Lautern gestern und heute Auf dem früheren Bismarckplatz tummeln sich Beton-Fußballer

Heute heißt die Ecke vor dem Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern Philipp-Mees-Platz.
Heute heißt die Ecke vor dem Polizeipräsidium Westpfalz in Kaiserslautern Philipp-Mees-Platz.

Auf dem Rasen des Philipp-Mees-Platzes vor dem Polizeipräsidium Westpfalz kicken die Beton-Fußballer von Christel Lechner in Erinnerung an die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und an die WM-Spiele in Kaiserslautern.

Von der Freitreppe des alten bayerischen Bezirkskommandos, des heutigen Polizeipräsidiums Westpfalz, verkündete Gauleiter Bürckel einer auf dem damaligen Bismarckplatz „angeordnet“ versammelten Menschenmenge am 11. März 1933, dass die NSDAP in Bayern und damit auch im bayerischen Kaiserslautern die Macht übernommen hat.

Auf der Ostseite des Platzes zur Eisenbahnstraße hin erinnert ein Gedenkstein an die Opfer des Faschismus in den Jahren 1933 bis 1945. Auf der nordwestlichen Ecke des Platzes steht eine etwa 130 Jahre alte Platane. Der Baum hat einen Stammumfang von 3,80 Meter und er erreicht eine Höhe von 23 Metern. Seit 1978 steht er in der Liste der Kaiserslauterer Naturdenkmäler.

Namensänderung im Jahr 1995

Den Namen Philipp-Mees-Platz bekam die kleine Freifläche 1995. Philipp Mees war seit 1921 SPD-Mitglied, seit Anfang der 1930er Jahre stellvertretender Betriebsrat und Obmann der Vertrauensleute im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Kaiserslautern. Er war aktiver Gewerkschaftler. Für die Nationalsozialisten galt er als Hauptfunktionär der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Er wurde 1938 verhaftet und kam in das Konzentrationslager Dachau. Er überlebte und führte nach dem Krieg seine Arbeit fort.

Nach Plänen von Ludwig Ritter von Stempel

Vor dem Bezirkskommando, das 1893 erbaut wurde, legte die Stadt damals eine Freifläche an, um die Wirkung des Gebäudes hervorzuheben. Der Denkmalschutz bezeichnet den Bau als „schlossähnliches Verwaltungsgebäude mit aufwendiger Gliederung im Stil des Neubarock“. Das Bezirkskommando wurde nach Plänen des damals in Kaiserslautern sehr aktiven Architekten Ludwig Ritter von Stempel gebaut. Nach seinen Entwürfen wurden auch der Humbergturm, das ehemalige Postgebäude in der heutigen Karl-Marx-Straße, das Finanzamt in der Eisenbahnstraße, die Kottenschule und die Apostelkirche gebaut.

Der Kaiserslauterer Verschönerungsverein, der schon seit Anfang der 1880er Jahre tätig war, schmückte die Freifläche vor dem Bezirkskommando mit einem aus Sandstein gehauenen Brunnen des Bildhauers Heinrich Bernd mit Fabelwesen. Der Brunnen sprudelte bis 1895. Dann musste er einem von Joseph Menges geschaffenen Bismarckdenkmal weichen, und die bis dahin namenlose Fläche bekam den Namen Bismarckplatz. Das historische Foto des Bismarckplatzes, eine kolorierte Ansichtskarte, wurde im Jahr 1905 aufgenommen.

Das Denkmal wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen

Das Denkmal wurde im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Der Platz behielt jedoch den Namen Bismarckplatz, bis Ende der 1930er Jahre. Dann verschwand der Name aus Stadtplänen und Straßenverzeichnissen. Die Freifläche blieb namenlos bis 1995. Der 1895 vom Bismarckplatz entfernte Brunnen ist noch erhalten. Die Stadt hat ihn in die Bremerstraße beim Waldschlösschen umgesetzt, wo er heute noch als Albrechtsbrunnen in Erinnerung an König Albrecht steht, der Kaiserslautern den Stiftswald geschenkt hat. Im Jahr 1911 hat der Bildhauer Adolf Bernd dem Brunnen eine Sandstein-Knabenskulptur mit Ferkel aufgesetzt, ein Hinweis auf das Recht der Schweine-Eichelmast in historischer Zeit. Die volkstümliche Bezeichnung des Brunnens ist heute „Saubrunnen“.

Die kolorierte Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 zeigt den früheren Bismarckplatz zwischen Logenstraße, Bahnhofstraße und Eisenbah
Die kolorierte Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 zeigt den früheren Bismarckplatz zwischen Logenstraße, Bahnhofstraße und Eisenbahnstraße.
x