Kaiserslautern Besser so

Ist das Kunst oder kann das weg? Die Metallplastik „Im Eck“, ein typisches Werk mit Rohren und Stangen des berühmten Künstlerpaars Matschinsky-Denninghoff, die vor dem schönen Zweibrücker Rathaus steht, kann weg, meinten einige Menschen bei der Stadtverwaltung. Im Sommer war sie plötzlich verschwunden. An ihrem Platz standen nun Platanen in Metallkübeln (immerhin, Metall war noch da), die den großen Platz gemütlicher machen sollten. Zum Glück hob ein Sturm der Entrüstung an, nicht nur seitens des Kunstvereins, dem Besitzer der Plastik, der sie der Stadt überlassen hatte. Viele Bürger machten ihrem Ärger Luft – so wie andere Bürger schon aufbegehrt hatten, als die Plastik vor etlichen Jahren aufgestellt und als „Ofenrohr“ verspottet wurde. Doch die Zweibrücker sind lernfähig, die Bürger, denen die zahlreichen raumgreifenden Metallplastiken in der Innenstadt inzwischen ganz lieb sind, und auch die Stadtverwaltung, die im Herbst „Im Eck“ wieder brav zurückstellte. Besser so! Für 2015 lässt die Posse hoffen, dass die anderen Freiluft-Kunstwerke alle da bleiben, wo sie sind – nicht nur in Zweibrücken. (adi/Foto: Steinmetz) Seit gut einer Dekade ist es ja glücklicherweise in der hiesigen Popmusik nicht mehr verpönt, auf Deutsch zu singen. Wir sind Helden, Tomte und Kettcar haben da eine Tür aufgestoßen und mit klugen Texten die Latte hoch gelegt. Erfolgreicher waren dann zwar Bands wie Silbermond und Juli mit simpleren Botschaften, aber ok. Die beliebteste deutschsprachige Band des Jahres 2014, zumindest laut Bundesvision Song Contest, ist jedoch lyrisch eine Katastrophe. Revolverheld ist für jeden, der Sprache liebt, unerträglich. Die oft – um es mit Stefan Raab zu sagen – „unfassbar“ banalen Texte des Quartetts sorgen für Fremdschämen: Sie transportieren ein antiquiertes Geschlechter- und Beziehungsbild (). Sie reimen sich teils gequält. Und im aktuellsten Hit werden gar alle denkenden Menschen beleidigt. Ganz zu schweigen von der offenkundigen Geographieunkenntnis der Bremer Band. Bitteschön: Klar, das Berliner und das Kölner Meer. Menschen, die Fragen stellen, wollen Revolverheld als Hörer logischerweise nicht. Ihr Fazit aber ist löblich: Gerne doch. 2015 bitte keine unterirdischen Lyrics mehr. Besser so: Revolverheld nehmen Nachhilfeunterricht im Texten. Vielleicht erbarmt sich Grönemeyer. Und wir freuen uns auf Neuerscheinungen von Bands, die stimmiger dichten können. Gleich am 9. Januar zum Beispiel kommt Olli Schulz mit einem neuen Album um die Ecke. Ein Song darauf trägt den schönen Titel „Als Musik noch richtig groß war“. (ütz) Ist eine unoriginelle Meinung. Ist aber wohl so: Amazon = böse. Zumindest, was das Buchgeschäft betrifft. Der Internethändler vertreibt Romane, die mit heißen Herzen gelesen werden, kalt wie ein Fisch. Und wie Amazon mit Verlagen verhandelt = übel. Das Unternehmen aus den USA nutzt dabei sein Quasi-Monopol aus, das übrigens wir ihm gegeben haben. Wegen Faulheit. Kaufen-Knopfdrücken-Paketeannehmen. Wir können es der Firma auch wieder nehmen. Wir = mächtig. Wie das? Mal beim Buchhändler in der Nähe nachfragen. Besser so. (mac) 2014 war nicht das Jahr des Markus Lanz. Jeder, der im weniger kritischen, dafür umso mehr auf Quoten schielenden Journalismus etwas auf sich hielt, mischte munter mit beim Lanz-Bashing. Selbst die Gäste, denen er mit Eiswürfeln in der Hose die wunderbarsten Erfrischungen organisierte oder die er in todschicke Katzenmützen einkleidete, fielen dem smarten Südtiroler irgendwann in den Rücken und machten sich über Deutschlands allerbeliebteste Samstagabendshow „Wetten, dass..?