Blickpunkt 32 Weltmeister-Medaillen für 44 Jiu-Jitsuka

Das Organisationsteam des Zen Bogyo Do mit dem neuen Präsidenten des Internationalen Ju-Jitsu-Verbandes Tyrone Abdul aus den USA
Das Organisationsteam des Zen Bogyo Do mit dem neuen Präsidenten des Internationalen Ju-Jitsu-Verbandes Tyrone Abdul aus den USA, der Training gab und begeistert ein Selfie mit den Organisatoren machte, die die Großveranstaltung auf die Beine gestellt hatten.

Der Zen Bogyo Do hat es sich und der Sportwelt bewiesen, er kann WM! Und wie! Ob Wettkämpfe, Rahmenprogramm oder Medaillenausbeute, der Otterbacher Verein hat es drauf. Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt, aber es ist viel geblieben.

Die Internationalen Jiu-Jitsu-Meisterschaften, ausgerichtet vom Zen Bogyo Do in Otterbach, sie sind Geschichte. Im Verein ist inzwischen wieder Trainingsalltag einkehrt. Gut, womöglich trägt nach den anstrengenden Weltmeisterschaften der eine oder die andere ein paar mehr graue Haare auf dem Kopf. Auf jeden Fall gab es wertvolle Erfahrungen sowohl in den Wettkämpfen zu gewinnen, als auch beim Lehrgang, der ebenfalls stattfand. Reicher ist der Verein obendrein an weltmeisterliche Medaillen. 32 Mal stand der Zen Bogyo Do mit insgesamt 44 Jiu-Jitsukas oben auf dem Podest. Es wurden 15 Weltmeistertitel, zehn Vizemeisterschaften und sieben Bronzemedaillen eingeheimst. Viel bewundert von der Konkurrenz: Alle vier Showteams des Zen Bogyo Do sicherten sich den Titel und ganz stark auch Jana Rödler und Katrin Frank, die sich Gold in der Paar-Kata sicherten und dabei auch Männer hinter sich ließen.

Manager für die Sportler

„Die Organisation dieser Meisterschaften hat von uns alles gefordert. Nicht die eigentlichen Meisterschaften waren die Herausforderung, sondern die gesamte Logistik drum herum“, ist Harald Westrich, Vorsitzender im Zen Bogyo Do, seinem Team, den vielen Helfern und Eltern dankbar für ein großes Engagement. Der Verein musste Hotels in Kaiserslautern buchen, ein Gala-Dinner organisieren, Besprechungsräume zur Verfügung stellen und vieles mehr. Der Berufsalltag plus die sportliche Vorbereitung auf die Heim-WM wollten natürlich ebenfalls bewältigt werden. Profisportler mit eigenem Management sind schließlich keine dabei.

Im Verein lief es vor der WM auch auf der Matte im eigenen Dojo auf Hochtouren. Muss ja, wo kommen sonst die Erfolge her? Der Zen Bogyo Do, das ist ein Team von 17 Trainern, die Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren und die verschiedenen Showteams trainieren. Dabei sind es laut Westrich nur etwa zehn Prozent der Mitglieder, die überhaupt auf Wettkämpfe gehen. Die wollen natürlich genauso ihr Recht.

Fabian Scherer ist gefragt

Ein Fall für Fabian Scherer. Bei ihm läuft die Logistik der Trainingsgruppen zusammen, er sorgt dafür, dass keiner hinten runterfällt und jeder die Hallenzeiten online einsehen kann. Praktischerweise können die Mitglieder auch alleine in der Halle trainieren. Morgens um 7 Uhr eine erste Trainingseinheit beim Zen Bogyo Do? Laut Scherer ist auch das möglich. „Wir Trainer sprechen uns gut ab“, ist das Miteinander für den Organisator und offiziellen Wettkampfbeauftragten wesentlich.

Natürlich sei die Zeit vor der WM schon fordernd gewesen. Galt es doch, die vier Showteams zeitlich unterzubringen. Mehr noch, gerade bei den Kindern und Jugendteams werde vorher viel gemeinsam unternommen, auch außerhalb des Trainings, einschließlich Übernachtungen in der Halle. „Teambuilding“ nennt es Scherer, der das Jugendteam zur Weltmeisterschaft führte. Dass er bei all dem Organisieren im Vorfeld, dem Wirken als Trainer, selbst Teil des Erwachsenenteams war und mit dem Team ebenfalls Weltmeister wurde, erwähnt Scherer erst auf Nachfrage. Auch seine Goldmedaille im Random-Attack sowie die Silbermedaille im Pairs (mit Partner Pascal Laqua) scheinen nicht so wichtig. „Ziel sind nicht die Medaillen. Ziel ist der Spaß an einer guten Darstellung der Kampfkunst“, bringt es Fabian Scherer auf den Punkt, was die Jiu-Jitsu-Truppe in Otterbach wohl ausmacht.

Es gibt viele, die wie Fabian Scherer einfach machen und nicht groß darüber reden. So saß etwa Tobias Föhst, stellvertretender Vereinsvorsitzender, während der WM nächtens an der Erstellung der Starterlisten, weil es Bitten nach Änderungen gab und weil die Meldungen vieler ausländischer Sportler Fehler in sich trugen. Föhst hat gehandelt, neu ausgerichtet und ist trotz Schlafmangels ebenfalls als Sportler auf die weltmeisterliche Matte, hat sie mit zwei Silberplätzen wieder verlassen, ohne große Erwähnung. Nur zwei der engagierten Mitglieder, zwei von vielen aus dem Vereinsteam.

„Aufwand hat sich gelohnt“

Für Harald Westrich, hat sich der Aufwand für die WM in Otterbach auch deshalb gelohnt, weil sich einige Wettkämpfer eine Teilnahme im Ausland so ganz ohne Sponsoren eben nicht leisten können. „Daher konnten wir vielen Mitgliedern das Erlebnis eines internationalen Wettbewerbs mal vor der eigenen Haustür vermitteln. Außerdem finden wir den gemeinsamen Austausch unserer Sportler mit den verschiedenen Nationen wichtig“, sagt Westrich und hofft, dass in zwei Jahren bei der WM in Sizilien auch wieder Sportler aus Ungarn und Südafrika, die, wie er vermutet, aus wirtschaftlichen Aspekten nicht in Otterbach waren, dabei sein können.

Gelohnt hat sich die WM auch für die Region, da ist Westrich überzeugt und macht die Rechnung auf: Jeder ausländische Teilnehmer hat mindestens 500 Euro hier in der Region gelassen für Hotel, Essen, Tanken, Eintritt in den Japanischen Garten, Gastronomie und so weiter. 300 Gäste mal 500 Euro. Das sind rund 150.000 Euro, die in die Region an diesem Wochenende geflossen sind. Das sei durchaus ein kleiner wirtschaftlicher Erfolg, zu dem der Zen Bogyo Do beitragen konnte.

Katrin Frank (oben auf dem Podest links) und Jana Rödler gewannen den WM-Titel im Paar-Kata. Sie sind im Vorstand des Zen Bogyo
Katrin Frank (oben auf dem Podest links) und Jana Rödler gewannen den WM-Titel im Paar-Kata. Sie sind im Vorstand des Zen Bogyo Do, hatten viel Organisation um die Ohren. Die Konkurrenz, auch die männliche, hatte trotzdem keine Chance.
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