Kaiserslautern „Über Vokuhila amüsiere ich mich heute noch“

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Unzählige Trends hat sie kommen und gehen sehen, manche auch mit sicherem Gespür vorausgeahnt. Die Liebe zur Mode zieht sich als roter Faden durch das Leben von Doris Jünemann. In ihrem Kaiserslauterer Geschäft findet sie ihren Ausdruck.

Das Schaufenster lässt das windige Regenwetter vergessen. Frische Farben erzählen vom Frühling, machen hungrig auf Sonne, milde Temperaturen und Kleidung, die sanft umschmeichelt, anstatt warm zu verpacken. Es sind modische Versprechen, die die Damenwelt auf den Geschmack bringen möchten, sich textil etwas Gutes zu tun. „Es freut mich, wenn Kundinnen fündig werden und glücklich wieder rausgehen“, sagt Doris Jünemann und beschreibt damit, weshalb sie so gern ihre Modeboutique Success in der Pirmasenser Straße führt. „Was gibt es Schöneres, als Frauen Anregungen zum Wohlfühlen zu geben. Ich versuche immer, ihnen zu helfen, ihren eigenen Stil zu finden. Das ist mir ganz wichtig.“ Die Geschäftsfrau weiß sehr genau, wovon sie redet: Seit über vierzig Jahren ist sie in der Sparte zu Hause – die meiste Zeit davon selbstständig. Die Liebe zur Branche entdeckte sie schon als junges Mädchen – und zwar weit ab vom Schuss der Modewelt. „Ich bin in Heiligenmoschel aufgewachsen, dort hatten meine Eltern einen Bauernhof“, erzählt die 61-Jährige. „Weil es da natürlich kein einschlägiges Geschäft gab, ist der Inhaber eines Otterberger Bekleidungshauses über Land gefahren und hat uns die Mode ins Haus gebracht. Bei ihm habe ich dann auch meine Ausbildung im Einzelhandel absolviert und viel von ihm gelernt.“ Das war damals, in den späten 1960er Jahren, als die Röcke nicht kurz genug sein konnten, die ersten Schlaghosen auftauchten und durchsichtige Blusen Furore machten. Ein Stuttgarter Onkel ermutigte sie, auch mal jenseits der Pfalz Modeluft zu schnuppern. Jünemann folgte seinem Rat, sammelte Erfahrungen in zwei renommierten Modehäusern jenseits des Rheins und perfektionierte ihre Kenntnisse. „1976 habe ich mich dann mit einem eigenen Showroom im Sindelfinger Modezentrum selbstständig gemacht und hochwertige Kollektionen für baden-württembergische Modehäuser präsentiert und vertrieben.“ Vieles hat sie sich selbst angeeignet, das Wissen über Materialien, Stoffe und Schnitte. Nur das Gespür für Trends, das könne man nicht lernen. „Das muss man einfach haben. Und Leidenschaft für das, was man tut.“ Auf ihrem Weg sei sie stets von ihrer Familie bestärkt worden, betont Doris Jünemann. Die Verbundenheit zur Pfalz blieb eng, brachte aber ständiges Pendeln mit sich. „Nach über 20 Jahren wurde die Belastung einfach zu groß. Also hab’ ich beschlossen, zurückzukehren und mich in Kaiserslautern mit einem Geschäft für Damenmode niederzulassen.“ Das eröffnete im Jahr 2000 unter dem Namen Success – zu Deutsch Erfolg. „Ich habe viele Stammkundinnen, einen guten Kontakt zu den Nachbarn und fühle mich in der Gegend sehr wohl.“ Zwar liege der Handel im Wandel, die Konkurrenz sei stärker geworden, nicht zuletzt durch das Internet. „Aber der persönliche Kontakt und das Gespräch mit den Menschen lassen sich nicht ersetzen. Und auf beides lege ich in meinem Laden großen Wert.“ Manchmal schauten Kundinnen einfach nur auf einen kleinen Plausch vorbei. Das freut die Unternehmerin. „Denn es zeigt mir, dass sich die Leute wohl bei mir fühlen und mein Weg der richtige war.“ Wie ein roter Faden zieht er sich durch die Jahrzehnte mit all ihren verschiedenen Modetrends. „Die knalligen Farben und der flippige Flower-Power-Stil der 1970er waren genau mein Ding“, erinnert sich Doris Jünemann, „während ich mich über den Disco-Schick und die Vokuhila-Frisuren in den 1980ern noch heute amüsiere.“ Die 1990er seien gut fürs Geschäft gewesen. „Die Trends wechselten im schnellen Takt und viele neuartige Stoffe kamen auf den Markt.“ Die Zeiten, in denen die Geschäftsfrau viel unterwegs war, sind vorbei. Privat liebt sie es aber immer noch zu reisen, vorausgesetzt, das Geschäft lässt es zu. Denn ihre Freizeit ist knapp. Umso intensiver versucht Doris Jünemann sie zu nutzen, für die Familie, Fitness und das Hobby, dem sie abends am Herd nachgeht. „Ich koche sehr gern und am liebsten italienisch“, verrät sie. (juf) Die Serie „Der rote Faden“ spannt sich als Verbindung von Menschen, die einander schätzen, durch die Stadt. Doris Jünemann gibt ihn weiter an Heribert Braun.

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