Donnersbergkreis Zwischen Hoffen und Bangen

Die Polizei sucht häufig mit Hubschraubern nach Vermissten.
Die Polizei sucht häufig mit Hubschraubern nach Vermissten.

Wenn ein Mensch vermisst wird, dann ist die Angst bei Verwandten und Freunden groß. Im Donnersbergkreis ist die Zahl der Vermisstenfälle zwar zurückgegangen , aber zum Teil handelt es sich nur um einen statistischen Effekt.

Polizeihubschrauber, zwei Hundestaffeln, Feuerwehren und weitere Einsatzkräfte sind am 17. August in der Verbandsgemeinde Eisenberg unterwegs gewesen. Eine Mutter hatte ihren 13-jährigen Sohn mit Down-Syndrom gegen Mittag als vermisst gemeldet. Sofort war die Suche in Kerzenheim und den benachbarten Gemeinden eingeleitet worden. Nach viereinhalb Stunden war das Bangen zu Ende: Dem Kind ging es gut und es konnte wohlbehalten wieder seiner Familie übergeben werden.

Die Suche ist nicht immer so spektakulär wie bei diesem Fall, doch auch hier, im Donnersbergkreis, verschwinden Menschen– jedenfalls für eine Weile, denn die meisten von ihnen tauchen schnell wieder auf.

Viele Fälle klären sich schnell

Das liegt vor allem an den rechtlichen Vorgaben. Beim Großteil der Vermisstenfälle sind Kinder oder Jugendliche verschwunden, wie das Polizeipräsidium Mainz erklärt, das für den Ostteil des Donnersbergkreises zuständig ist. Vor dem 18. Geburtstag reicht schon ein unbekannter Aufenthaltsort, um einen Menschen, der „bloß“ verschwunden ist, als vermisst melden zu können. Bei Erwachsenen braucht es zusätzlich noch eine Gefahr für Leib und Leben.

Das verzerrt die Statistik. Insbesondere dann, wenn Einrichtungen für junge Menschen im Kreis- oder Stadtgebiet liegen. Denn dort können die Betreuer nicht nur, sondern müssen das Verschwinden eines ihrer Schützlinge sofort melden – auch dann, wenn ein Kind nur später als ausgemacht heimkehrt. Der Großteil der Fälle kläre sich innerhalb von 24 Stunden auf, so hört man aus dem Polizeipräsidium Kaiserslautern, das den Westen des Kreises betreut. Die Polizei muss dennoch jedes Mal aktiv werden.

Jeder Vermisstenfall ist für die Angehörigen quälend, vor allem wenn er zunächst gar nicht geklärt werden kann. Sie befinden sich in einem Zustand der Ungewissheit, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, wissen nicht, ob der Verlust womöglich für immer ist. Helfen könne es, sich Ablenkung zu erlauben, sagt die Psychologie. Gleichzeitig sollte man das Thema nicht einfach verdrängen. Verständnisvolle Gespräche oder die offizielle „Erlaubnis“ zu trauern und sich einen Verlust einzugestehen, machten es den Hinterbliebenen leichter.

Weniger Einrichtungen: Weniger Vermisste

Im vergangenen Jahr zählte die Polizeiinspektion Worms in ihrem Zuständigkeitsbereich 65 Vermisstenfälle, davon betrafen 35 unter 18-Jährige. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den Vorjahren. 2021 waren hier 119 Menschen als vermisst gemeldet, 2022 noch 89. Der Grund? Es habe einen Rückgang von Einrichtungen gegeben, in denen Kinder und Jugendliche untergebracht sind, heißt es aus dem Polizeipräsidium Mainz. Manche Personen wurden sogar mehrfach als verschwunden aufgeführt. Im Westpfalz-Bereich, dem Nordpfälzerland und der Verbandsgemeinde Winnweiler, gab es seit Anfang 2023 noch einmal 62 zusätzliche Vermisstenfälle.

Nur wenige von ihnen ziehen sich über mehrere Tage oder sogar Wochen hin. Doch falls dem so ist, dann gibt es die Möglichkeit einer Öffentlichkeitsfahndung. Die wird vor allem eingeleitet, wenn man von einer Gefährdung einer Person ausgeht. Und wenn, wie das Präsidium aufzählt, „die Überprüfung möglicher Aufenthaltsorte, Befragungen von Zeugen, Einsatz von Hunden oder Handyortung“ nicht zum Ziel geführt haben.

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