammelt werden, bei der Anlage Seltenbach soll ein Teich entstehen.

Keinen Tropfen verschwenden

„Alle Erdbeerflächen sind künftig durch Rohrleitungen bis nach Kerzenheim verbunden, es fehlen nur noch 300 Meter“, freut sich Seiler. Von Dezember bis Februar werde künftig aus dem Eisbach Wasser entnommen. So reiche das Regenwasser und Bachwasser vom Winter aus, um die Erdbeeren ganzjährig und nachhaltig mit Wasser zu versorgen. Die Bewässerung erfolge über Solarsensoren mit Tropfsystem, sieben Tage pro Woche, ein bis achtmal täglich, aber immer nur mit ein paar Milliliter, je nach Bedarf der Pflanzen. „Auch hier wird das zu viel gegebene Wasser aufgesammelt und wiederverwendet, so geht kein Tropfen Wasser verloren“, so Seiler. Um möglichst große Früchte zu ernten, werden die Erdbeerpflanzen in den Tunnelanlagen jährlich gewechselt und dann kompostiert.

Im Freiland stehen die Pflanzen meist zwei Jahre. „Bei uns ist alles Handarbeit – kleine Früchte bedeuten mehr Handarbeit als große Früchte und mehr Handarbeit bedeutet für uns höhere Lohnkosten“, sagt er. Beschattungsnetze schützen vor zu hohen Temperaturen in den Tunnelzelten, was zur Folge habe, dass morgens auf den Feldern gepflückt würde und erst danach im Tunnel. „Die Folie der Tunnel hält acht bis zehn Jahre, danach wird sie recycelt“, so der Fachmann.

Alexander Seiler führte neulich eine Nabu-Gruppe durch den Betrieb.
Alexander Seiler führte neulich eine Nabu-Gruppe durch den Betrieb.
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