Kaiserslautern Beifall und einzelne Buh-Rufe

Mit der Premiere der Richard Strauss-Oper „Friedenstag“ hat sich das Pfalztheater am Samstagabend eindrucksvoll in der neuen Spielzeit zurückgemeldet. In der Premierenfeier mit zahlreichen Vertretern von Politik und Wirtschaft dankte Kulturstaatssekretär Walter Schumacher dem Intendanten, „dass er dem Publikum so viel zutraut“ und er verbeugte sich vor Regisseurin Kerstin Maria Pöhler, die das Werk auf die Bühne gebracht hat.

Nach der knapp zweistündigen Vorstellung hatte das Premierenpublikum anhaltenden Applaus den Solisten und dem Chor gespendet, dessen 80 Mitglieder ihm in der Schlussphase so nahe wie sonst nie gekommen waren. Für die Inszenierung gab es ebenfalls viel Beifall, dazu einzelne Buh-Rufe, gekontert von Bravo-Rufen. „Was ich erzählen wollte, habe ich erreicht; ich bin absolut zufrieden“, antwortete die Regisseurin der RHEINPFALZ. Wenn eine Produktion polarisiere, wenn sie eine Energie erzeuge, die bei den Leuten eine Reaktion auslöse, sei sie zufrieden. Mit Buh-Rufen müsse man – angesichts der Brutalität, die die Inszenierung auch beinhalte – rechnen. Die Umfrage der RHEINPFALZ unmittelbar nach der Vorstellung ließ den Befragten wenig Zeit, die teilweise schwere Kost zu verdauen. Der Präsident der Lebenshilfe Westpfalz, Walfried Weber, sprach von einem Stück, von dem man sich erholen müsse. Die Metamorphosen (im Anschluss an die Oper) habe er gebraucht zum Abklingen: „Ich bin sehr beeindruckt von der Tiefe des Stücks, dem Bezug zur Realität, das rüttelt auf, macht auch nachdenklich.“ Großes Lob für die Stimmen, das Bühnenbild mit seinem starken Bezug zur Realität. „Ich würde das Stück jedem weiter empfehlen, gerade der Jugend“, so Weber. „Eine herausragende Produktion, ein wirklicher Coup des Pfalztheaters“, begeisterte sich der Leiter des städtischen Kulturreferats, Christoph Dammann: „Eine der besten Opernproduktionen, die ich den letzten Jahren gesehen habe; in jeder Hinsicht Spitze. Ich bin überwältigt.“ Buchhändler Morphy Burkhart lobte die Leistung von Orchester und Ensemble; seine Einwände galten dem Komponisten: „Strauss ist mir zu undramatisch, sowohl im Libretto wie in der Musik fehlt mir die Spannung.“ Man sehe von Anfang an, wo es hinlaufe. Der Inszenierung seien ein paar gute Sachen eingefallen. Besser als die Oper hatten Burkhart die anschließenden Metamorphosen mit den großen Schwarz-Weiß-Bildern gefallen: „Das hat die Geschichte in die Zeit geholt.“ „Wir sind beide total begeistert“, gestanden Karin Kolb und Brigitte de Jesus. Außerdem: „Wir haben festgestellt, auch Frauen können tolle Inszenierungen machen.“ Das langjährige Mitglied des Stadtrats, Kolb, war überzeugt, dass die Inszenierung die Besucher anziehen wird: „Die Thematik ist hochaktuell, die Stimmen der Solisten sind großartig und unser Chor ist Weltspitze“, so Kolb. Dass die Pfalztheater-Inszenierung bundesweit Aufmerksamkeit findet, berichtete Intendant Urs Häberli. „Wir sind das einzige Haus, das den ,Friedenstag’ in diesem Jahr aufführt.“ Sogar aus Berlin seien Anfragen gekommen. Häberli dankte dem Team des Hauses, den Solisten, Musikern, dem Chor und ganz besonders der Regisseurin für ihre Inszenierung. Der Vorsitzende der Freunde des Pfalztheaters, Michael Krauß, sprach von einem „grandiosen, bewegenden Abend“. Im Namen des Vereins gratulierte er mit weißen Rosen. Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder verband seine Würdigung der Inszenierung mit Grundsätzlichem: „Was das Theater seinen Freunden und Gästen vermitteln will, ist, dass ein Theater für Diskussion sorgen und die Besucher zum Nachdenken bewegen will über Gedanken, die die Stücke vermitteln wollen.“ Der „Friedenstag“ sei in mehrfacher Hinsicht schwierig. Die Oper sei entstanden am Vorabend des Zweiten Weltkriegs und werde aufgeführt in einer Zeit, „in der wir überall in der Welt mit schrecklichen Kriegen konfrontiert werden“. Die aktuelle Auslastung des Pfalztheaters wertete Wieder als ein Zeugnis dafür, dass die Menschen die Arbeit des Theaters weiter unterstützen. „Wir sind stolz auf dieses Haus, auf dieses Team“, sagte Oberbürgermeister Klaus Weichel. Das ganze Haus könne auch stolz auf diese Einrichtung sein: „Wir haben mit dem Angebot des Pfalztheaters einen kulturellen Leuchtturm, der weit in die Region hinausstrahlt, an das Haus bindet und erstaunliche Auslastung schafft.“

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