Kaiserslautern Das Alte stabilisieren, das Neue zurückstellen

„Wir haben uns vorgenommen, neue Ideen, egal wie gut oder sinnvoll sie sind, zunächst für ein halbes Jahr zurückzustellen.“ Petra Neumahr beschreibt mit diesen Worten die Richtung, die das Mehrgenerationenhaus im neuen Jahr erst einmal einschlagen wird. Der Grund: Wenn sich die Personaldecke nach einer dünnen Finanzdecke strecken muss, hilft Jammern wenig; man muss eben zusehen, wie man sich arrangiert und das Beste daraus macht.

Mit 30.000 Euro aus dem Fördertopf des Europäischen Sozialfonds, für die im Herbst die Zusage gekommen war, dazu 20.000 Euro von der Stadt, sah die Einrichtung in der Kennelstraße 7 zwar Planungssicherheit erreicht. Dass damit aus Mangel an personeller Unterstützung keine allzu weiten Sprünge gemacht werden können, war der Leiterin des Mehrgenerationenhauses allerdings damals schon bewusst. So wie Petra Neumahr die Situation beschreibt, liegt das Problem paradoxerweise im Erfolg des ausgesprochen breiten Angebots. Mittlerweile sei das Haus von morgens bis in die späten Abendstunden hinein durch verschiedene internationale Gruppen belegt; die Schlüsselübergabe gestalte sich da schon schwierig. Neumahr hat für die Leitungsfunktion im Mehrgenerationenhaus eine halbe Stelle zur Verfügung. Dazu kommt eine weitere halbe Stelle in der Verwaltung sowie eine junge Frau im Bundesfreiwilligendienst. Wenn im März das Projekt „Mut zur Bildung“ ausläuft, bedeutet dies für das Haus, dass Svetlana Bakina nicht mehr wie bisher eine Dreiviertelstelle im Projekt und zehn Stunden für das Mehrgenerationenhaus arbeiten wird. „Frau Bakina war praktisch den ganzen Tag über im Haus“, schildert Neumahr. Während neue Ideen also erst einmal zurückgestellt werden sollen, will man sich im Mehrgenerationenhaus darauf konzentrieren, Bestehendes zu stabilisieren und neu zu bewerben. Als Beispiele nennt Petra Neumahr die Sitztanzgruppe für Menschen mit Bewegungseinschränkungen donnerstags ab 14.30 Uhr und das Café Zeitlos dienstags und donnerstags ab 13 Uhr. Platz für Migranten, die unter Anleitung ihre Kenntnisse der deutschen Sprache verbessern möchten, ist auch noch im moderierten Erzählcafé vorhanden, das einmal monatlich stattfindet. Der Tai-Chi-Kurs montags ab 9.30 Uhr kann ebenfalls noch Interessenten aufnehmen und der Tauschring mit bisher 150 Mitgliedern kennt nach oben hin sowieso keine Grenze. Noch relativ neu, aber schon ausgesprochen stark nachgefragt ist der „Veganbrunch“ alle zwei Monate sonntags im Mehrgenerationenhaus. Das Angebot entspreche auf seine Art der Ausrichtung des Hauses, mit zeitgemäßen Formen Begegnungen zu fördern, betont Neumahr. Der Brunch sei zwar regelmäßig ausgebucht; die Veranstalter wollten bei den jeweils erforderlichen Anmeldungen aber bewusst immer wieder auch neue Gäste zum Zuge kommen lassen. Ziemlich neu ist auch der „Kotten-hopp“, der jeden zweiten Samstag des Monats ab 19 Uhr zum gemeinsamen „Swingen“ einlädt. Zum Internationalen Frauentag Anfang März plant das Haus gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten eine Benefizveranstaltung unter dem Motto „Weibsbilder“. Bei dem von Frauen gestalteten Projekt zugunsten eines indischen Frauenprojekts wirkt die Theatergruppe um Pfalztheater-Schauspielerin Hannelore Bähr mit und es werden Frauenporträts versteigert. In einer weiteren Aktion im Foyer des Pfalztheaters ist für Mittwoch, 22. April, ein internationales Fest mit Tanz und Musik geplant, das das aktuelle Spielzeitmotto „Spiel – Plan – Europa – Plan – Spiel“ aufgreifen wird. Die Leiterin des Mehrgenerationenhauses ist überzeugt: „Wir könnten noch mehr tun.“ An Anfragen von Ehrenamtlichen, die ein sinnvolles Einsatzfeld suchen, fehlt es ihr nicht. Das Organisatorische bleibe aber halt an den hauptamtlichen Mitarbeitern hängen. Ein Einschnitt war der Verkauf des Marienheims. Damit seien neben Lagerflächen auch Parkflächen für den Behindertentransport weggefallen, beklagt Petra Neumahr mit Hinweis auf den gemeinsamen Mittagstisch einmal in der Woche. Das Angebot, bei dem Ehrenamtliche für die Gäste kochen, sei noch nie so gut gelaufen wie jetzt. Gehbehinderte werden zum Mittagessen abgeholt. (krh)

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