“ (doch, die Sendung gab es 2014 tatsächlich noch) lustig. Dabei gab doch auch Lanz selbst sein Allerbestes: Er machte zum Beispiel Liegestützen mit einem Bierkasten auf seinem Rücken oder ließ sich einen unglaublich sexy aussehenden Schnurrbart wachsen. Allein, es half alles nichts: „Wetten, dass..?“ hat ausgedient, die TV-Präsenz von Markus Lanz ist fortan auf seine Talkshow begrenzt. Das ist schade. Besser so: Das ZDF holt ein mit dem Lanz-Wechsel zu „Wetten, dass..?“ eingemottetes Format wieder aus dem Keller: „Lanz kocht“. Das ist jetzt wirklich nicht ironisch gemeint. Ich gestehe, dass ich ein großer Fan von TV-Kochshows bin, und jene von Lanz am späten Freitagabend war mein absoluter Favorit. Ein Wiederaufleben der Sendung würde ungeahnte Chancen eröffnen: Zum einen wäre mein Freitagabend auch dann noch gerettet, wenn der 1. FC Kaiserslautern sein Abendspiel verloren hat. Zum anderen könnte man den Kochsendungen-Wildwuchs vielleicht etwas eindämmen, indem man die Mälzers, Lichters, Hensslers, Lafers und Schuhbecks dieser Welt wieder einfängt und in die umfangenden Arme des stets freundlichen Herrn Lanz zurücktreibt. Für diesen schließlich könnte die Wiedergeburt seiner Küchenshow den Tag der Abrechnung bedeuten, an dem er seine Kritiker mal so richtig ein- beziehungsweise abkochen könnte. Wohl bekomm’s War da mal was? Schon. Es war so, dass herrliche Genugtuung ins Herz der Ludwigshafener schoss. Angesichts dieser Architektur. Damals. Das „höchste Haus Deutschlands“ ragte plötzlich in den Himmel der Stadt. Der amtierende Oberbürgermeister Werner Bockelmann, stolz wie Bolle, sprach im Angesicht des Neubaus von einem „Symbol des Aufbauwillens“ in einem vom Krieg ruinierten Umfeld. „Ein Industrie-Walhall“, stand In der RHEINPFALZ vom 22. März 1957 über das tags zuvor eingeweihte, zu der Zeit vorbildlose 101,60 Meter hohe, 27 Meter breite und 55 Meter lange Engelhorn-Hochhaus der BASF. Das Gebäude, leicht, radikal, ein schlanker Bau auf schrägen Stützen, mit vollverglastem Erdgeschoss wirkte immer beinahe abgehoben, wie entmaterialisiert, wenn man es sah, von ferner näher kommend. Oben ein auskragendes Flugdach. Unten, im spitzen Winkel daneben, die flache Eingangshalle mit einem sanft gewellten Dach. Ein Signet der Stadt war das BASF-Hochhaus, himmelfliegendes Wirtschaftswunder-Wahrzeichen war es, ein Logo, ein von weitem sichtbarer Orientierungspunkt und eine Navigationshilfe. Natürlich war das Haus denkmalgeschützt, natürlich nur von der für ein Unternehmen wie BASF wenig furchteinflößenden Unteren Denkmalschutzbehörde Ludwigshafen. War. Mittlerweile klafft, wo das Symbol stand, das geschichtliche Dokument, eine Lücke. Sie kann als Mahnmal