Kaiserslautern Arbeitseinsatz zur Rettung einer besonderen Heidefläche

Klaus Platz (links) und Otto Neber (rechts) befreien die Heidefläche vom Wildwuchs.
Klaus Platz (links) und Otto Neber (rechts) befreien die Heidefläche vom Wildwuchs.

Auf dem Biotop an der Streuobstwiese unter der Stromleitung zwischen Erzhütten und Erfenbach kamen am Samstagnachmittag jede Mende Ast- und Heckenscheren zum Einsatz. Die Grünen im Ortsbeirat Erzhütten hatten unter der Regie von Klaus Platz dazu aufgerufen, das Verbuschen der Kulturlandschaft zu verhindern.

Wer am Ortsausgang Erzhütten auf den schmalen Schotterweg abzweigt, findet sich fast unvermittelt in einer bemerkenswerten Landschaft wieder. Der Wald öffnet sich hier, tritt gradlinig in der Art einer riesigen Schneise zurück. Die etwas bleiche Oktobersonne beleuchtet den weitläufigen Teppich, dessen noch zu ahnendes Violett in ein verblühtes Braun übergegangen ist. Auf sanften Wellen begleitet die Erzhütterer Heide den Wanderer ein gutes Stück. Über weite Flächen hinweg ist das Heidekraut dicht über flachen Hügeln zusammengewachsen. Schlanke Birken zeigen sich hier und da. Brombeerkraken haben sich flächig ausgebreitet. Gebüsch wirft lange Schatten in der herbstlichen Sonne.

Der pensionierte Förster Klaus Platz ist eben eingetroffen. Im Pkw-Anhänger blitzen Astscheren mit langen Griffen, handliche Werkzeuge und starke Akku-Sensen. „Die Heidefläche ist in die Jahre gekommen und droht allmählich zu verbuschen“, erklärt Platz. Verschiedene Baum- und Straucharten hätten sich dort in den vergangenen Jahren angesiedelt. Deren weitere Ausbreitung bedrohe durch fortgesetzten Lichtentzug die wertvollen Heidepflanzen auf dem Areal. „Die Birke ist eine Pionierpflanze, äußerst anspruchslos“, erklärt er. Von Anfang an werfe sie Schatten und in dessen Kegel habe Vegetation keine Chance. Zurückzudrängen sei sie nur ganz schwer. Denn sie habe im Wurzelbereich schlafende Knospen, die bei Gelegenheit bald wieder ausschlügen. „Die Heide bildet hier eine Kulturlandschaft, die der Diversität in der Natur zuträglich ist.“ Sie sorge dafür, dass mit ihr eine ganz eigene Lebensgemeinschaft von Insekten und anderen Tieren ihre Bleibe finde.

Neben der Mehlinger Heide einzigartig

Auf die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, eine wilde Buschlandschaft hier wachsen zu lassen, um CO2 zu speichern, sagt der Forstmann im Ruhestand: Daraus würde in wenigen Jahren Wald entstehen, der gerade in der Stromtrasse nicht besonders gut beherrschbar wäre. „Und wir wollen auch als Grüne im Ortsbeirat diese besondere Landschaft bekannt machen und darüber auch mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Neben der Mehlinger Heide ist nämlich diese Landschaftsform die einzige weit und breit“, erläutert Platz.

Nun treffen laufend Leute ein, die mithelfen wollen. Aus dem Anhänger heraus teilt der Förster im Ruhestand eine Astschere mit langen Hebelarmen nach der anderen aus. Nabu-Vorsitzender Jürgen Reincke arbeitet noch daran, die akkubetriebene Sense anzuschnallen. Da weist Platz auf die Größe der anstehenden Aufgabe hin. Am Heiderand nämlich hat sich eine massive Brombeer-Kolonie angesiedelt. Mit ihren langen Peitschen traktiert sie von vielen Seiten her das beschauliche Heide-Ambiente.

Torsten Hielscher hat sich mutig mitten dort hineinbegeben. Auf die Frage nach seiner Motivation dazu sagt er: „Die Gegend hier ist unser Wohnrevier.“ Es sei einfach sinnvoll, sich an dem Erhalt der Heidelandschaft zu beteiligen. Die Diversität in ihrem Lebensraum werde dadurch gestärkt. In diesem Moment arbeitet sich noch einmal der pensionierte Förster aus den Tiefen des Brombeer-Dickichts hervor. „Die hier ist eigentlich die größte Gefahr für die Heide.“ Triumphierend hält er den Spross der amerikanischen Traubenkirsche in die Höhe. „Früh austreibend und völlig unempfindlich verdrängt sie auch leicht die einheimischen Arten.“

x