Grünstadt Wie Redakteur Lorenz Hofstädter die RHEINPFALZ prägte

Lorenz Hofstädter an seinem speziell für ihn aufgebauten Arbeitsplatz in der Redaktion.
Lorenz Hofstädter an seinem speziell für ihn aufgebauten Arbeitsplatz in der Redaktion.

In diesen Tagen geht bei der RHEINPFALZ eine Ära zu Ende: Lokalredakteur Lorenz Hofstädter (61) tritt den Ruhestand an.

Der gebürtige Grünstadter prägte mehr als drei Jahrzehnte unsere Zeitung. Er hat die Fahne der Nordpfalz und der Unterhaardt im Hauptteil hochgehalten und viel Zuspruch von den Leserinnen und Leser erfahren.

Hofstädter kommt aus Ebertsheim, machte am Leininger Gymnasium in Grünstadt die Mittlere Reife und war danach vier Jahr Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Hessen. Gleichzeitig absolvierte er am Abendgymnasium in Darmstadt das Abitur. Um sich seinen Traum vom Journalismus zu erfüllen, studierte er in Mannheim Politik und Neuere Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Nach dem Magisterabschluss bewarb sich erfolgreich bei der RHEINPFALZ um ein Volontariat.

Mut und Pioniergeist

Von 1995 bis 2013 war Lorenz Hofstädter das Gesicht der RHEINPFALZ in Rockenhausen, seit 1997 als Redaktionsleiter. Er war dort der Erfinder der Aktion „Auf ein Wort im Ort“: Redakteure verlassen die Redaktionsstube, laden an einen angekündigten Treffpunkt ein, um mit den Menschen besser ins Gespräch zu kommen. Die Serie haben fast alle Lokalredaktionen der RHEINPFALZ übernommen.

2002 erhielt Hofstädter den bundesweit ausgeschriebenen Regino-Preis gemeinsam mit der ZDF-Redaktion. Prämiert wurde die Serie „Die Gerichtsreportage“, in der nicht Mord und Totschlag die Themen waren, sondern Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Ladendiebstahl und andere „alltäglichere“ Delikte am Amtsgericht Rockenhausen. Im Reportagenstil anschaulich und menschelnd geschrieben – nicht selten auch aus der Sicht der Opfer. Die Rechts-Redaktion vom ZDF bekam den Preis damals in Koblenz für ihre mehrteilige Fernsehdokumentation über 50 Jahre Grundgesetz.

Mut und Pioniergeist bestimmten immer die Arbeit von Lorenz Hofstädter. Er hatte stets das Ohr nah am Leser, die offene Tür und selbst das offene Fenster in Rockenhausen waren Sinnbild dafür. Begegnung mit Menschen konnte er so wunderbar einfangen. Sie berührten und unterhielten die Zeitungsleser. Hartnäckigkeit und scharfe Beobachtungsgabe machten aus Lorenz Hofstädter einen hervorragenden Reporter.

Schlagfertigkeit legendär

Dann veränderte 2013 ein tragischer Verkehrsunfall sein Leben. Er war mit seinem Auto auf dem Heimweg von Rockenhausen nach Ebersheim-Rodenbach, als ihm auf der Eisenberger Umgehung ein Fahrzeug auf seiner Spur entgegenkam. Bei dem Frontalzusammenstoß kam der Unfallverursacher ums Leben. Lorenz Hofstädter überlebte schwer verletzt und hat bis heute mit den Folgen des Unglücks zu kämpfen. Er kann nach wie vor nicht lange sitzen, muss viel laufen und liegen.

Hofstädter wechselte 2015 nach Grünstadt, um näher an seinem Wohnort arbeiten zu können. Ihm gelang es, in schwierigen Momenten den Humor zu bewahren. Seine Schlagfertigkeit ist bei Kollegen und Lesern legendär. Auch beim Schreiben ist sie immer zwischen den Zeilen zu erkennen. „Er mag die heimatstolzen, ehrlichen und manchmal etwas knorrigen Nordpfälzer sehr.“ Das hat der ehemalige Chefredakteur Michael Garthe einmal geschrieben. Lorenz Hofstädter ist eben selbst einer von ihnen.

Die gute Nachricht: Lorenz Hofstädter will auf das Schreiben nicht komplett verzichten. Er wird uns als freier Mitarbeiter erhalten bleiben. Die Chefredaktion bedankt sich für über 30 Jahre und freut sich auf weitere Texte – gemeinsam mit den Leserinnen und Lesern.

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