gelten. Abgerissen. Platt ist die Architektur jetzt, Ende 2014. Die Denkmalbehörde hat dem Abriss zugestimmt. Wegen der – von der BASF - erwiesenen Unwirtschaftlichkeit des Gebäudes. Wegen PCB, Asbest und Materialermüdung sagt der Konzern, dessen Kernkompetenz Materialfragen sind. Wegen der von der BASF veranschlagten Sanierungskosten von 100 Millionen Euro. Zu viel Geld. Sagt die BASF, die 2013 einen Jahresumsatz von 74 Milliarden Euro vermeldet. Das Foto auf dieser Seite zeigt das Engelhorn-Hochhaus kurz vor dem endgültigen Exodus. Was für ein trauriges Bild. Den Rhein hoch, rund 300 Kilometer, in Düsseldorf, hat man andere Ansichten. Dort strahlt himmelhoch ein Gebäude, das so etwas wie die Referenz-Architektur des BASF-Hochhauses darstellt. Das weltberühmte Düsseldorfer Dreischeibenhaus ist bald nach dem Ludwigshafener Gebäude eingeweiht worden. Gebaut ist es vom selben legendären Architekturbüro. HPP, Hentrich und Pentschnigg & Partner wie sich die Architektengemeinschaft bis heute nennt, gilt was in der Welt. Und der Bau der Architekten in der Pfalz ist der direkte Vorläufer der Düsseldorfer Architektur gewesen, die bis 2010 ebenfalls das Markenzeichen einer Firma war, Thyssen Krupp. Damals war das Gebäude mindestens so marode wie das BASF-Pendant. Jetzt ziehen dort wieder Mieter wie die Beratungsfirma Roland Berger in die 25 Etagen ein. Das Touristikunternehmen Alltours ist von Duisburg weggezogen und residiert mit fast 500 Mitarbeitern in der – wieder vom Architekturbüro HHP – von Grund auf sanierten Ikone der Nachkriegsmoderne. Ein privater Investor hat sie gekauft. Der Ex-Pharma-Unternehmer Patrick- Schwarz-Schütte, der zusammen mit der Hamburger Projektentwicklungsfirma Momeni rund 250 Millionen Euro (! ) investierte, um sie zu erhalten. Dafür genügt das Dreischeibenhaus auch beim Energieverbrauch jetzt den höchsten Normen. Was für ein schöner Bau. Die äußere Fassade ist erhalten worden, innen wurde eine neue gebaut. Das Haus hat jetzt eine Dreifachverglasung. Besser so. Im Rheinland blickt man offensichtlich eben mehr durch als in der Pfalz. (mac) Raclette ist eigentlich unpolitischer Käse. Na ja. Irgendwie umweht das Elektroöfchen auch ein Hauch von Freiheit. Jeder darf auf die kleinen Teflonschaufeln häufen, worauf er Bock hat. Ein FDP-Essen sozusagen, nur cool. Doch Zeiten ändern sich. Als ich vor zwei Wochen eine Einladung von einer Freundin zum Racletteessen bekam, ahnte ich nicht, dass es neben Kartoffeln, Käse, Pilzen und Mais nur noch Tofu für mein Förmchen geben würde. Die Gastgeberin ist Vegetarierin. Seit Kurzem, wie sie mir beim Sekt gestand. Auch für die anderen Gäste ist Gemüse das bessere Fleisch. Der Abend war nett. Fast. Bis zu meiner Frage: Wäre es für euch ok, wenn ich mir fürs nächste Mal Salami mitbringen würde? Falsche Frage. Autsch. Eine halbe Stunde wurde ich belehrt, warum Fleisch böse ist – und ich auch. Dabei habe ich mich ziemlich doof gefühlt, denn mit Ethikunterricht am Esstisch hatte ich nicht gerechnet. Wo ich doch schon in meiner WG wegen meiner Fleischfresserei als Neandertaler gelte. Unser Kühlschrank ist grüner als Claudia Roth. Dabei habe ich nichts gegen Vegetarier oder Veganer. Außer wenn sie missionieren und essen zur Religion mutiert. Besser so: Jeder lässt den anderen 2015 sein, was er is(s)t. Denn was andere auf dem Teller haben, kann einem doch wurst sein, oder? (ansc) Irgendwann in diesem Jahr, das heute gnadenlos ausläuft, saßen mir in der RHEINPFALZ-Redaktionskonferenz vier Männer mit Bärten gegenüber. Und ich dachte: Hmmm. Dachte als Typ, der in der Bronzezeit jung war, an ZZ Top, die Band. Nicht, dass ich sie je gemocht hätte. Aber ihr Markenzeichen war, vielleicht ist (gibt es ZZ Top noch?), der Bart. Sie könnten heute damit jede Berliner Bar betreten und wären ganz vorn mit dem Gesichtsgefussel. Sehen ja jetzt alle so aus da. Dazu enge Hosen, die langen Haare zu einem Dutt gewurschtelt. Für mich ist das ja nichts, obwohl ich es natürlich probiere. Nicht nur wegen der engen Hosen. Nach fünf Tagen Bartwuchs verlässt mich immer der Mut. Außerdem hat meine Tochter vor kurzem einmal gesagt, wegen der Bartstoppeln: „Frauen sind viel zarter als Menschen.“ Besser so. 2015 wird sich wieder öfter rasiert. Und vielleicht reden wir auch noch einmal über das mit den Menschen. (mac) Dass Menschen gern Filme mögen, in denen sich Jugendliche gegenseitig töten müssen, habe ich auch 2014 nicht verstanden. Besser so: Nur den zugehörigen Soundtrack inklusive dem neuen Hit von Lorde hören, die im Video zu „Yellow Flicker Beat“ auch ganz gewaltfrei daherkommt. Und 2015 soll ja auch ein neues Album der hoch talentierten, gerade mal 18-jährigen Songschreiberin aus Neuseeland kommen. (ütz) Schon wieder ein Jahr vorbei, das mit guten Vorsätzen begonnen hat. Sie glauben jetzt wahrscheinlich, dass es mir so ging wie allen jedes Mal: Spätestens Ende Januar ist wieder alles, wie es war. Gut: Schmuddelwetter im Januar ist immer eine schöne Entschuldigung, nicht sofort mit dem morgendlichen Waldlauf zu beginnen, und dann ist doch wieder alles ... Diesmal aber nicht!!! Ich gebe zu: An mir hat’s nicht gelegen. Es war die Rolltreppe auf Gleis eins im Bahnhof Ludwigshafen-Mitte, die dafür gesorgt hat, dass ein träger Redakteurskörper wenigstens einmal am Tag gefordert wurde. Schon deswegen, weil der Höhenunterschied am Abend doch recht schnell überwunden werden musste, sonst drohte die oben schon einfahrende S 1 in Richtung Westen zu verschwinden. Man erinnerte sich beim Sprint bergauf an Berichte aus dem Vorjahr. Irgendwer hat da den Kollegen aus der Lokalredaktion in Ludwigshafen erläutert, man könne halt nur den defekten Aufzug oder nur die defekte Rolltreppe reparieren. Beides ginge nicht. Klang irgendwie einsehbar. Zumal besagte Rolltreppe anscheinend ein kapriziöses Eigenleben führte. Morgens, auf dem Weg zur Redaktion, sah man sie froh in Bewegung, man selbst dachte: Jetzt musst Du halt doch im Wald laufen. Abends stand sie wieder. Zwischen August und Ende November jedenfalls rollte sie ungefähr drei Mal. Und man wollte sich schon bedanken bei jenen, die so rührend um die Fitness der Fahrgäste besorgt sind. Seit ein paar Tagen aber rollt sie, tatsächlich, auch am Abend. Ok, so geht’s also nicht mehr. Besser so: Ich sorge 2015 anders für meine Kondition. (gil)

x